Unbekannte Stimme 2 Seite

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„Ich hätte nur eine einzige Frage. Können Sie mir vielleicht sagen, was ich tun kann, wenn gar keine Lust mehr zum Leben vorhanden ist, aber auch kein Mut, dieses selbst zu beenden? Ich hoffe jeden Tag, dass das einfach von selbst passiert. Mir bleibt nur die Hoffnung. Diese ist mir inzwischen reine Zeitverschwendung.“

„Warum wollen Sie nicht mehr leben?“

„Warum sagen Sie mir nicht einfach, wie ich das Ende am besten veranlassen könnte?“

„Erzählen Sie mir ein bisschen von sich selbst, vielleicht kann ich Ihnen dann in etwa sagen, warum Sie so unwillig sind.“

Heimlich muss ich immer lachen, wenn ich daran denke, dass ich als Psychologe Menschen trotz all meiner Defizite helfen kann.

„Alles ist verstellt. Nichts bleibt echt, was menschlich greifbar ist. Ich suche dennoch etwas Fundamentales, Wahrhaftiges, was mich endlich beruhigen könnte und dass ich nicht so hartnäckig auf meinen Abgang beharren würde. Ich finde aber gar nichts, bleibe weiter in meinem Versteck. Ich bitte nun um eine ehrliche Antwort. Helfen Sie mir, man behauptet allseits, dass Sie überaus fähig und intelligent sind.“

Der Kopf ist überrascht, denkt und denkt und fragt sich: „Woher weiß sie das alles? Der Geist dieser Sprache taucht genau wie aus meiner Tiefe auf. Das Gefühl, augenblicklich alles zu geben, um diesen Geist womöglich, und überhaupt ein Leben vor seinem Ende zu bewahren, ist enorm stark. Die Macht ihn von seinem Vorhaben abzubringen, ist momentan in den meisten Szenarien enorm klein.“

Der Kopf beginnt einmal sanft und ehrlich zu philosophieren. Gegen seine Prinzipien meint er: „Wenn der Wille schwach ist, ist man unzurechnungsfähig. Nur ein starker Geist, ich meine ebenfalls das Unbeeinflussbare im Körper, kann frei aufnehmen, sich überzeugen und schließlich die Entschlossenheit erlangen. Dieser ist nur dann auch mutig und macht das, was dem Körper in seiner Ganzheit entgegenkommen würde.“

„Schön, dass Sie sich auch so gut auskennen. Der Kopf ist aber trotzdem allzeit dagegen, obwohl er das alles genau weiß und dass der Mensch nicht nur aus Körper und Verstand besteht.“

„So kann er besser überleben“. Ich weiß noch etwas: „Kein gesunder Geist will sich beenden. Ich vermute, Sie brauchen mehr Hilfe als eine ehrliche Antwort auf Ihre Frage.“

„Dann helfen Sie mir doch. Jeder will nur schön reden. Ich will nicht mehr so denken, wie alle sprechen und mich auch nicht mehr belügen und einfach akzeptieren, dass alles so ist, wie es ist. Ihre Wahrheiten können doch nur dann stimmen, wenn der Kopf aufhört überall einzugreifen und alles zu seinem Zweck zu zerstören. Glauben Sie mir nun etwas. Das Vernünftige macht vielmals schwach und leidend. Nichts, kein Geist wird von selbst krank.“

„Wir sind aber nun hier. Wir könnten etwas Großartiges aus uns machen oder uns lebenslang mit all den Überlegungen belasten. Ich muss auch viel leiden, am Ende muss ich mich aber immer anpassen.“


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