Blumenhändler klagen über verdorbene Primeln und Stiefmütterchen. Gartenfreunde kaufen nichts, weil der Boden schneebedeckt oder gefroren ist. Dafür ist Vogelfutter seit geraumer Zeit restlos ausverkauft. (Aber man kann den fliegenden Freunden Rosinen, Sonnenblumenkerne und Haferflocken anbieten, das nehmen sie gern.) Die Natur macht, was sie will! Fegt uns eine Ladung Schnee vor die Tür, zu Ostern! Und sie pfeift sogar auf die ihr von den Menschen auferlegte Sommerzeit.
Unser Kater pfeift auf die Winterzeit. Vor genau 2 Jahren beschloss er nur noch nach der Sommerzeit zu leben. So weckt er uns auch im Winter Tag ein, Tag aus pünktlich um 5.30 Uhr, weil er um diese Zeit Hunger bekommt.
Ich wundere mich, dass die völlig sinnlose Zeitumstellung nicht endlich beendet wird. Petitionen mit dieser Forderung habe ich unterschrieben, etliche Male. Sehr gerne würde ich auch im Winter bis halb sieben durchschlafen.
Im Park gab es vorgestern hoffnungsvolle grüne Flecken mitten im Schnee, wie von einem Riesen freigeleckt, und auch wenn die Teiche größtenteils zugefroren waren, diese kleine Hoffnung auf den endlich nahenden Frühling bereitete mir angenehm warme Gedanken. Ich zog sogar den Daunenmantel aus und setzte meinen Weg im Pullover fort. Doch über Nacht fiel wieder so viel Schnee, dass es hier plötzlich aussah wie in Bing Crosbys Winter-Wunderland.
Der Bärlauch, der Tage zuvor noch frech durch den weißen Teppich im Auenwald durchstach und einen Duft nach frischem Knoblauch verbreitete, verschwand samt Odeur unter Schneemassen.
Bärlauch zählt übrigens zu den vielen Blüten, die man in meiner App “Blumenraten mit Frau Kuschel” finden kann. Wer sich mit Blumen nicht gut auskennt, lernt dort spielerisch einige von ihnen kennen und kann mit diesem Wissen brillieren, vor Damen, Herren und den blühenden Schönheiten selbst, falls er oder sie zu den Menschen zählt, die mit Pflanzen zu sprechen pflegen.
Meine Rosen warten noch immer gut umwickelt auf freundlichere Temperaturen, vielleicht sind sie bereits erfroren... Womit ich schon wieder beim Wetter wäre, was ein gutes Gesprächsthema ebenfalls in England zu sein scheint. In dem liebenswerten Film “Miss Potter” (darüber berichtete ich bereits in “Irgendwas mit Film”) habe ich drei nette Damen beim Tee im Jahre 1898 belauscht:
Emilia zu Miss Potter: “Norman hat mir erzählt, dass Sie unverheiratet sind, so wie ich! Und dass Sie darüber nicht unglücklich sind. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das freut!”
Emilias Mutter: “Kannst du nicht über’s Wetter reden, wie andere Frauen?”
Emilia (zu Mutter und Miss Potter): “Nein, wozu? All die unverheirateten Töchter in unserem Freundeskreis sitzen den ganzen Tag herum, tratschen und brechen grundlos in Tränen aus. Aber Sie, Miss Potter, Sie haben etwas getan! Sie haben ein Buch geschrieben...”
Zum Glück leben wir nicht im 19. Jahrhundert und müssen auch nicht grundlos in Tränen ausbrechen. Aber das Wetter spielt uns gerade solch ungeheure Streiche, dass man nirgends mehr um dieses Thema kommt, sicher auch in England nicht... Und dabei ungehemmt in Tränen ausbrechen müsste! Emilia wäre darüber sehr erstaunt.
Ich kann nur hoffen, dass auf ihrem Grab in diesem Frühjahr etwas Hübsches blüht und es ist nicht nur Schnee... (Wer erinnert sich nicht an die wundersame Mumin-Familie, die versehentlich mitten im Winter aus ihrem Schlaf erwachte und den Schnee betrachtend erstaunt fragte: das also wächst in der dunklen Jahreszeit auf der Erde?)
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