Deutschstunde von Siegfried Lenz – Roman über Pflicht, Schuld und Erinnerung

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Siegfried Lenz’ Deutschstunde (1968) gilt als einer der wichtigsten Romane der deutschen Nachkriegsliteratur. Mit der Geschichte um Pflicht, Gehorsam und individuelle Verantwortung stellte Lenz eine Frage ins Zentrum, die bis heute aktuell ist: Was passiert, wenn ein Mensch sein Gewissen der Pflicht opfert?

„Deutschstunde von Siegfried Lenz „Deutschstunde von Siegfried Lenz HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH

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Deutschstunde: Hamburger Ausgabe Bd. 7 (Siegfried Lenz Hamburger Ausgabe)

Inhaltsangabe von Deutschstunde

Der Roman Deutschstunde erzählt die Geschichte von Siggi Jepsen, einem Jugendlichen, der in einer Strafanstalt sitzt und als Hausarbeit einen Aufsatz über „Die Freuden der Pflicht“ schreiben soll. Diese Schreibaufgabe wird zum Auslöser seiner Erinnerungen an die Kindheit im nordfriesischen Dorf Rugbüll.

Sein Vater, der Polizist Jens Ole Jepsen, verkörpert den unbedingten Gehorsam: Er führt Befehle im Dritten Reich kompromisslos aus und überwacht seinen früheren Freund, den Maler Max Ludwig Nansen (angelehnt an Emil Nolde), der ein Malverbot erhalten hat. Siggi hingegen stellt sich gegen den Vater, indem er heimlich Bilder rettet. Zwischen Pflicht und Widerstand zerrieben, wird er selbst zum Opfer seiner Erinnerungen.


"Obwohl ich fast einen Tag lang so sitze, kann und kann ich nicht anfangen: schau ich zum Fenster hinaus, fließt da durch mein weiches Spiegelbild die Elbe; mach ich die Augen zu, hört sie nicht auf zu fließen, ganz bedeckt mit bläulich schimmerndem Treibeis."Deutschstunde von Siegfried Lenz


Pflicht als zerstörerische Kraft

In Deutschstunde zeigt Lenz, wie „Pflicht“ zu einer ideologischen Falle werden kann. Jens Ole Jepsen lebt für die Ordnung, doch genau diese Pflichterfüllung macht ihn blind für Menschlichkeit und Mitgefühl.

Siggi Jepsen verkörpert dagegen den inneren Widerstand, doch auch er bleibt gefangen: Seine Strafarbeit wird zu einem endlosen Erinnerungsstrom, aus dem er nicht mehr herausfindet. Damit inszeniert Lenz die Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit – ein Prozess, der weder einfach noch abschließbar ist.

Die Landschaft der nordfriesischen Marsch dient als Symbol: weit und offen, aber zugleich bedrohlich und ausweglos. Lenz’ nüchterne Sprache verstärkt diese Wirkung.

Kritische Einschätzung und Wirkung

Seit seiner Veröffentlichung wurde Deutschstunde vielfach im Schulunterricht gelesen. Für viele Schüler war er ein Pflichttext – nicht selten mit dem ironischen Beigeschmack, dass auch die Lektüre selbst wie eine „Pflichterfüllung“ wirkte. Doch gerade dadurch bleibt der Roman ein prägendes Beispiel für Literatur als Erinnerungskultur.

Kritiker bemängeln gelegentlich die Typisierung der Figuren: Der Vater als Prinzip der Pflicht, der Maler als Symbol der Freiheit, der Sohn als zerriebene Mitte. Dennoch liegt die Stärke des Romans genau in dieser Klarheit: Deutschstunde ist eine literarische Versuchsanordnung, die die moralische Dimension der Vergangenheit unübersehbar macht.

Leseempfehlung

Deutschstunde von Siegfried Lenz ist ein Roman über Schuld, Erinnerung und Gehorsam. Er zeigt, wie gefährlich Pflicht wird, wenn sie über das Gewissen gestellt wird. Auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen bleibt das Buch eine Mahnung und ein Schlüsseltext der deutschen Nachkriegsliteratur.

Der Autor Siegfried Lenz

Siegfried Lenz (1926–2014) war einer der bedeutendsten deutschen Nachkriegsautoren. Gemeinsam mit Günter Grass und Heinrich Böll prägte er die literarische Landschaft der Bundesrepublik. Mit Deutschstunde schuf er seinen berühmtesten Roman, der bis heute in Schulen und Universitäten diskutiert wird.

FAQ zu Deutschstunde von Siegfried Lenz

Worum geht es in Deutschstunde?
Der Roman handelt von Siggi Jepsen, der in einer Strafanstalt sitzt und beim Schreiben eines Aufsatzes seine Kindheit während der NS-Zeit erinnert. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen Pflicht, Gehorsam und moralischer Verantwortung.

Welche Themen behandelt Deutschstunde?
Pflicht, Schuld, Erinnerungskultur, Gehorsam, Kunstfreiheit, Nachkriegsdeutschland.

Warum ist Deutschstunde so wichtig?
Der Roman zeigt exemplarisch, wie sehr die deutsche Gesellschaft nach 1945 mit Fragen der Verantwortung und Schuld ringen musste.

Ist Deutschstunde schwer zu lesen?
Die Sprache ist klar und unprätentiös, aber die thematische Schwere und die Länge machen die Lektüre anspruchsvoll.




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