"Schöne neue Welt, wo bist du?" Die Stimme einer jungen Generation, die nicht mehr Hebräisch spricht

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Die irische Schriftstellerin Sally Rooney zählt als literarische Repräsentantin einer ganzen Generation. Ihre ersten beiden Romane "Conversations with Friends" ("Gespräche mit Freunden") und "Normal People" ("Normale Menschen") wurden Weltbestseller; letzterer stand 2018 auf der Longlist des renommierten Man Booker Preises. Die Bücher wurden in 46 Sprachen übersetzt, unter anderem auch ins Hebräische. Dies wird mit Rooneys aktuellem Roman - Beautiful World, Where Are You ("Schöne Welt, wo bist du") - nicht passieren. Die Autorin hat sich entschieden, die Übersetzungsrechte vorerst nicht an einen israelischen Verlag zu verkaufen. Der Grund: Rooney unterstützt die BDS-Bewegung.

Sally Rooneys aktueller Roman "Schöne neue Welt, wo bist du" ist wie erwartet innerhalb kürzester Zeit zu einem internationalen Bestseller geworden. Anders als ihre zwei vorherigen Bücher, ist dieses jedoch nicht in die hebräische Sprache übersetzt worden. Rooney hält die Übersetzungsrechte vorerst zurück. Bild: Claassen Verlag

Die Entscheidung der 30-jährigen irischen Schriftstellerin Sally Rooney, ihren neuesten Roman nicht mehr von ihrem bisherigen israelischen Verlagspartner ins Hebräische übersetzen zu lassen, sorgt derzeit in der Literaturszene für Aufsehen. Rooney zählt als literarische Repräsentantin der sogenannten Milleinials-Generationen, mit den Figuren aus ihren Bücher konnten sich insbesondere jüngere Menschen in der Vergangenheit weltweit identifizieren. Wie auch ihre ersten beiden Romane, legte Rooneys neustes Werk "Schöne Welt, wo bist du?" einen fulminanten Aufstieg hin. Kaum war es im September erschienen, platzierte es sich auf Platz 1 der "New York Times"-Bestsellerliste. Auch in Deutschland ist der Roman nach wie vor auf der SPIEGEL-Bestsellerliste (Platz 14) zu finden.

Boykott gegen den israelischen Staat

Der Grund, warum sich die Autorin gegen eine Übersetzung und Veröffentlichung in ihrem israelischen Verlag entschieden hat, ist folgender: Rooney unterstützt die BDS-Bewegung ("Boycott, Divestment and Sanctions"), die mittels Boykotts, Desinvestitionen und Sanktionen den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren versucht. Ziel ist es, eine Änderung der Haltung des israelischen Staates gegenüber PalästinenserInnen zu erzwingen.

Die BDS-Bewegung hatte auch in Deutschland Ende letzten Jahres Schlagzeilen gemacht. Grund war ein Beschluss des Bundestages, der Boykottaufrufe gegen Israel verurteilte. Tausende namenhafte KünstlerInnen und Intellektuelle haben den Beschluss damals stark kritisiert und sprachen von einem "Klima der Zensur". In einem Aufruf unter der Überschrift "Wir können nur ändern, was wir konfrontieren" solidarisierten sie sich mit der Initiative "Weltoffenheit 5.3 GG", deren LeiterInnen öffentlich Besorgnis darüber äußerten, dass sie Anti-BDS-Resolution des Bundestages ihre Arbeit behindere.

Dass Salley Rooney mit den Forderungen der BDS sympathisiert, ist keine sonderliche Überraschung. Bereits 2019 unterschrieb sie einen Verteidigungsbrief in der "London Review if Books" für die britische Autorin Kamila Shamsie. Dieser wurde damals der Nelly-Sachs-Preis entzogen, nachdem man feststelle, dass sie die BDS-Bewegung unterstützt. In diesem Sommer unterschrieb Rooney als eine von tausend Erstunterzeichnern einen Anklagebrief, in dem die Unterzeichner dem israelischen Statt ein System von Apartheid vorwerfen. Ein weiteres Mal forderte man dazu auf, ökonomische nd kulturelle Beziehungen zu Israel zu kappen.

"einfach nicht richtig"

In einer von der New York Times zitierten E-Mail der Schriftstellerin heißt es, sie sei stolz, dass ihre ersten beiden Romane auch in hebräischer Sprache erschienen seien. Für dem Moment habe sie aber entschieden, die Übersetzungsrechte für ihr drittes Buch nicht an ein Verlagshaus mit Sitz in Israel zu verkaufen. Die Rechte seien weiterhin erhältlich, und sie würde sich freuen, einen Weg zu finden, diese im Einklang mit den BDS-Richtlinien zu veräußern.

Unter den gegebenen Umständen einen neuen Vertrag mit einem israelischen Unternehmen zu akzeptieren, welches sich nicht öffentlich "von Apartheid" distanziere, fühle sich, so Rooney weiter, "einfach nicht richtig" an.

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