Schlossgemurmel und Leere: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

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Ein längst vergessenes Schloss, dem Staub der Jahre überlassen, wird zum Kern eines letzten Abenteuers: Elli, Ann und Tim kehren zurück ins Zauberland – diesmal in Begleitung eines untoten Königs, eines sprechenden Spiegels und eines rätselhaften Schlossherrn, der sein wahres Ich hinter Hallen voller Stille verbirgt. Was beginnt wie ein klassisches Spukhaus-Motiv, entfaltet sich zu einem kleinen Psychodrama: Wer sind wir, wenn wir vergessen? Und was passiert, wenn Erinnerung plötzlich wiederkehrt?

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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses: Märchenerzählung (Grüne Reihe)

Inhalt: Rückkehr und Rätsel

Ein Windstoß fegt die Kinder hinein, und zusammen mit dem untoten König Khishpor und dem sprechenden Spiegel stoßen sie auf ein Schloss, dessen Räume leer, dessen Stimmung feierlich und leise zugleich ist. Ein geheimnisvoller Hausherr bewacht eine Machtquelle – ein Buch der Erinnerung, das erzählen kann, was vergessen wurde. Elli & Co. müssen sich den Schatten ihrer eigenen Geschichte stellen, Erkenntnis ergründen und das Schloss neu beleben – nicht mit Kampf, sondern mit Erinnerung und Dialog.

Für junge Leser: Spannung im Schweigen

Wer bis hierher gelesen hat, kennt das Land, die Figuren, die Werte. Band6 ist deshalb ideal für Kinder, die das Lesen längst gemeistert haben – und Lust darauf haben, auch zwischen den Zeilen zu denken. Die Kapitelstruktur bietet wieder Übersicht und Ruhe, der Ton bleibt leise, aber fokussiert. Rätsel und Geheimnis ersetzen große Schlachten. Für junge Leser ist es ein sanfter Übergang zu erzählten Tiefe.

Leere als Einladung

Wladimirski zeichnet keine opulenten Hallen, sondern silbrige Leerräume. Der Spiegel reflektiert nicht bloß Gesichter, sondern Fragen. Khishpor ist nicht furchteinflößend, sondern melacholisch entrückt. Die Räume atmen Stille, Licht fällt gedämpft durch hohe Fenster – Zeichnungen, in denen alles Wesentliche fehlt außer dem, was bleibt: Erinnerung, Raum, Zeit. Die Illustrationen spielen mit Negativraum: Symbolik entsteht durch Abwesenheit, nicht Fülle.

Gloria der Abwesenheit

Wolkow beendet seine Reihe nicht mit einer Explosion, sondern mit einem Flüstern. Das Schloss ist Sinnbild von Bewusstsein – und Bewusstsein ist nicht sichtbar, sondern spürbar. Erinnerung wird zum einzigen Schlüsselelement, um Vergessenes zu verstehen. Der untote König steht für verlorene Geschichte, der Spiegel für Selbstreflexion. Kein Heldentum mehr, sondern Wiederannäherung. Für die junge Leserin ist das ein letzter Schritt: Nicht draußen räumen, sondern drinnen verstehen.

Die Rolle des Illustrators: Wladimirski bleibt minimalistisch, jedoch voller Ausdruck. Er nutzt Linien, Schatten, Möblierung – nicht zur Stimmungsmache, sondern als Gedankenstütze. Kein Pinselwirbel der Action, nur der feine Hinweis auf das Unsichtbare. So schließt Bild und Text in stiller Harmonie.

Sanfter Abschluss eines großen Zyklus

„Das Geheimnis des verlassenen Schlosses“ ist ein Abschlussband, der das Wachsen älterer Leser spiegelt: statt Abenteuer eine Antwort, statt Bewegung ein Stillstand, der Raum gibt. Elli verabschiedet sich leise, doch die Erinnerungsreise lebt weiter – in Text, Bild und im Kopf. Für Kinder, die Lesen nicht „nur können“, sondern damit denken und fühlen, ist dieser letzte Band nicht Ende, sondern Einladung zum Weiterdenken.

Über Autor & Illustrator

Alexander Wolkow zeigt sich hier als Feingeist: Ein Märchen, das ausfadet, aber nicht verblasst, eine Erzählung, die still endet, ohne abrupt. Leonid Wladimirski liefert dazu Zeichnungen, die Abwesenheit formen – Raum für Erinnerung und Gedenken. Ein Duo, das das Märchen abklingen lässt, ohne es zu vergessen.


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