Egon Krenz - "Aufbruch und Aufstieg" Der letzte DDR-Funktionär: Egon Krenz stellte seine Memoiren vor

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Der erste Band einer dreiteiligen Biografie, die das bewegte Leben des ehemaligen Staatschefs der DDR erzählt. Egon Krenz erinnert sich an seinen Aufstieg und seinen Fall, an Prägungen, Ideologien und Entwicklungen, die das heutige Deutschland formten. Bild: Eulenspiegel Verlagsgruppe

Egon Krenz, letzter Generalsekretär der SED und ehemaliger Staatschef der DDR, stellt am Donnerstag den ersten Teil seiner dreibändigen Memoiren in Berlin vor. In "Aufbruch und Aufstieg" erzählt Krenz die Geschichte seines Ausstiegs, der bei den Blauhemden in der DDR-Jugendorganisation FDJ begann und bis an die Staatsspitze führte. Krenz gibt Einblicke in ideologische Prägungen, schreibt über Stalin, über die Nachkriegszeit und den Mauerbau. Dieser erste Band beschränkt sich auf die Zeit 1937 bis 1973.

Nun also doch noch zu Lebzeiten. Am 27. Juni erschien mit "Aufbruch und Aufstieg" der erste Teil einer dreibändigen Biografie, in der der letzte Staats- und Parteichef der DDR, Egon Krenz, sein bewegtes Leben Revue passieren lässt. In Berlin stellt Krenz das Buch heute Abend (07. Juli 2022) der Öffentlichkeit vor. In diesem ersten Teil seiner Erinnerungen beschreibt der ehemalige SED-Politiker die Zeit zwischen 1937 bis 1973, erzählt von frühkindlichen Prägungen, von ideologischen Mustern, von Stalin und der Nachkriegszeit in der DDR. Ein Buch, das auch hinsichtlich einzelner Stationen der deutsch-deutschen Politik viele neue Einblicke gewährt.

Nachdem Egon Krenz innerhalb der DDR mit großer Beharrlichkeit seine Karriere aufgebaut hatte, folgte nach der Wende ein tiefer Fall. Noch heute hadert er mit den systematischen Umbruch, sieht sich als Opfer der "Siegerjustiz", die ihn 1997 ob seiner Mitverantwortung für die Toten an der deutsch-deutschen Grenze zu sechseinhalb Jahre Haft verurteilt hatte. Zwar beklagte Krenz vor Gericht die Grenzopfer, wies aber zugleich jegliche Verantwortung von sich. Einen Schießbefehl habe es nicht gegeben, so der ehemalige Staatsvorsitzende. Zudem weigerte er sich, die DDR als Unrechtsstaat zu bezeichnen.

Aufstieg und Fall

Jene konsequente Linien- und Prinzipientreue war wichtige Voraussetzung für Krenz Aufstieg innerhalb der sowjetischen Besatzungszone. Seine Karriere begann mit dem Eintritt in die DDR-Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend, wo er schnell eine Reihe von Führungsfunktionen übernahm. 1974 gelang schließlich der Sprung an die Spitze. In "Aufbruch und Aufstieg" bezeichnet Krenz die "FDJ" als seine politische Heimat. 1983 rückte er, von Erich Honecker unterstützt, ins Politbüro auf und wurde Sekretär des ZK der SED für Sicherheitsfragen, Jugend, Sport, Staats- u. Rechtsfrage. 1984 besetzte er das Amt des Vizevorsitzenden des Staatsrats der DDR. Als Honecker aufgrund der Flucht- und Ausreisewellen sowie der zunehmenden Proteste in der DDR im Oktober 1989 zum Rücktritt gezwungen wird, tritt Krenz schließlich an dessen Stelle. Der losgelösten Dynamik jedoch, konnte nicht mehr Einhalt geboten werden. Die Bevölkerung schenkte Krenz keinerlei Vertrauen, so dass dieser bereits im Dezember sämtliche Führungsämter abgegeben musste.

Nach der Wiedervereinigung wurde Krenz zunächst als Zeuge in verschiedenen Strafverfahren gegen frühere DDR-Repräsentanten vernommen. 1992 betritt er, in seiner Funktion als oberster Wahlleiter der DDR die systematische Wahlfälschung der Kommunalwahlen 1989 bemerkt zu haben. 1993 klagte die Berliner Staatsanwaltschaft Krenz wegen "Totschlags und Mitverantwortung für das Grenzregime der DDR" an. Der ehemalige Staatschef bezeichnete die Anklage als "verfassungs- und völkerrechtswidrig". Vier Jahre später, 1997, verurteilte das Landesgericht Berlin Krenz wegen Totschlags in vier Fällen zu insgesamt sechs Jahren und sechs Monaten Haft, von denen er drei Jahre absaß.

Die ersten 35 Jahre

Ein bewegtes, turbulentes Leben, von Höhen und Tiefen geprägt, die die Sicht und Position Krenz´ jedoch auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung kaum geändert haben. In "Aufbruch und Aufstieg" verknüpft er gekonnt Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, erzählt die ersten 35 Jahre seines Lebens mitreißend und aufschlussreich. Statt auf abgeklärte Weise längst Überdachtes Feststehendes zu schildern, begibt sich der ehemalige Politiker über seine Erinnerungen auf Spurensuche, folgt den einzelnen Stationen seines Lebens und entwirft dabei auch ein Porträt seines Landes.


Egon Krenz - "Aufbruch und Aufstieg. Erinnerungen"; Eulenspiegel Verlagsgruppe, 2022, 352 Seiten, 24 Euro


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