Wechsel an Verlagsspitze Rowohlt-Autoren wehren sich gegen Verlegerwechsel

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An der Rowohlt-Spitze zeigt sich ein neues Gesicht: Der Autor und Journalist Florian Illies soll die Leitung des Hamburger Verlags übernehmen. Der Wechsel allerdings, trifft auf Gegenwehr vieler Autor*innen.

Quelle: Rowohlt/Presse

Zwei Wochen ist es her, als Joerg Pfuhl, Chef der Holtzbrinck Buchverlge, mit stolz verkündet hatte, dass Florian Illies die Leitung des Rowohl Verlags übernehmen, und damit Barbara Laugwitz ablösen wird. Illies, der von Pfuhl als ein "seltener Glücksfall für Rowohlt" bezeichnet wurde, hatte sich diesen Antritt wohl anders vorgestellt. Denn zwei Wochen nach der Bekanntgabe des Wechsels steht die Konzernspitze nun vor einer ungeahnt schwierigen Aufgabe: Viele Verlags-Autor*innen zeigen sich unzufrieden und fassungslos.

Es scheint so, als hätten die Manager unterschätzt, wie beliebt Barbara Laugwitz bei den Autor*innen ist. Unverständniss und Verärgerung über den Rausschmiss werden in einem Schreiben deutlich, welches am Mittwoch veröffentlicht, und unter anderem von Katharina Adler, Till Raether, Eugen Ruge und Heinz Strunk unterzeichnet wurde. "Viele von uns sind verwundert über diesen Vorgang, einige entsetzt.", heißt es darin.

"Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall"

Bereits der Bestseller-Autor Daniel Kehlmann ("Tyll", "Die Vermessung der Welt") hatte während einer Preisverleihung in Berlin mit Unverständnis bezüglich des Wechsels reagiert. Im Namen unterschiedlichster Kollegen bedankte er sich am Ende seiner Rede bei Laugwitz für ihre souveräne und tatkräftige Arbeit. Auch in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wurde bereits von verschiedenen Autoren Kritik geäußert. "Barbara ist einfach eine brilliante Verlegerin gewesen. Ich kann nur glauben, dass ihr Rauswurf ein schrecklicher Irrtum war", schrieb der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen. Siri Hustvedt, ebenfalls Rowohlt-Autorin, beklagte die rätselhafte Entlassung einer Frau, "die so brilliant gearbeitet hat". Wütender reagierte die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek mit den Worten: "Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall".

Wir können das verstehen, aber...

Joerg Pfuhl bemüht sich seitdem darum, die angespannte Situation zu besänftigen. Auch zeigte er Verständis für die Verärgerung der Autor*innen: "Ich nehme Ihre Sorgen und Beunruhigungen sehr ersnt", heißt es in einem der Deutschen-Presse-Agentur vorliegenden Antwortschreiben. Laugwitz Erfolge als Programmmacherin seien ebenso wie ihr Einsatz für die Autor*innen unbestritten. Gleichwohl könne es durchaus passieren, dass es zu unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten kommen könne.

Vor allem die Unmöglichkeit mit Laugwitz in Kontakt zu treten, hatten einige Autor*innen als "unverständlich und unwürdig" kritisiert. Hierzu schreibt Pfuhl: "Es bestand eine Vertraulichkeitsregelung bis zur Veröffentlichung der Pressemitteilung. Natürlich wollten wir die Beziehung zwischen Ihnen und Frau Laugwitz nicht unterbinden". Über die Gründe für die Entlassung wird also weiterhin spekuliert. Einige Medien kritisierten "die geringe öffentliche Präsenz" von Laugwitz, für andere ist die umstrittende Personalie ein Ausdruck der Krise am Buchmarkt - das autorenzentrierte Verlegen gerate immer mehr ins Hintertreffen.



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