Magische Bücher, politische Intrigen und eine eisige Welt, die an den eigenen Widersprüchen zu zerbrechen droht – „Eislotus – Wasser findet seinen Weg“ von Liza Grimm ist ein erfrischender und zugleich vielschichtiger Auftakt der Dilogie „Die Bücher der Macht“.
Die Autorin schafft es, mit originellen Ideen und emotionaler Tiefe ein Fantasy-Universum zu erschaffen, das sich angenehm vom üblichen Genre-Einerlei abhebt und Lust auf mehr macht.
Wie Magie und Macht in „Eislotus“ untrennbar verbunden sind
Im Mittelpunkt steht ein faszinierendes Magiesystem: Menschen können sich mit sogenannten Seelenbüchern verbinden, die nicht nur ihre Kräfte bündeln, sondern nach ihrem Tod ihre Essenz bewahren.
Wasser, Feuer, Erde und Luft – die vier Elemente bilden die Grundlage der Macht. Die seltenen Buchbinder kontrollieren die Verteilung dieser Seelenbücher und damit das Gleichgewicht der Welt.
Um den Frieden zu wahren, wird das Ritual des Lichts abgehalten: ein brutaler Wettbewerb, bei dem Gesandte aus allen Reichen um das Privileg kämpfen, einen Buchbinder in ihre Heimat zu holen.
Naras Weg – Ein Kampf um Hoffnung und Wahrheit
Nara stammt aus Kori, einer Stadt, die vom einst blühenden Handelszentrum zur verlassenen Eishölle geworden ist. Ihre Mission ist klar: Gewinnen, um ihre Heimat zu retten.
Doch an der Akademie stößt sie nicht nur auf gnadenlose Rivalen, sondern auch auf Intrigen, Verrat und schmerzliche Wahrheiten über das System, dem sie bisher blind vertraut hat. Besonders kompliziert wird es, als Katso, ein Feuergesandter und ehemals enger Vertrauter, wieder in ihr Leben tritt.
Was als sportlicher Wettkampf beginnt, wird für Nara zur Zerreißprobe zwischen Loyalität, Überleben und dem eigenen Gewissen.
Ein Magiekonzept, das fasziniert und trägt
Das Konzept der Seelenbücher verleiht der Geschichte enorme Tiefe. Bücher sind hier nicht nur Informationsspeicher oder Schmuckstücke – sie sind das pulsierende Herz der Gesellschaft.
Diese Verbindung von Magie und Erinnerung, von individueller Macht und kollektiver Verantwortung, wirkt innovativ und poetisch zugleich.
Besonders spannend: Die Bücher verändern ihre Besitzer – und werfen die Frage auf, ob Macht letztlich den Charakter formt oder entlarvt.
Politische Machtspiele und emotionale Tiefe in perfektem Gleichgewicht
Die Akademie ist weit mehr als eine Schule für Magier. Sie ist ein politisches Spielfeld, auf dem Loyalitäten geknüpft und gebrochen werden.
Wer nicht mitspielt, wird ausgespielt. Wer schwächelt, verschwindet.
Liza Grimm zeigt eindrucksvoll, wie dünn die Grenze zwischen Pflicht und Verrat werden kann. Gleichzeitig vergisst sie nicht, ihren Figuren Raum für echte Emotionen zu geben – für Freundschaft, Misstrauen, Schuld und Hoffnung.
Gerade die Beziehung zwischen Nara und Katso entwickelt sich subtil und glaubwürdig – ohne Kitsch, aber mit spürbarer innerer Spannung.
Ein Stil, der Bilder entstehen lässt
Grimms Sprache ist klar, bildhaft und temporeich.
Die eisigen Landschaften von Kori, die prächtigen Hallen der Akademie, die schwelende Bedrohung durch die Elemente – all das wird nicht überladen beschrieben, sondern präzise in Szene gesetzt.
Besonders gelungen: Der Wechsel zwischen Action und innerer Reflexion. Grimm vertraut ihren Leserinnen und Lesern, dass sie auch Zwischentöne und leise Entwicklungen erkennen – eine Qualität, die im Fantasy-Genre nicht selbstverständlich ist.
Aktuelle Themen in einem fantastischen Gewand
Hinter der abenteuerlichen Oberfläche verhandelt „Eislotus“ auch brennende Themen:
-
Wie gehen Gesellschaften mit Ressourcenknappheit um?
-
Wie funktioniert politische Legitimation?
-
Was bedeutet wahre Verantwortung?
Gerade in Zeiten globaler Krisen wirken diese Fragen umso aktueller – auch wenn sie hier in einer märchenhaft-magischen Welt verhandelt werden.
Warum Liza Grimm gerade jetzt eine wichtige Stimme in der Fantasy ist
Liza Grimm, die auch unter ihrem bürgerlichen Namen Jennifer Jäger schreibt, hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe im deutschen Fantasybereich entwickelt
Ihre Bücher sind nicht nur bei klassischen Fantasyfans beliebt, sondern auch bei einem jüngeren Publikum auf Plattformen wie BookTok, wo Geschichten über Macht, Magie und Identität immer stärkere Resonanz finden.
Mit „Eislotus“ beweist sie, dass sie komplexe Themen mit packender Handlung und echter literarischer Qualität verbinden kann.
„Eislotus“ ist Fantasy mit Herz, Hirn und Haltun
„Eislotus – Wasser findet seinen Weg“ ist nicht nur der gelungene Auftakt einer neuen Reihe, sondern ein Buch, das zeigt, wie spannend, klug und emotional Fantasy heute sein kann.
Wer eine epische Geschichte mit innovativer Magie, glaubwürdigen Figuren und politischer Raffinesse sucht, wird hier fündig.
Liza Grimm ist eine Autorin, die Welten erschafft – aber immer die Menschen im Zentrum behält. Und genau das macht „Eislotus“ zu einer Geschichte, die lange nachwirkt.
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
„House of Destiny“ von Marah Woolf – Eine epische Fortsetzung voller Spannung und Tiefe
Manege frei für: die Einhörner!
Flucht aus dem Dämonenreich
Die Jagd nach dem Hexenhaar
Die Flucht in eine andere Welt
„The Serpent and the Wings of Night – Der beste Vampirroman für Dark-Fantasy-Fans
„Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen“: Warum Sarah J. Maas’ Fantasy-Hit mehr als nur Romantasy ist
„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig – Roman über zweite Chancen & Selbstakzeptanz
„Die Hüter der Sieben Artefakte“ von Christian Dölder – Wie ein Fantasyepos die klassischen Regeln neu schreibt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
Andreas Sommer – Drachenberg
Momo - ein zeitlose Botschaft
Der grimmige Geist
Das Geheimnis der Engelsschwestern
Magie im Dritten Reich
Aktuelles
„Der Kuß der Spinnenfrau“ – Manuel Puigs Roman über Liebe, Ideologie und die Macht der Erzählung
„Der Heimweg“ von Sebastian Fitzek – Ein Psychothriller über Angst, Gewalt und die Illusion von Sicherheit
„Madame le Commissaire und die gefährliche Begierde“ – Ein Provence-Krimi mit Tiefgang, Atmosphäre und gesellschaftlicher Relevanz
Die Physiker – Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie über Wissenschaft, Moral und Machtmissbrauch
Denis Scheck: “Druckfrisch" am 25. Mai 2025
Rezension zu "Die Passagierin" von Franz Friedrich

Die Nominierten für den Bachmannpreis 2025 stehen fest

„Die Waffen des Lichts“ – Ken Folletts epischer Abschluss der Kingsbridge-Saga
Der Protein-Fasten-Trick – Christian Wolfs alltagstaugliche Strategie für nachhaltigen Fettverlust ohne Jo-Jo-Effekt
„Versuche, dein Leben zu machen“ – Margot Friedländers Zeugnis über Würde im Versteck und die bleibende Last der Erinnerung
Die verlorene Ehre der Katharina Blum – Heinrich Bölls zeitlose Anklage gegen medialen Machtmissbrauch

„Der Regen und das Denken“
Rainer Zitelmann: 2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird
Die Mosaik-Comics und ihr Schöpfer Hannes Hegen: Ein Rückblick zum 100. Geburtstag
Wehe du gibst auf – Clara Lösels poetischer Aufruf zur Hoffnung und inneren Stärke
Rezensionen
Das Kind in dir muss Heimat finden – Stefanie Stahls Bestseller über emotionale Heilung und innere Freiheit
