Apfelstrudel-Alibi (Rita Falk)– Eberhofer ermittelt zwischen Südtirol, Schnodder und Susi im Bürgermeisteramt

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Ein neuer Fall für Niederkaltenkirchens Grantler vom Dienst: Franz Eberhofer. In „Apfelstrudel-Alibi“ (Band 13 der Reihe) steckt er in einem klassischen Eberhofer-Dilemma: Daheim brennt’s – Susi ist frischgebackene Bürgermeisterin– und ausgerechnet jetzt zieht ihn ein vermeintlicher Bergunfall in Südtirol in eine Ermittlung, die so harmlos anfängt wie ein Hüttenschmarrn und dann erstaunlich viel Biss entwickelt. Das Ergebnis: ein Provinzkrimi mit Reiseschwung, viel Dialogwitz, einem Rudi in Höchstform – und einem Plot, der die Serie weiterträgt, ohne sich selbst zu kopieren.

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Apfelstrudel-Alibi: Ein Provinzkrimi | Sehnlichst erwartet: der brandneue Fall für den Eberhofer Franz! (Franz Eberhofer, Band 13)

Handlung von Apfelstrudel- Alibi – Wenn ein „Unfall“ zu viele Fragen stellt

Richter Moratschek (alter Bekannter) schiebt Eberhofer den Fall praktisch über den Küchentisch: Seine Patentochter Letitia ist in den Dolomiten zu Tode gekommen – offiziell ein Sturz, für Moratschek ein Unding. Eberhofer fährt widerwillig gen Süden, stolpert über Kleinigkeiten, die nicht recht zum Unfallbild passen, und findet vor Ort Spuren, die die örtliche Polizei übersehen hat. Zurück in Bayern brutzelt der Alltag: Susi jongliert Termine, Paul verlangt Aufmerksamkeit, Oma liefert Küchenkommentare, Papa kommentiert das Kommentierte – und Rudi Birkenberger fühlt sich (wie immer) genial unterschätzt, bis ihn Franz doch wieder an Bord holt. Dass plötzlich Alibis nicht halten und Nebenfiguren auffällig unauffällig werden, ist bei Falk selten Zufall. Wohin die Fährte führt, ist der Spaß an der Lektüre; wichtig ist: Der Fall bleibt gerahmt, logisch verschränkt, und zieht die gewohnte Dorfdynamik nicht in Klamauk, sondern nutzt sie als Vergrößerungsglas.

Provinz als Bühne, Familie als Verhandlungsraum, Freundschaft als Methode

Provinz ≠ Idylle: Niederkaltenkirchen bleibt Falks Labor für Alltagsmacht: Wem gehört eigentlich die Deutung – den Lauten, den Netzwerklosen, den Amtsstuben? Mit Susi im Bürgermeisteramt wird Kommunalpolitik nicht zum Running Gag, sondern zum Reibungsfeld: Termine, Haushaltszahlen, Erwartungsdruck – und ein Franz, der lernen muss, dass Care-Arbeit zuhause keine Nebenrolle ist.

Freundschaft als Ermittlungstechnik: Eberhofer und Rudi funktionieren wie zwei ungleiche Linsen. Franz bringt Bauch und Bodenhaftung, Rudi die Selbstüberschätzung, die überraschend oft nützliche Energie freisetzt. In Band 13 rücken die beiden noch enger zusammen – viele Leser sprechen von einem „Zwei-Personen-Stück“ mit Stichwortgebern (Oma, Susi) im Hintergrund. Das tut dem Plot gut: weniger Ausfransen, mehr Druck auf der Falllinie.

Küche als Kompass: Dass der Roman Rezepte mitliefert (inklusive Apfelstrudel), ist kein Gimmick – es ist das Eberhofer-Prinzip: Essen erdet, Gespräche gelingen, wenn die Hände beschäftigt sind. Kulinarik wird zur Taktfläche des Erzählens.

Reise als Erkenntnis: Der Südtirol-Exkurs bewahrt die Reihe vor Provinz-Erstarrung: neue Topografie, andere Behördenwege, fremde Rituale – und eben jene Details, an denen Franz erkennt, dass „Unfall“ nicht gleich Unfall ist.

Dorfdynamik, Ehrenamt, Tourismusblick

Falks Romane sind freundlich zu ihrer Welt, aber blind sind sie nicht: Kleinstadt-PR, Vereinslogiken, Ehrenämter, Tourismusdruck – all das wirkt im Hintergrund. Wenn Susi forsch modernisiert und der Dorfklatsch parallel Widerstände baut, verhandelt das Buch nebenbei, wie Kommunalpolitik tatsächlich riecht: nach Zeitmangel, Kompromiss und (ja) gelegentlicher Eitelkeit. Der Blick nach Südtirol kontert dabei das Bayern-Klischee: Bergkulisse macht nichts automatisch romantisch; sie macht Fälle bloß komplizierter.

Schnoddrig, herzlich, dialogstark

Rita Falk schreibt, als würde man am Stammtisch zuhören – mündlich, beiläufig, mit sauber gesetzter Pointe. Gerade diese Sprechton-Nähe macht die Serie süchtig: Der Kriminalfall läuft, aber die Figurenmusik trägt. Kritiker fassen es so zusammen: „schnoddrig, herzlich, feiner Spott, wie gesprochen“. Dazu kurze Kapitel, klares Pacing, keine Belehr-Prosa – Lesefluss first.

Für wen eignet sich „Apfelstrudel-Alibi“?

  • Für Eberhofer-Fans, die die Chemie zwischen Franz und Rudi lieben.

  • Für Leser, die Krimi mit Humor suchen, aber logische Fährten erwarten.

  • Für Einsteiger: Man kann bei Band 13 einsteigen – die Dorfdynamik versteht man sofort; Insidergags sind Bonus.

  • Für Hörbuchhörer: Christian Tramitz liest den neuen Fall – wie immer mit Timing und Timbre.

Kritische Einschätzung – Stärken & mögliche Schwächen

Stärken

  1. Fokus auf dem Duo: Mehr Franz & Rudi, weniger Staffage – das schärft den Fall und den Witz.

  2. Südtirol-Setting: Neue Reize, neue Regeln, glaubhaft verwoben mit der Stammbühne.

  3. Ton & Tempo: Der bekannte Eberhofer-Sound trifft einen sauber konstruierten Fall – Pageturner ohne Krawall.

Mögliche Schwächen

  1. Serienformel spürbar: Wer radikale Neuerfindung erwartet, bekommt „veredelte Komfortzone“.

  2. Gefühl vor Forensik: Die Beweisketten bleiben erzählerisch; Hardcore-Prozedur-Fans könnten mehr „Labor“ wollen.

  3. Nebenfiguren-Dosierung: Susi/Oma/Papa treten wirklich etwas zurück – Geschmackssache.

Über die Autorin – Rita Falk

Rita Falk (1964, Oberammergau) ist die Erfinderin des Eberhofer-Kosmos – eine Mischung aus Krimi, Küchenphilosophie und bayerischem Welttheater. Sie lebt in München, ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und war mit einem Polizisten verheiratet, was die dienstlichen Details plausibel erdet. Ihre Bücher sind Bestseller und bilden die Vorlage der erfolgreichen Kinoreihe (u. a. mit Sebastian Bezzel/Simon Schwarz). Für ihr liebevolles Bayern-Panorama erhielt sie 2023 den Bayerischen Verdienstorden.

Warmherziger Krimi mit Biss und bester Eberhofer-Chemie

Apfelstrudel-Alibi liefert genau das, wofür die Reihe geliebt wird – und schiebt trotzdem Neues nach vorn. Der Südtirol-Abstecher bringt frische Reibung, Susi im Rathaus verschiebt die Familienachse sinnvoll, und das Duo Franz & Rudizieht den Fall mit Tempo und Witz durch, ohne die Logik zu opfern. Der Humor bleibt erdig, die Dialoge sitzen, und die Ermittlungsfährten sind klar genug, um mitzurat(en), aber verwinkelt genug, um zu überraschen. Wer forensischen Mikrometer erwartet, ist hier falsch; wer charaktergetragene Provinzspannung mit Herz und Hirn sucht, kriegt ein sehr rundes Paket – inklusive jener Küchenmomente, die den Eberhofer-Kosmos so menschlich machen.


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Apfelstrudel-Alibi: Ein Provinzkrimi | Sehnlichst erwartet: der brandneue Fall für den Eberhofer Franz! (Franz Eberhofer, Band 13)

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