Zehn gute Gründe... Bitte löschen Sie sich!

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Herzlich willkommen auf lesering.de. Wenn Sie das hier lesen können, befinden Sie sich möglicherweise auf gefährlichem Terrain...

Quelle: Hoffmann und Campe

Der Digitalpionier Jaron Lanier zählt zu den renommiertesten Kritikern wenn es um digitale Fragen und Internetkritik geht. In seinem neuen Buch "Zehn Gründe, warum du deine Social-Media-Accounts löschen musst" richtet er seinen Blick auf die sozialen Netzwerke (Facebook, Twitter, Instagram, aber auch WhatsApp und die Google-Dienste). Der Titel ist dabei Programm: Dem Leser werden hier 10 gute Gründe präsentiert, die hoffentlich dazu führen werden, dass dieser all seine Social-Media-Accounts von jetzt auf gleich löschen wird.

Inhaltlich sollten die angeführten Warnungen landläufig bekannt sein: Der Nutzer begibt sich (mehr oder weniger) freiwillig in ein digitales Gefängnis hinein, in dem er zu einem ferngesteuerten, manipulierbaren Nutztier degenieriert, dessen Verhalten gesichtet, berechnet und fortan gelenkt werden kann. Freiheitsverlust, Verdummung, Depressionen und die Verkümmerung des sozialen Miteinanders sind dabei nur einige der augenscheinlichsten Folgen, deren Augenscheinlichkeit uns gerade vom großen Geschäftsmodell hinter den Vorhängen und dessen Profiteuren ablenkt. Die gute alte (deswegen allerdings nicht weniger stimmige) Marionettenlogik also. Lanier erläutert auf rund 200 Seiten, warum er dieses Geschäftsmodell für die Wurzel aller digitalen Übel hält.

Ob es tatsächlich einen Leser/Nutzer geben wird, der aufgrund der "Zehn Gründe" digitales tabula rasa macht, ist zweifelhaft. Denn wirklich furchtbar ist schließlich, dass Facebook und co. nicht nur furchtbar, sondern ebenso furchtbar notwendig geworden sind. So scheinen unzählige Jobs mittlerweile "Ferngesteuerten" vorbehalten zu sein. Vielleicht wäre diesbezüglich der Vorschlag einer revoltierenden Haltung innerhalb der digitalen Welt fruchtbarer gewesen.


Jaron Lanier: Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst. Aus dem Englischen von Martin Bayer und Karsten Petersen; Hoffmann und Campe, Hamburg 2018; 204 S., 14,– €




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