Fachkräftemangel Seite 3

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Doch jetzt ist der junge Erwachsene im Stande, einen eigenen Willen zu bilden und auch, wenn er noch nicht genau weiß, was er will, so ist es ihm klar, was er nicht will: den gewählten Studiengang. Viel lieber würde er sich ausprobieren, etwas von der Welt sehen, andere Berufe kennenlernen. Etwas, was von unserer Generation als ganz normal, ja sogar als wünschenswert erachtet wird, kollidiert nun mit der Agenda der Elterngeneration. Geld, Schweiß und Tränen flossen in das Studium und nun, da der Weg beinahe abgeschlossen ist, springt der Sprössling ab und sagt sich vom alten Glauben los.

Alternativ beendet er das Studium wie gewünscht und hängt seine eigentliche Leidenschaft entweder an den Nagel oder an das Studium hinten dran. In jedem Fall wird jemand höchst unglücklich. Nun gilt es, im Leben zu stehen, schließlich ist man bereits Anfang Zwanzig! Nun ist die Schule vorbei, die Arbeit ruft. Wer bis spätestens Mitte Zwanzig keinen Job hat, gilt als Versager. Die Zeit der Selbstverwirklichung im Sinne der Bildung ist vorbei, bevor sie begonnen hat. Nun folgt ein steiniger Weg. Nun heißt es, sich das, was man wirklich will – sofern man je im Stande sein wird, das zu wissen – sich selbst beizubringen. Weißt du nun mit Mitte Zwanzig endlich, was dir gefällt und was du studieren möchtest? Großartig! Brich dein jetziges Leben einfach ab und Beginne das Studium deiner Wahl! Deine Eltern nehmen dich sicher wieder auf und wenn nicht, dann kannst du dir sicher mit einem Studentenjob deinen Lebensunterhalt verdienen. Ansonsten studiere doch einfach neben dem Beruf! Dank des Internets ist es nun einfacher, denn je!

Im Grunde ist es klar, worauf ich hinaus möchte. Die Gründe für den Fachkräftemangel sind manigfaltig, doch die wirklich wichtigen scheinen in den Hintergrund zu rücken. Stets ist davon die Rede, dass die jungen Leute nicht bereit sind, die Berufe zu lernen. Es sind stets die Ausbildungsbetriebe und Systeme, die nicht attraktiv genug sind. Doch selten höre ich die Generation, die für den Umstand maßgeblich mitverantwortlich ist eingestehen, dass sie ihre Kinder vielleicht doch nicht auf den richtigen Weg geschickt hat. Man erntet, was man sät.


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