Aus einem betulichen Schlaf erwacht die mächtige Hexe Arachna – nachdem sie fünftausend Jahre unter einem Zauber geruht hat. Sie weiß nicht, dass sich das Zauberland längst verändert hat: Vier Königinnen teilen Macht, die Chroniken der Zwerge führen Jahrtausende, und in den Schatten spinnt ein gelber Nebel vage Drohungen… Nicht zufällig ist dieses Buch Band 5 – ein Schleier, der verhüllt, was sichtbar scheint.
Inhalt: Ein Schleier zieht sich
Arachna liest die alten Chroniken der Zwerge, erfährt von Zauberern, Königinnen und dem Chaos, das ihre Verbannung ausgelöst hat. Während sie schlief, verteilt sich ein giftiger gelber Dunst über Teile des Landes und wirkt wie Erinnerung und Warnung zugleich. Elli, Ann und Tim werden Teil eines Erzählens, das nicht nur Zukunft meint, sondern Rückblick auf alte Mächte, Machtteilungen und politische Balance – der Nebel wirkt wie ein Echo, das die Gegenwart erschüttert.
Für junge Leser: Poesie im Zwischenraum
Ab der vierten Klasse entdecken Kinder hier ein Buch, das nicht mehr nur erzählt, sondern deutet – ohne unverständlich zu werden. Die Kapitelstruktur gibt Halt, die Sprache bleibt reich an Bildern, die Atmosphäre dichter. Für junge Leser, die Lust auf eine lyrische, weniger actiongeladene Fortsetzung haben, ist dieser Teil ideal: Er fragt nach Geschichte, nach Macht, nach Zeit – ohne das Abenteuer zu verraten.
Nebelzeichnungen mit Tiefe
Wladimirski gestaltet Nebel nicht als Effekt, sondern als Stimmung. Seine Linien beschreiben Schleier, Silhouetten und Schattenräume: Arachna tritt kaum klar hervor, wirkt oft nur als schweigende Präsenz im Bildnebel. Die Chroniken zeigen Zwergenportraits, die alt aussehen, aber nicht weiß – Lebendigkeit im Staub alter Bücher.
Farblicht und Schattierung schaffen Atmosphäre: warm getönte Chronikseiten, verschleierte Szenen, ein verblassender Horizont. Und doch bleibt das Bild ruhig – die Illustration lädt zum Lesen ein, statt zu erschlagen.
Erinnerung als Macht
Wolkow schreibt hier keine neue Machtgeschichte, sondern legt den Fokus auf Erinnerung, Zeit und Verantwortung. Arachna ist nicht nur Gefahr, sondern Reflexion dessen, was passieren kann, wenn Macht verloren geht – und wiederkehrt. Die Zwerge dokumentieren, was war; der Nebel macht sichtbar, was wäre, wenn Geschichte ungeschrieben bleibt.
Auch illustrativ verankert: Wladimirski verzichtet auf Pathos. Er zeigt alte Gesichter, raue Zwerge, rätselhafte Nebelschwaden – ohne dichotomische Gegensätze. So wird Bild zum philosophischen Denkraum.
Ein lesbares Innehalten
„Der gelbe Nebel“ ist kein Abenteuerfilm, sondern ein Erinnerungsstück. Für Kinder, die Lesen gelernt und Lust auf Mehr haben, entfaltet sich ein Ton zwischen Märchen und Mythos. Wolkow fragt: Was bleibt, wenn Himmel grau ist? Was zeigt sich, wenn Zeit vernebelt? Die Bilder antworten nicht mit Klarheit, sondern mit Andeutung – und bilden damit das, was Text vormacht: Gedankenwelten statt Tatenreigen.
Über Autor & Illustrator
Alexander Wolkow wagt mit Band 5 keine Glorifizierung, sondern ein Innehalten: Erinnerung wird zur Verantwortung, Mythos zur Mahnung. Leonid Wladimirski antwortet nicht mit dekorativen Bildern, sondern mit Nebelporträts, die still schälen, was im Text vage bleibt. Gemeinsam formen sie ein Lesewerk, das nachklingt – leise, bedacht, nachhaltig.
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