Am 1. September feiert Michael Endes Weltbesteller "Momo" seinen fünfzigsten Geburtstag. Zu diesem Anlass veröffentlicht der Thienemann Verlag die Geschichte nun erstmals als Bilderbuch. Außerdem wird es eine Jubiläumsausgabe mit Zusatzmaterial geben.
Beinahe scheint es so, als würde Michael Endes 1973 erschienener Roman "Momo. Oder die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen, die Zeit zurückbrachte" mit jedem Jahr aktueller werden. Das Buch handelt von einem kleinen Mädchen, welches Reich an Zeit ist und die besondere Gabe besitzt, den Menschen so zuzuhören, dass sie die Phantasie der Erzzählenden beflügelt und ihren Blick auf das Wesentliche lenkt. Am 1. September wird der Roman fünfzig Jahre alt. Aus diesem Anlass hat sich der Thienemann Verlag entschieden, die Geschichte als Bilderbuch zu veröffentlichen. Dazu wurde die Roman von dem Schriftsteller und Lyriker Uwe-Michael Gutzschahn zu einer Erzählung zusammengefast, welche die Schweizer Illustratorin Simona Ceccarelli in eine einzigartige, phantastische Bildwelt überführte. Erscheinungsdatum ist bereits der 28. Juli.
Zeitknappheit, Gehetze, Burn-Out... Endes Aktualität
Wir - gemeint sind sie westlichen Industriestaaten - befinden uns in einem seltsam paradoxen Hamsterrad, in dessen Dynamik Zeitsparen oftmals mit Zeitverschwendung zusammenfällt. Jeder benutzte Short-Cut schaufelt Platz für weitere Beschallung frei, die gewaltsam belegt, was Freizeit hätte werden können. Auf Plattformen wie Instagram oder TikTok können wir Minderjährige von Produktivitätssteigerung und Alltagsorganisation sprechen sehen, freilich ohne dass dabei der Selbstwiderspruch erkannt oder auch nur in Erwägung gezogen wird, dass Produktivität gerade dort freigesetzt werden könnte, wo sich Langeweile, das heißt: ablenkungsfreie Zeit ausbreitet. Man liest von Zeitenge (nicht zuletzt hinsichtlich des Klimawandels), von Work-Life-Balance, "Quiet Quitting" und sich häufenden Burn-Out-Diagnosen, die zu einem wesentlichen Teil auf eine Alltagspraxis verweisen, die von Überforderung und Gehetze gezeichnet ist.
Unter diesem Lichte erscheint Michael Endes "Momo" geradezu visionär. Nicht, dass das Wesensmerkmal "Zeitmangel" nicht auch schon im Jahr 1973 zu erkennen gewesen war. Die Verbannung des gesprochenen und gehörten Wortes aber findet sich in Endes Buch auf eine Weise dargestellt, die nichts an Aktualität verloren hat. Die Kritik an einer Gesellschaft, die auf Rationalität und Funktionalität ausgerichtet ist, und das Menschliche im Abglanz stählerner Maschinen zu finden glaubt, hinter Bildschirmen, die, unberührt, pechschwarz erscheinen; hinter Codes, mittels deren Verwendung wir selbst funktionalisieren, zu einem Teilchen, einen Faktor machen, uns das Menschliche austreiben.
"Momo"
Neben "Jim Knopf" und "Die unendliche Geschichte" gehört "Momo" zu Endes bekanntestes Bücher. Der Roman wurde in 49 Sprachen übersetzt, hat sich bis heute weltweit fast 13 Millionen Mal verkauft und wurde 1986 verfilmt sowie 2003 als Zeichentrickserie umgesetzt. Die Filmproduktionsfirma Rat Pack kündigte Anfang des Jahres eine Neuverfilmung an. Neben zahlreichen nationalen wie internationalen Auszeichnungen wurde "Momo" 1974 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis bedacht. Seit 1996 symbolisiert Endes Romanfigur Momo als Preisstatue den Deutschen Jugendliteraturpreis und verweist auf Michael Endes "Plädoyer für freie, unverplante Zeit, die heute so notwendig zu sein scheint wie damals".
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