Was, wenn Schönheit zur Bedrohung wird? Rainer Zitelmann: 2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird

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2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird entwirft das Szenario einer Gesellschaft, die das Ideal der Gleichheit zur obersten Maxime erklärt – mit drastischen Folgen. Im Zentrum steht die Bewegung MOVE (Movement for Optical Justice), die sich gegen die ästhetische Bevorzugung attraktiver Menschen wendet. Was als Appell für mehr Gerechtigkeit beginnt, wächst sich zu einem rigiden Kontrollapparat aus, in dem Schönheit zur Schuld und Individualität zur Abweichung erklärt wird. Das Buch erschien am 12.MAi beim Langen Müller Verlag.

Rainer Zitelmann: 2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird Rainer Zitelmann: 2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird 2075 ist ein Roman, der Fragen stellt – über Gleichheit, Privilegien, Normierung und Freiheit. Die erzählerische Form steht dabei ganz im Dienst des Gedankenspiels. Wer weniger auf literarische Stilmittel als auf gesellschaftspolitische Argumente achtet, findet hier Stoff zum Nachdenken – und zum Widersprechen. Langen Müller Verlag

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2075 Wenn Schönheit zum Verbrechen wird: Roman

Die Handlung: Eine Gesellschaft zwischen Kontrolle und Rebellion

In einer technologisch hochentwickelten Zukunft – mit Marskolonien, automatisiertem Verkehr und holografischer Kommunikation – ist die politische Entwicklung rückläufig: Aus Demokratie wird eine Gleichheitsdiktatur. Menschen mit auffälliger Schönheit, vor allem Frauen, werden zunehmend als Profiteure unverdienter Vorteile betrachtet. Ihnen drohen Sondersteuern, berufliche Einschränkungen und schließlich chirurgische „Angleichungen“.

Im Zentrum stehen die Schwestern Eva und Alexa sowie der Journalist Riven. Als Eva wegen ihres Aussehens zum Ziel der Behörden wird, formiert sich Widerstand. Was als persönliche Geschichte beginnt, entwickelt sich zur breiteren Systemkritik – mit all den Widersprüchen, Ambivalenzen und Risiken, die ein solcher Umbruch mit sich bringt.

Motive und Diskurse: Gerechtigkeit, Freiheit, Kontrolle

Der Roman greift aktuelle gesellschaftliche Spannungen auf – etwa das Spannungsverhältnis zwischen Gleichheit und Freiheit oder die Frage, wie weit der Wunsch nach Gerechtigkeit gehen darf, bevor er zur Reglementierung wird. Dabei steht nicht die reale soziale Ungleichheit im Zentrum, sondern eine zugespitzte Analogie: Schönheit wird zum Symbol für Ungleichheit, Ästhetik zur politischen Kategorie.

Diese Gegenüberstellung – schön versus nicht schön – steht stellvertretend für grundsätzliche Fragen nach sozialem Ausgleich, Vorteilen durch äußere Merkmale und der Rolle staatlicher Intervention. Ob diese Analogie trägt oder eher irritiert, dürfte vom jeweiligen gesellschaftlichen Standort des Lesers abhängen.

Erzählerische Umsetzung: Klar strukturiert, mit Agenda

Der Stil ist funktional und auf Argumentation ausgelegt. Weniger literarisch als programmatisch folgt die Erzählung einem klaren roten Faden. Figuren dienen vor allem dazu, Positionen zu veranschaulichen; sprachliche Finessen oder eine dichte Atmosphäre treten in den Hintergrund. Wer an dystopischen Romanen atmosphärische Tiefe und psychologische Vielschichtigkeit schätzt, wird hier weniger fündig – dafür stehen politische Themen und gedankliche Zuspitzungen im Vordergrund.

Kontext und Wirkung: Ein Beitrag zur Gleichheitsdebatte

Der Roman positioniert sich deutlich in aktuellen Gerechtigkeitsdiskursen – allerdings aus einer Perspektive, die Gleichheitsbestrebungen eher skeptisch gegenübersteht. Die dargestellte Gesellschaft zeigt nicht, wie Armut überwunden wird, sondern wie der Versuch, äußere Unterschiede zu egalisieren, in Überregulierung mündet. Ob man dies als warnende Vision oder als polemische Überzeichnung liest, bleibt offen – beides ist möglich.

In einer Zeit, in der viele Menschen zunehmende Ungleichheit und die Konzentration von Macht und Reichtum kritisch betrachten, wirkt die Fokussierung auf das Gegenteil – nämlich auf die potenzielle Gefahr übertriebener Gleichheit – zumindest originell. Ob sie auch überzeugend ist, hängt vom Grad der Bereitschaft ab, sich auf eine sehr spezifische Interpretation von Gerechtigkeit einzulassen.

Gesellschaftsexperiment unter dem Mikroskop

2075 ist ein Roman, der Fragen stellt – über Gleichheit, Privilegien, Normierung und Freiheit. Die erzählerische Form steht dabei ganz im Dienst des Gedankenspiels. Wer weniger auf literarische Stilmittel als auf gesellschaftspolitische Argumente achtet, findet hier Stoff zum Nachdenken – und zum Widersprechen.

Lesenswert?

Für Leserinnen und Leser mit Interesse an gesellschaftspolitischen Entwürfen, Gleichheits- und Freiheitsfragen sowie dystopischen Gedankenspielen. Weniger geeignet für alle, die auf komplexe Figuren, poetische Sprache oder subtile Erzählführung Wert legen.

Über den Autor Rainer Zitelmann

Der Autor dieses Romans ist in der breiteren Öffentlichkeit vor allem als Wirtschaftshistoriker, Publizist und Unternehmer bekannt. In zahlreichen Sachbüchern befasste er sich mit Fragen des Kapitalismus, des Reichtums und der öffentlichen Wahrnehmung von Wohlstand. Dabei steht er häufig für eine dezidiert marktwirtschaftliche Perspektive und hat sich in der Vergangenheit kritisch mit egalitären Gesellschaftsmodellen auseinandergesetzt.

Mit 2075 wagt er sich erstmals in das literarische Feld – nicht ohne programmatische Absicht: Der Roman versteht sich als erzählerische Fortführung seiner bisherigen Thesen, gewissermaßen als fiktionale Variante seiner Argumente. Die Wahl des Mediums folgt dabei einer klaren Strategie: Romane, so die Überlegung, erreichen ein breiteres Publikum – insbesondere Leserinnen –, als es theoretische Abhandlungen je könnten. Dass dabei eine Liebesgeschichte in die Handlung eingewoben wurde, ist kein Zufall, sondern Teil dieses erzählerischen Zugriffs.

Als Autor bewegt er sich zwischen ökonomischem Diskurs und kulturpolitischer Provokation – stets mit dem Ziel, Debatten anzustoßen, Gegenerzählungen zu liefern und bestehende Konsense infrage zu stellen. 2075 ist somit weniger literarisches Neuland als eine neue Ausdrucksform eines vertrauten Denkstils.



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