Die Journalistin und Autorin Eva Biringer ist mit dem NDR Sachbuchpreis 2025 ausgezeichnet worden. Ihr viel beachtetes Werk „Unversehrt. Frauen und Schmerz“ beleuchtet eindrucksvoll, wie weiblicher Schmerz in Medizin und Gesellschaft bis heute unterschätzt wird. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde im Rahmen des Göttinger Literaturherbstes auf dem Sartorius Campus überreicht.
Eva Biringer erhält NDR Sachbuchpreis 2025 für ihr Buch „Unversehrt. Frauen und Schmerz“
Weiblicher Schmerz als gesellschaftliches Thema
In ihrem Buch verbindet Biringer eigene Erfahrungen mit medizinischen und kulturhistorischen Recherchen. Sie zeigt auf, dass der männliche Körper weiterhin als medizinische Norm gilt – mit tiefgreifenden Konsequenzen für die Diagnose und Behandlung von Frauen. Viele Frauen leiden unter chronischen oder zyklischen Schmerzen, die häufig nicht ernst genommen, sondern psychologisiert oder bagatellisiert werden.
Medizinische Norm: Der männliche Körper als Maßstab
Biringer argumentiert, dass strukturelle Voreingenommenheit im Gesundheitssystem dazu führt, dass weiblicher Schmerz nicht ausreichend erforscht und unzureichend behandelt wird. Die gesellschaftliche Vorstellung von Schmerz sei stark geschlechtlich codiert – mit dem männlichen Körper als Referenz und dem weiblichen Körper als „Abweichung“, die weniger glaubwürdig erscheint.
Generationenübergreifendes Schweigen über Leid
Ein zentrales Motiv des Buches ist die Geschichte von Biringers Großmutter – eine Frau, die ihr Leben lang über Schmerzen klagte, ohne Gehör zu finden. Diese biografische Ebene steht exemplarisch für ein kollektives, generationenübergreifendes Schweigen über weibliches Leiden, das bis heute anhält.
Jury lobt Mut und gesellschaftliche Relevanz
Die Jury des NDR Sachbuchpreises würdigte Unversehrt als ein „mutiges, kluges und befreiendes Buch“. Es gebe all jenen eine Stimme, deren Leid zu lange überhört worden sei. Schmerz werde hier nicht als individuelles Versagen dargestellt, sondern als gesellschaftliches und politisches Phänomen. Das Buch sei ein dringlicher Aufruf, weibliche Erfahrung endlich ernst zu nehmen.
Weitere Finalistinnen mit starken Sachbuchbeiträgen
Neben Eva Biringer ehrte die Jury auch zwei weitere Finalistinnen: Alena Buyx mit ihrem Buch Leben und Sterben und Susanne Beyer mit Kornblumenblau. Beide Werke überzeugten durch inhaltliche Tiefe und hohe gesellschaftliche Relevanz.
Naomi Weitzel erhält LifeScienceXplained-Preis
Im Rahmen der Veranstaltung wurde außerdem der LifeScienceXplained | Sartorius-Preis für neue Wissenschaftskommunikation verliehen. Die Doktorandin Naomi Weitzel von der Universität Regensburg gewann mit ihrem Science Slam „Wie Licht stärker wird: die Superkraft winziger Partikel“. Auch dieser Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.
Preisverleihung online in voller Länge verfügbar
Die komplette Preisverleihung samt Showprogramm ist online abrufbar unter ndr.de/ndrsachbuchpreis.
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Aktuelles
„Ein Faden, der sich selbst spinnt“ – Jon Fosses Vaim und der Rhythmus der Abwesenheit
Deutscher Kinderbuchpreis 2026 gestartet – Einreichungen ab sofort möglich
Jahresrückblick Literatur 2025
Zwei Listen, zwei Realitäten: Was Bestseller über das Lesen erzählen
Ludwig Tiecks „Der Weihnachtsabend“ – eine romantische Erzählung über Armut, Nähe und das plötzliche Gute
Krieg in der Sprache – wie sich Gewalt in unseren Worten versteckt
Literaturhaus Leipzig vor dem Aus: Petition und Stadtratsdebatte um Erhalt der Institution
Thomas Manns „Buddenbrooks“ – Vom Leben, das langsam durch die Decke tropft
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Frauen
Grimms Märchen – Zuckerwatte, Wolfsgeheul und ganz viel „Noch eins!“
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou – Ein Mädchen, eine Stimme, ein Land im Fieber
Johanna Hansen: SCHAMROT: Eine niederrheinische Kindheit
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Kinder
Wau! – Daniel Kehlmann unter den besten Büchern der New York Times
Der Freund von Freida McFadden – Dating, das nach Angst riecht
Rezensionen
Der gefrorene Fluss von Ariel Lawhon – Eis, Recht und eine Frau, die Protokolle zur Waffe macht
Goreng – 33 urdeutsche Gerichte von Horst Kessel – Wenn die Küche Beige trägt (und wir trotzdem lachen)
Die Frauen von Ballymore von Lucinda Riley- Irland, eine verbotene Liebe und ein Geheimnis, das nachhallt
Die stille Heldin von Hera Lind – Eine Mutter hält die Welt zusammen
Kiss Me Now von Stella Tack – Prinzessin, Personenschutz, Gefühlsernst
Kiss Me Twice von Stella Tack – Royal Romance mit Sicherheitsprotokoll
Kiss Me Once von Stella Tack – Campus, Chaos, Bodyguard: eine Liebesgeschichte mit Sicherheitslücke
Biss zum Ende der Nacht von Stephenie Meyer – Hochzeit, Blut, Gesetz: Der Schlussakkord mit Risiken und Nebenwirkungen
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks