Mit „The Book of Azrael – Götter und Monster 1“ startet Amber V. Nicole eine düstere Romantasy-Reihe über Götter, Monster und Bündnisse wider Willen. Die deutsche Erstausgabe erschien am 23. April 2025 bei Blanvalet(Übersetzung: Hans Link). Der Auftakt verknüpft Enemies-to-Lovers und Forced Proximity mit blutigem Weltenbau und einer Heldin, die seit Jahrhunderten ihren eigenen Moralkompass gegen übermächtige Kräfte behauptet. Wer auf spicy Dark Fantasy mit Slow-Burn-Liebesgeschichte aus ist, bekommt hier ein reiches Paket – inklusive Setup für mehrere Folgebände.
The Book of Azrael – Götter und Monster 1 von Amber V. Nicole: Dark Romantasy zwischen Weltuntergangsmythos & Slow-Burn
Worum geht es in The Book of Azrael?
Aus Liebe zu ihrer sterbenden Schwester bindet sich Dianna vor Jahrhunderten an Kaden, einen skrupellosen Unterweltboss. Als dessen Machtgelüste eskalieren, zwingt er Dianna, eine uralte Reliquie zu beschaffen. Blöd nur: Das Artefakt befindet sich beim Gott Samkiel – Diannas Erzfeind und Herrscher eines seit Jahrtausenden besetzten Reiches. Ausgerechnet mit ihm kollidiert sie nun – und entdeckt in der Nähe zum Feind mehr als nur taktische Optionen. Der Roman erzählt dieses Duell als Reise durch Reiche und Loyalitäten, mit wechselnden Allianzen und stetig wachsenden Einsätzen. Konkrete Wendungen und das Finale bleiben hier ausgespart; der Reiz liegt im Spannungszug zwischen Pflicht, Machtpolitik und langsam glühender Anziehung.
Themen & Motive: Macht, Schuld – und wer die Geschichte erzählt
Macht & Abhängigkeit: Diannas Pakt mit Kaden ist der Grundkonflikt. Der Text fragt, wie weit Loyalität reicht, wenn die Bedrohung global wird – und welchen Preis Selbstbestimmung hat.
Erzählkontrolle: Götter, Bosse, Hohepriester – alle beanspruchen die Wahrheit. Der Roman zeigt, wie Mythen Politik stützen und Intimität unterminieren.
Feindnähe als Spiegel: Enge Räume, geteilte Missionen, Forced Proximity – der Klassiker des Subgenres wird genutzt, um Misstrauen vs. Begehren auszubalancieren. (Diese Motive nennt der Verlag explizit.)
Kontext & Reiheneinordnung: Was kommt nach Band 1?
„The Book of Azrael“ ist Band 1 der Reihe Gods & Monsters. Danach folgen „The Throne of Broken Gods“ (Band 2) und „The Dawn of the Cursed Queen“ (Band 3); ein vierter Band („The Wrath of the Fallen“) ist angekündigt. Für deutschsprachige Leser*innen bedeutet das: Der Auftakt setzt viel Weltbau und Charakterlinien in Gang, die in späteren Teilen vertieft werden. Wer Cliffhanger als Versprechen statt Ärgernis liest, ist im Vorteil.
Düster, bildreich – mit langen Atemzügen
Amber V. Nicole erzählt bildstark und opulent: Weit ausgreifende Reise- und Schlachtszenen wechseln mit intimen, stakkatohafte Dialogen. Die deutsche Übersetzung von Hans Link trifft den dunkel-romantischen Ton recht glatt und wahrt die Tempo-Wechsel zwischen Action und Nähe. Die Kapitelbögen sind auf Pageturner getrimmt; während große Enthüllungen gezielt am Ende von Abschnitten sitzen, arbeitet der Text dazwischen an Atmosphäre und Dynamikzwischen Dianna und Samkiel. (Tropes und Tonlage bestätigt die Verlagsseite.)
Figuren: Dianna, Samkiel, Kaden – ein Dreieck aus Macht, Mythos, Moral
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Dianna – Gestaltwandlerin, erste Offizierin Kadens, Jahrhunderte alt. Ihr innerer Konflikt zwischen Schuld (Pakt), Schutz (Schwester) und Sehnsucht nach Freiheit trägt den Roman.
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Samkiel – Gottkönig mit tragischer Wucht; seine Weltende-Kraft (und die Frage, wann er sie einsetzt) ist die dramaturgische Atombombe der Reihe.
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Kaden – Unterweltboss als System. Er verkörpert Zwang & Kontrolle; seine „Familie“ aus Monstern und Hexen liefert die Gefahrenkulisse und macht die Mission dringlich.
Die Chemie funktioniert, weil Machtfragen nie vom Begehren abgekoppelt sind: Jeder Dialog verhandelt gleich mehrere Ebenen.
Für wen eignet sich „The Book of Azrael“?
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Dark-Romantasy-Fans, die Slow-Burn und Enemies-to-Lovers lieben.
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Leser, die reiches Worldbuilding, lange Spannungsbögen und explizite Moments (im Genre-Rahmen) schätzen.
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Buchclubs, die über Loyalität, Selbstbestimmung und Narrativ-Macht diskutieren möchten.
Weniger geeignet, wenn du kurze Stand-alones bevorzugst oder low stakes erwartest – hier wird groß aufgezogen und über Bände gedacht.
Kritische Einschätzung – Stärken & mögliche Schwächen
Stärken
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Trope-Handwerk mit Konsequenz: Der Roman liefert, was „Enemies-to-Lovers“ verspricht – aber als Charakterentwicklung, nicht als Abhakliste.
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Welt & Mythos: Götterpolitik, Schattenreiche, Artefakte – das Setting wirkt eigenständig und lädt zu Spekulationen über die nächsten Bände ein.
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Spannungsführung: Deutlich slow burn, doch mit klaren Hooks und Set Pieces, die den Plot vorantreiben.
Schwächen
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Länge & Dichte: Wer schnelle Auflösung erwartet, wird das Serien-Tempo als zäh empfinden; manche Kapitel nehmen sich viel Raum für Mood & Banter.
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Genrekonventionen: Einzelne Motive (Zwangsbündnis, Artefaktjagd) sind vertraut; die Differenz entsteht weniger aus der Idee, mehr aus Chemie & Stil.
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Moralische Grauzonen: Der Text reizt graue Entscheidungen – das ist reizvoll, kann aber Leser*innen, die klare Grenzen bevorzugen, herausfordern.
Über die Autorin: Amber V. Nicole – Vet-Assistentin & Romantasy-Stimme
Amber V. Nicole arbeitet hauptberuflich als Tierarzthelferin – und schreibt abends/wöchentlich an großen Fantasy-Bögen. Ihre Selbstbeschreibung betont die Liebe zu moralisch grauen Figuren und zu Welten voller Drachen, Magie und Schwerter. Die deutschsprachige Verlagsseite führt sie mit genau diesem Profil und bringt die Reihe nach Deutschland.
Fazit: Lohnt sich „The Book of Azrael“?
Ja, wenn du eine düstere, weit gespannte Romantasy mit merklich knisternder Feindnähe suchst. Dianna ist kein Damsel, Samkiel kein eindimensionaler Gottkönig – beide tragen den Roman über Machtfragen statt Klischees. Kaden setzt die nötige Härte. Wer schnelle Lösungen will, wird die Serienanlage spüren; wer lange Bögen und chemiegetriebene Spannung mag, findet hier einen serientauglichen Einstieg mit Sog.
Häufige Leserfragen (organisch beantwortet)
Wie „dunkel“ ist die Romantasy wirklich – und wie explizit?
Dunkel im Weltenbau (Götterkriege, Gewalt, Monster) und Beziehungsdynamik (Feindnähe, Zwangskonstellationen). Die physischen Momente sind spicy, bleiben aber figurengeleitet und eingebettet ins Handlungstempo. (Tonalität und Hinweise stehen so auch in der Verlagsbeschreibung.)
Muss ich die Folgebände kennen, um Band 1 zu verstehen?
Nein – Band 1 trägt allein, setzt aber sichtbar Weichen für die Reihe. Wer Cliffhanger ungern mag, sollte wissen: Die großen Bögen schließen sich erst später.
Ist das eher romantisch oder episch?
Beides: Die Beziehungsachse ist Motor, doch die epischen Stakes (Reiche, Götter, Artefakte) sind nie bloße Kulisse. Genau diese Doppelspur macht den Reiz aus.