Thomas Kistners Enthüllungsbuch „FIFA-Mafia – Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball“ ist eine der schonungslosesten Abrechnungen mit der weltweit einflussreichsten Sportorganisation. Der Journalist und langjährige Investigativreporter der Süddeutschen Zeitung enttarnt in seinem Werk die FIFA nicht als Sportverband, sondern als global agierendes Machtkartell, das sich über Jahrzehnte hinweg mithilfe von Korruption, Intransparenz und strategischen Allianzen gegen jede Form von Kontrolle immunisiert hat.
„FIFA-Mafia“ von Thomas Kistner – Wie Korruption den Weltfußball unterwandert hat
Das Buch erschien erstmals 2012, wurde vielfach ausgezeichnet – und ist angesichts anhaltender Skandale im internationalen Fußball auch heute noch ein Schlüsselwerk zum Verständnis des Systemproblems hinter den Kulissen des beliebtesten Sports der Welt.
Was in „FIFA-Mafia“ aufgedeckt wird – Ein Blick in die Strukturen eines kranken Systems
Kistner rollt die Geschichte der FIFA beginnend mit der Ära João Havelange auf. Der Brasilianer modernisierte den Verband zwar wirtschaftlich, doch er schuf auch ein Patronagesystem, das sich durch Klientelpolitik, gekaufte Stimmen und manipulative Medienarbeit auszeichnete.
Mit Havelanges Nachfolger Sepp Blatter verfestigte sich das System – nur professioneller, diskreter und internationaler. Kistner beschreibt präzise, wie die Vergabe von WM-Turnieren – etwa an Russland (2018) und Katar (2022) – nicht durch sportliche, sondern durch ökonomische und machtpolitische Erwägungen entschieden wurde.
Besonders ausführlich widmet sich das Buch dem ISL-Skandal, bei dem es um millionenschwere Schmiergeldzahlungen an hochrangige Funktionäre ging. Auch die Rolle von FIFA-nahem Sicherheitspersonal, dubiosen Sponsorenverträgen und Interpol-Zusammenarbeit wird kritisch beleuchtet.
Wie die FIFA ihre Macht schützt – Kontrolle durch Loyalität
Eine der stärksten Thesen Kistners: Die FIFA ist kein Opfer von Einzelfällen, sondern ein bewusst geschaffener Apparat zur Machterhaltung.
Durch interne Regelungen, die dem FIFA-Präsidenten nahezu absolute Entscheidungsgewalt über Gremien, Etats und Posten verschaffen, wurde ein System geschaffen, das Loyalität belohnt und Kritik systematisch ausschaltet.
Kistner nennt konkrete Namen, dokumentiert Zahlungsflüsse, Zitate und politische Allianzen. Der Ton ist sachlich, aber unmissverständlich: Die FIFA wurde in ihrer heutigen Form zur Struktur systemischer Bestechung geformt – und das mit globaler Billigung.
Warum das Buch so überzeugend ist – Kistners journalistische Handschrift
Was Kistner von reinen Polemikern unterscheidet, ist seine gründliche Recherche und seine Fähigkeit, komplexe Themen journalistisch zugänglich zu machen.
Er schreibt klar, aber nicht populistisch. Zahlen, Akten, Quellen und Aussagen sind belegt – ohne dass das Buch in trockenes Aktenstudium abgleitet. Die Kapitel sind logisch gegliedert, in sich thematisch geschlossen und bauen dennoch eine übergeordnete Argumentation auf.
Für Leser ohne Vorkenntnisse ist der Einstieg leicht. Wer tiefer einsteigen will, findet in den detaillierten Kapiteln eine Fülle an Erkenntnissen.
Welche zentralen Fragen das Buch aufwirft – Und wie es Antworten liefert
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Wie wurde ein Sportverband zu einem politischen Machtfaktor auf Augenhöhe mit Staaten?
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Welche Rolle spielen große Sponsoren wie Coca-Cola, Adidas oder Visa?
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Warum gelingt es jahrzehntelang nicht, die FIFA wirksam zu reformieren?
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Wie funktionieren Abhängigkeiten auf Kontinental- und Landesebene?
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Wer sind die Nutznießer – und warum schweigen so viele?
Kistner beantwortet diese Fragen, ohne den Anspruch auf absolute Wahrheit zu erheben. Doch er zeigt auf, wie ein Netzwerk aus Verschwiegenheit, wirtschaftlichem Einfluss und systematischer Kontrolle demokratische Prinzipien unterläuft.
Für wen ist „FIFA-Mafia“ besonders lesenswert?
Das Buch richtet sich an Leserinnen und Leser, die:
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Den Fußball lieben, aber nicht blind konsumieren wollen
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Ein tieferes Verständnis für politische Machtmechanismen im Sport suchen
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An investigativem Journalismus interessiert sind
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Medien, Marketing und Sportökonomie kritisch reflektieren wollen
Ob Sportfunktionär, Lehrer, Student oder Fan – „FIFA-Mafia“ bietet wertvollen Lesestoff für alle, die sich mit Machtstrukturen jenseits des Spielfelds beschäftigen.
Reaktionen und Wirkung – Ein Buch, das Debatten anstieß
„FIFA-Mafia“ wurde 2012 mit dem Fußballbuch des Jahres-Preis der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur ausgezeichnet.
Es beeinflusste Journalisten weltweit, diente als Quelle für Reportagen (u. a. für die ARD-Doku „Das System FIFA“) und wurde international rezipiert – u. a. im englischsprachigen Raum unter dem Titel FIFA Mafia: The Dirty Game.
Zahlreiche Enthüllungen aus dem Buch wurden später durch Ermittlungen des FBI oder anderer Behörden bestätigt – was Kistners Arbeit nachträglich zusätzliche Glaubwürdigkeit verlieh.
Was das Buch nicht ist – und warum das gut ist
„FIFA-Mafia“ ist kein populistisches Rundumschlagbuch, keine Moralpredigt, kein Ruf nach Boykott.
Kistner bleibt nüchtern, dokumentiert, stellt Zusammenhänge her – und überlässt die Bewertung dem Leser.
Gerade das macht es so stark: Das Buch will keine Empörung erzeugen, sondern Verständnis. Und mit diesem Verständnis wächst auch die Verantwortung.
Pflichtlektüre für alle, die hinter die Fassade des Weltfußballs blicken wollen
„FIFA-Mafia“ ist ein kompromissloses, fundiertes und journalistisch brillantes Werk, das jeder gelesen haben sollte, der sich für Sport, Macht und globale Gerechtigkeit interessiert.
Es geht dabei nicht „nur“ um Fußball – sondern um Korruption, Verantwortung und die Frage, wie wir mit unserer Begeisterung umgehen, wenn sie systematisch ausgenutzt wird.
Ein Buch, das aufrüttelt, ohne zu moralisieren. Und das zeigt: Aufklärung ist möglich – wenn jemand wie Thomas Kistner hinschaut.
Über den Autor Thomas Kistner – Einer der wichtigsten Sportjournalisten Deutschland
Thomas Kistner (*1958) ist Sportredakteur der Süddeutschen Zeitung und gilt als einer der renommiertesten Investigativjournalisten im Sportbereich.
Seine Schwerpunkte: Doping, Korruption, Machtpolitik. Er war u. a. Mitautor des „Schwarzbuch Sport“ und bekannt für seine fundierten Berichte zu Olympischen Spielen, Fußball-WMs und dem IOC.
Kistner steht für eine Form von Journalismus, die sich nicht blenden lässt – weder von Emotionen noch von Werbeverträgen.
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