Der Marion-Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung ehrt in diesem Jahr erneut zwei bemerkenswerte Preisträger, die mit ihrer Arbeit für Mitgefühl und Entschlossenheit in herausfordernden Zeiten stehen. Die diesjährige Verleihung würdigt den israelischen Schriftsteller David Grossman mit dem Hauptpreis sowie die Hilfsorganisation World Central Kitchen mit dem Förderpreis.
Hauptpreis: David Grossman
David Grossman, einer der renommiertesten Schriftsteller Israels, erhielt am letzten Wochenende den Hauptpreis des Marion-Dönhoff-Preises 2024. Die Jury hebt damit sein unermüdliches Engagement für den Dialog und die Aussöhnung im Nahostkonflikt hervor. Mit seinem literarischen Schaffen und seinem persönlichen Einsatz gilt Grossman als eine "Stimme der Vernunft" in einer Region, die seit Jahrzehnten von Konflikten und Spannungen geprägt ist.
Seine Werke, darunter „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ und „Kommt ein Pferd in die Bar“, beleuchten die tiefen menschlichen Dimensionen von Verlust, Trauer und Hoffnung. Sie verbinden persönliche Geschichten mit der politischen Realität und schaffen so Verständnis für die Perspektiven beider Seiten. Grossmans Engagement ist jedoch nicht nur auf sein literarisches Werk beschränkt. Seit Jahren tritt er öffentlich für eine friedliche Lösung des Nahostkonflikts ein und setzt sich für den Dialog zwischen Israelis und Palästinenser:innen ein. Besonders bewegend ist sein Engagement, das er auch nach dem Verlust seines Sohnes Uri im Libanonkrieg 2006 unbeirrt weiterführt.
Förderpreis: World Central Kitchen
Die Auszeichnung des Förderpreises geht an die internationale Hilfsorganisation World Central Kitchen, die in Katastrophen- und Konfliktgebieten schnelle und effektive Hilfe leistet. Gegründet vom spanischen Koch José Andrés, ist die Organisation mittlerweile ein Synonym für pragmatische Solidarität. Ob nach Naturkatastrophen wie Erdbeben oder in Kriegsgebieten wie der Ukraine – World Central Kitchen liefert mehr als nur Mahlzeiten. Sie arbeitet eng mit lokalen Gemeinschaften zusammen und hilft den Betroffenen, ihre Würde zu bewahren.
Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit der Organisation, innerhalb kürzester Zeit in Krisengebieten aktiv zu werden. Ihr Ansatz basiert auf der Überzeugung, dass Essen nicht nur den Körper stärkt, sondern auch Hoffnung gibt. So wurden beispielsweise in der Ukraine seit Beginn des Krieges Millionen von Mahlzeiten verteilt, oft unter schwierigsten Bedingungen. Die Jury des Marion-Dönhoff-Preises betonte, dass die Arbeit der Organisation beispielhaft für den Mut und die Menschlichkeit sei, die auch in den dunkelsten Stunden Hoffnung geben können.
Die Jury des Marion-Dönhoff-Preises
Die Auswahl der Preisträger wurde von einer hochkarätigen Jury getroffen, die sich aus Vertreter:innen aus Kultur, Wissenschaft und Medien zusammensetzt. Die Mitglieder sind unter anderem:
- Friedrich Dönhoff (Autor)
- Norbert Frei (Historiker)
- Astrid Frohloff (Journalistin)
- Maja Göpel (Politökonomin)
- Manfred Lahnstein (Kuratoriumsmitglied der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS)
- Matthias Naß (DIE ZEIT)
- Janusz Reiter (ehemaliger polnischer Botschafter)
- Heinrich Wefing (DIE ZEIT)
- Anne Will (Journalistin)
Die Jury hob hervor, dass sowohl David Grossman als auch World Central Kitchen Vorbilder für eine Welt sind, in der Mitmenschlichkeit und Dialog eine zentrale Rolle spielen.
Die feierliche Preisverleihung
Die Preisverleihung fand am 8. Dezember 2024 im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg statt. Begleitet wurde die Veranstaltung von bewegenden Laudationes, die die Bedeutung der Preisträger:innen und ihre außergewöhnlichen Leistungen würdigten. Dabei wurde deutlich, dass der Marion-Dönhoff-Preis nicht nur die Preisträger auszeichnet, sondern auch ein Signal an die Gesellschaft sendet: Der Einsatz für Frieden, Versöhnung und Mitmenschlichkeit bleibt von zentraler Bedeutung.
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