Der Frankfurter Schriftsteller Franz Mon ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Dies bestätigte ein Sprecher des S. Fischer Verlags am Freitag in Frankfurt am Main. Mon galt, ebenso wie sein Freund und Verlagspartner Ernst Jandl, als ein wichtiger Wegbereiter der Konkreten Poesie. Gemeinsam hatten die beiden 1962 den Typos-Verlag gegründet.
Der Lyriker Franz Mon, einer der wichtigsten Mitbegründer der konkreten Poesie, ist am vergangenen Freitag im Alter von 95 Jahren gestorben. Wie viele Nachkriegsautorinnen- und autoren seiner Generation, blickte Mon ebenso kritisch wie skeptisch auf das Konstrukt Sprache. Die Propaganda-Rhetorik hallte noch nach, das Satzgefüge als Waffe, um Gräueltaten und Morde zu legitimieren. Als Antwort setzten die Begründer der konkreten Poesie dem festen Sinnzusammenhang eine Dichtung entgegen, die sich der allzu schnellen Festlegung widersetze. Wo Verhärtung drohte, wurde aufgeweicht. Sprachelemente wurden zerschnitten, das Zerschneiden selbst dabei einer Kritik unterzogen. Sätze wurden zertrümmern, jedoch nicht ohne auch dieses Zertrümmern zu thematisieren.
Franz Mon gehört neben Ernst Jandl, Friederike Mayröcker und Eugen Gomringer zu den wichtigsten Vertretern der konkreten Poesie. Auf dem ersten Blick erscheinen die nach dieser Verfahrensweise entworfenen Gedichte zusammengeworfen, arrangiert, blind additiv. Erst nach genauerer Lektüre, nach dem Entfernen der ersten Text-Schichten, kommen beispielsweise selbstironische Momente zum Vorschein.
Streichen Sie das bitte...
Wie wichtig das Interaktive für die Rezeption dieser Lyrik ist, hatte Mon mit dem 1968 erschienen Band "herzzero" wunderbar illustriert. Das Buch ist in zwei nebeneinander herlaufenden Spalten verfasst. In einer Vorbemerkung weist Mon darauf hin, wie der Inhalt zu lesen (vielmehr zu verwenden, zu dechiffrieren) ist. Mit dem Stift, so der Autor, solle man sinnvolle Verbindungen zwischen einzelnen Formulierungen herstellen; unnötig Erscheinendes streichen, etc.
In dieser Anweisung, die scheinbar zersprengte Unordnung wieder in Ordnung zu bringen, steckt selbst bereits eine bissige Ironie. Dass sich die Ordnung zwischen den Zeilen oft nicht herstellen lässt, erscheint unter diesem Gesichtspunkt als böse Pointe.
Mon´s Abkehr von der Eindeutigkeit, seine sich stets im schöpferischen Akt ausdrückende Kritik gegenüber der Greif- und Verwertbarkeit wird bleiben. Heute muss eine solche Haltung wieder hoch gehalten werden; ohne jedoch einem blinden Pluralismus zu verfallen.
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