Eine stürmische Nacht an Schottlands Westküste, zwei Familien im Zelt – am Morgen bleiben Blut, Fragen und eine einzige Überlebende. Die Presse nennt es später die Kilbride-Morde. Jahre später tauchen Spuren wieder auf: Stalking, ein Verschwinden, ein Cold Case, der nicht kalt bleibt. „Dunkles Wasser“ ist der fünfte Band der Kate-Linville-Reiheund spielt Link-typisch mit psychologischer Dichte, wechselnden Perspektiven und dem Sog einer Landschaft, die selbst zum Verdächtigen wird. Offiziell verortet der Verlag den Roman als Kate-Linville-Thriller.
Dunkles Wasser von Charlotte Link – Sturmnacht, stille Bucht, ein Verbrechen ohne Gesicht
Handlung von Dunkles Wasser
2008, Kilbride Bay:Vermummte Männer überfallen nachts zwei Familien, die in einer Bucht campen. Am Ende lebt nur Iris, die älteste Tochter, weil sie sich versteckt. Die Täter: spurlos. Das Motiv: unklar. Die Ermittlungen verlaufen im Sand. Der Fall bekommt einen Namen, keine Lösung.
Jahre später: Iris – inzwischen erwachsen und mit dem Versuch, Normalität zu lernen – bemerkt, dass sie beobachtetwird. Auf einer Reise verschwindet ihre Freundin; es spricht alles dafür, dass nicht sie, sondern Iris das Ziel war. Zufallführt sie mit Caleb Hale zusammen, einem früheren Inspector, der an alten Fällen nicht vorbeigehen kann. Er greift die Fäden auf – und landet bei Kate Linville, die längst weiß, dass in Cold Cases das Warum brisanter ist als das Wie. Gemeinsam stoßen beide auf Widersprüche, die zurück in die Bucht führen und nach vorn in eine Gegenwart, in der jemand sehr methodisch geworden ist. (Details zu „Caleb als Ex-Inspector“ und dem Stalking-Strang bestätigen mehrere verlässliche Kurzrezensionen und der Verlagstext.)
Spoilerfreie Kante: Wer, warum und seit wann – die Enthüllungen verschachteln sich. Link legt Zwischentüren in die Handlung: Man passiert sie in scheinbar sicheren Szenen, bemerkt die Gefahr oft einen Schritt zu spät.
Überleben, Deutungshoheit, das Schweigen der Orte
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Überlebensschuld & Erinnerungspolitik: Iris ist nicht „Final Girl“, sondern Langzeitzeuge. Der Roman zeigt, wie sich Trauma in Routinen einschreibt (Phobien, Vermeidungswege) und wie Institutionen (Polizei, Medien, Nachbarschaften) Deutungen fixieren – oft zu früh. (Einzelne Leserstimmen erwähnen Iris’ Brückenangst, die Link erzählerisch konsequent nutzt.)
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Stalking als Machttechnik: Beobachten, Drohen, Taktieren – die Eskalation beginnt im Alltäglichen. Link interessiert weniger Spektakel als die feinen Verschiebungen: Wann wird Vorsicht Paranoia? Wann kippt Paranoia in Recht behalten?
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Kalter Fall, heißer Kern: Cold Cases sind Zukunftsromane: Es geht darum, wer in der Gegenwart mit alten Lügenlebt. „Dunkles Wasser“ nutzt das doppelbödige Setting (2008/Heute), um zu zeigen, wie Schuld sich tarnt – und Zufallals Absicht verkauft.
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Landschaft als Mitspielerin: Die schottische Küste ist nicht Kulisse, sondern Mitbedeutung: Nebel, Buchten, Tiden – Orte, die Dinge bewahren. Die Topografie erklärt Verstecke, Zeitfenster, Fehleinschätzungen.
Kontext – Reihenstand & Veröffentlichung
„Dunkles Wasser“ ist Band 5 der Kate-Linville-Reihe (nach Die Betrogene, Die Suche, Die Entscheidung, Einsame Nacht). Offiziell erschienen am 21. August 2024 bei Blanvalet/Penguin Random House (Hardcover; später auch Taschenbuch/ebook/Hörbuch). Das Buch startete auf den Bestsellerlisten stark durch und blieb 2025 sichtbar in den Charts. Quellenseiten nennen 576 Seiten Umfang.
Psychologischer Druck statt Blutrausch
Charlotte Link schreibt klar, unaufgeregt, präzise. Sie variiert Perspektiven, baut Parallelstränge auf und setzt in entscheidenden Momenten auf Drosselung statt Explosion. Die Spannung entsteht, weil Leser mehr wissen als die Figuren – aber nicht genug. Gewalt wird spürbar, selten ausgestellt; das Unheimliche sitzt oft in Blicken, Pausen, falschen Sicherheiten. Der typische Link-Sog ist hier voll da: lange Kapitelbögen, menschliches Motiv, späte Logik.
Für wen eignet sich „Dunkles Wasser“?
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Für Psychothriller-Leser, die Charakterdruck, Atmosphäre und fein gewebte Motive bevorzugen.
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Für Reiheneinsteiger, die Cold-Case-Plots mögen (Vorkenntnis hilft, ist aber nicht Pflicht).
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Für Schottland-Settings-Fans: Küste, Wetter, topografische Rätsel als Spannungstreiber.
Kritische Einschätzung – Stärken & Schwächen
Stärken
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Auftakt & Set-up: Der Zeltüberfall sitzt – als Bild und als Fragegenerator.
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Kalt-/Heiß-Wechsel: Rückblenden und Gegenwart verzahnen die Motive stimmig; Stalking-Strang erhöht die Gegenwartsgefahr.
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Figurenpaar Linville/Hale: Ergänzen sich glaubwürdig; Hales „Ich kann nicht loslassen“ passt zu Kates methodischer Beharrlichkeit.
Schwächen
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Pacing in der Mitte: Der psychologische Fokus bremst die Jagd zeitweise; wer permanenten Action-Takt erwartet, muss Geduld mitbringen (mehrere Leserrezensionen deuten das an).
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Zufallsdichte: 1–2 Schlüsselmomente verlassen sich stark auf Begegnungsglück – plausibel, aber spürbar als Plothebel.
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Serienbindung: Einzelne Nebenfiguren entfalten Wirkung vor allem mit Reihenwissen.
Warum sich „Dunkles Wasser“ lohnt
Charlotte Link liefert hier kein Effektfeuerwerk, sondern hochkonzentrierten Misstrauens-Thrill. Das Buch fragt: Was macht Überleben mit einem Menschen – und was macht ein unaufgeklärter Tatort mit einer Gemeinschaft? Die Antwort ist kein Monolog, sondern Ermittlungsarbeit – bei der Kates Hartnäckigkeit und Hales Instinkt genau die Mischung ergeben, die den Fall trägt. Wer Schottland-Atmosphäre, Cold-Case-Sog und psychologische Spannungsucht, liegt bei „Dunkles Wasser“ sehr richtig. Und ja: Der Titel hält, was er verspricht – das meiste bleibt lange unter der Oberfläche.
Über die Autorin – Charlotte Link
Charlotte Link gilt als erfolgreichste deutsche Spannungsautorin der Gegenwart; ihre Romane stehen regelmäßig an der Spitze der Bestsellerlisten. Nach frühen Familienepen entwickelte sie ihren unverwechselbaren psychologischen Thrill, häufig mit britischen Settings. Die Kate-Linville-Reihe ist ihr bekanntestes fortlaufendes Projekt. (Penguin verweist auf über 34 Millionen verkaufte Bücher in Deutschland.)
Häufige Fragen (FAQ)
Muss man die vorherigen Kate-Linville-Bände kennen?
Nein, der Fall ist in sich abgeschlossen. Wer die Figurenbezüge komplett auskosten will, profitiert aber von Vorwissen.
Wie hart ist die Gewalt?
Psychologisch intensiv, selten explizit; der Schrecken liegt in Bedrohung und Nachwirkung, nicht im Splatter.
Wo spielt der Roman und seit wann ist er erhältlich?
Schwerpunkt: Schottlands Westküste (Kilbride-Bucht) und englische Ermittlungsorte.
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