Der Nachfolger zum Poetry-Slam-Band "Eines Tages, Baby" wird Fans mit einfühlsamen, sich bewusst nicht immer reimenden Zeilen begeistern.
Julia Engelmann ist mit ihrer Teilnahme an dem Lyrik-Wettbewerb im Bielefelder Hörsaal und dem Vortrag "One Day" zum millionenfach geklickten YouTube-Hit. Nach ihrem Bestseller "Eines Tages, Baby", das "One Day" in Schriftform enthält, folgt nun "Wir können alles sein, Baby".
Julia Engelmann malt Bilder mit Worten
Fans werden begeistert sein: Engelmann trägt auf nur 96 Seiten so viel für ihr Alter verfrühte, aber immer sympathische Lebensweisheiten vor, die vom Ich-bin-halt-so-Standpunkt mit verbalem Aufstampfen der Füßchen bis zu melancholischen, aber selten wirklich kitschigen Gefühlsgemälden reichen.
Julia Engelmann will den Leser in ihr eigenwilliges, verrücktes und irres Leben entführen. Kostprobe: "Ich will weg, aber das geht nicht, denn ich sitz in diesem Käfig ganz allein und versteh´s nicht. Doch dann geht mir ein Lichtlein auf: Ich kann die ganze Zeit schon raus. Der Käfig um mich war nur der Käfig in mir und darum geh ich durch die offene Tür. Mal sehen, was die Welt so taugt.
Lebenskrise? Nicht zum Frisör, sondern die eigene Band umtaufen!
Ihre Themen kreisen um Beziehungen, Freundschaft, Liebe und Familie, stets verpackt in packende Zeilen. So quält sie "diese unendliche Angst, dass Du mich nicht so magst wie ich Dich", sie hat "sich hängen lassen wie Miley Cyrus ihre Zunge", dann wieder zieht sie einen Schlussstrich, indem sie ihrer Band einen besseren Namen gibt: "We clean up the mess"
Fazit: Kaum eine Autorin schafft es heutzutage, einen Lyrik-Band in die Charts zu bringen, schon gar nicht, wenn es sich um 24 Gedichte auf 96 Seiten handelt. Bei Julia Engelmann hakt die Effizienzgläubigkeit der deutschen Leser zum Glück aus. In "Wir können alles, Baby" bringt sie nahtlos das Lebensgefühl herüber, das bereits in "Eines Tages, Baby" begeistert hat. Auch das Hörbuch ist absolut empfehlenswert: Julia Engelmann liest selbst und dass macht sie prima. Neben ihrer Erfahrung beim Poetry Slam hat die heutige Psychologiestudentin immerhin bereits eine Rolle bei der Soap "Alles was zählt" gehabt.
Ach ja, zur Zielgruppe: Wenn Julia Engelmann in Gedichtform ihren Angebeteten fragt, ob er ihr Zuhause sei, dann seufzen Frauen auf. Männer fürchten um ihr Bier. Also, Vorsicht, ein typisch feminines Badewannen- oder Zu-Bett-Geh-Buch .
Hier bestellen
Topnews
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Julia Engelmann: Hier gibt´s noch Karten!
Das Orakel vom Berge Rezension | Philip K. Dick – The Man in the High Castle & Alternative History
Was macht ein Zooleopard mit einer Maus?
Der Leberkäsjunkie Rezension | Rita Falk & Franz Eberhofer
Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind von Jonas Jonasson
Tutnix-Hunde, Tierschutz-Uschis und Spaziergänge des Schreckens
Das Dschungelbuch 1 & 2 von Rudyard Kipling | Steidl Neuübersetzung & Rezension
Der Goldene Handschuh – Heinz Strunks literarisches Porträt eines Serienmörders und seines Milieus
„Parasite Deep – Parasiten aus der Tiefsee“ von Shane McKenzie: Tentakel, Terror und toxische Dynamik auf hoher See
„Das Ding aus einer anderen Welt“ – John W. Campbells Sci-Fi-Horror-Klassiker in neuer Übersetzung: Isolation, Identität und das Ur-Misstrauen
Panama Papers – Die Kanzlei der Bösen: Enthüllungsbuch über globale Geldwäsche, Briefkastenfirmen und Steuervermeidung
Von Lästerschwestern, Leih-Labellos und dem Tempel des Todes
Weight Watchers – Das Kochbuch: Genussvoll abnehmen mit System
Die völlig andere Zombie-Invasion
„Vermächtnis – Die Kohl-Protokolle“: Zwischen politischer Erinnerung und persönlicher Abrechnung
Aktuelles
Das Jahr im Rückspiegel – was Literatur uns über das Vergessen lehrt
Tolstoi: Krieg und Frieden
Falling Like Leaves von Misty Wilson – Herbstluft, Herzklopfen, Heimkehr