Die fünf Titel der diesjährigen Shortlist für den Schweizer Buchpreis 2025 stehen fest – und mit ihnen ein Jahrgang, der bewusst auf Debütstimmen verzichtet, dafür aber eine Mischung aus literarischer Reife und öffentlicher Aufmerksamkeit bietet. Auffälligster Name unter den Nominierten ist Nelio Biedermann, der mit seinem Roman Lázár für viel Gesprächsstoff sorgt. Der 22-jährige Autor gilt als derzeit meistdiskutierter Newcomer der deutschsprachigen Literatur.
Die Jury – bestehend aus Tim Felchlin, Martina Läubli, Simone Nuber, Isabelle Vonlanthen und Manuela Waeber – hat fünf Werke ausgewählt, die nach eigenen Angaben „mit literarischer Kraft und ästhetischer Konsequenz“ vom Erzählen zeugen. Alle fünf Autorinnen und Autoren waren bereits im Literaturbetrieb präsent, zwei von ihnen standen bereits früher auf der Shortlist.
Die Nominierten im Überblick:
- Nelio Biedermann: Lázár (Rowohlt Berlin)
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Dorothee Elmiger: Die Holländerinnen (Hanser)
- Meral Kureyshi: Im Meer waren wir nie (Limmat)
- Jonas Lüscher: Verzauberte Vorbestimmung (Hanser)
- Melara Mvogdobo: Grossmütter (Transit)
In der Auswahl findet sich eine Bandbreite an Themen – von historisch verankerten Familiengeschichten über migrationsgeprägte Erinnerungsräume bis hin zu poetischen Reflexionen über Sprache, Herkunft und Zugehörigkeit.
Viel Bekanntes – und ein Name mit besonderem Gewicht
Während vier der fünf Nominierten bereits über etablierte literarische Profile verfügen, ist Biedermann trotz seines jungen Alters längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sein Roman Lázár, eine weit ausgreifende Familiensaga mit historischem Hintergrund, sorgte noch vor Erscheinen für Furore: ein hoher Vorschuss, Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen, prominente Fürsprecher.
Der SWR bezeichnete den diesjährigen Jahrgang als „stark und in sich geschlossen“. Dass kein Debüt darunter ist, könnte ein Hinweis auf die diesjährige Gewichtung der Jury sein – literarische Sicherheit vor stilistischer Suche, erzählerische Reife vor dem offenen Experiment.
Preisverleihung am 10. November
Vergeben wird der Schweizer Buchpreis am 10. November 2025 im Theater Basel. Der Preis ist mit insgesamt 42.000 Franken dotiert: 30.000 Franken für die Gewinnerin oder den Gewinner, jeweils 3.000 Franken für die weiteren vier Finalist:innen. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel statt.
Wer den Preis gewinnt, bleibt offen. Klar ist aber: Die diesjährige Auswahl bringt literarische Qualität mit Öffentlichkeit zusammen – und lädt zur Diskussion ein, wie nah Literatur und Aufmerksamkeit eigentlich beieinander liegen sollten.