„Culpa Tuya – Deine Schuld“ ist Band 2 der Culpables-Trilogie von Mercedes Ron und dort stark, wo gute Mittelbände oft straucheln: Er erhöht den Einsatz, ohne die Figuren zu verraten. Noah und Nick sind zusammen – aber die Welt um sie herum hat das Memo nicht unterschrieben. Die deutsche Erstausgabe erschien am 12. Juni 2024 bei cbj/Penguin Random House. Inhaltlich ist es New Adult mit Enemies-to-Lovers-DNA, emotional „spicy“, aber nie gedankenlos.
Worum geht es in „Culpa Tuya – Deine Schuld“
Nach den Ereignissen aus Band 1 versuchen Noah und Nick, ihre Beziehung vom Ausnahmezustand in den Alltag zu retten. Das klingt simpel, ist es aber nicht: Familienpolitik, Gerüchte und die Vergangenheit funken dazwischen. Die neue Umgebung (Uni/College-Bahnsteig, Partys, Socials) macht Ruf zur Währung: Wer die Story zuerst erzählt, sitzt am Steuer. Ex-Beziehungen und alte Loyalitäten sind plötzlich nicht nur Erinnerungen, sondern aktive Kräfte im Plot.
Ron belässt die Zwei-Stimmen-Struktur (Noah/ Nick): Dieselbe Szene zeigt zwei Wahrheiten—Noahs Autonomiebedürfnis trifft auf Nicks Kontrollreflexe, die längst Schutzpanzer sind, aber wie Dominanz aussehen. Dazwischen: Rennen, Reizflut, Reue. Die Atmosphäre bleibt hoch aufgeladen, doch die entscheidenden Momente sind leise: Gespräche auf Fluren, Grenzen, die man ausspricht, Entschuldigungen, die man meint.
Ohne Details zu verraten: Der Band schließt nicht harmonisch ab. Es ist die klassische Mittelband-Spannung: genug Auflösung, damit nichts billig wirkt; genug Unruhe, damit man Band 3 sofort will. (Der Verlag fasst Band 2 explizit als „zweiten Band der Weltbestseller-Trilogie“—mit deutlichem Hinweis auf die zugespitzte Gefühlslage.)
Vertrauen, Verletzlichkeit, Verfänglichkeit
Forbidden Love, die erwachsen wird: Das Tabu „Stiefgeschwister“ erzeugt Reibung, dient aber nicht als Gag. Ron macht aus dem Reizthema eine Frage nach Reife: Wie verhandelt man Konsens, Eifersucht und Selbstwert, ohne sich kleinzureden?
Identität vs. Image: Noahs Wunsch, Ich-Grenzen zu halten, kollidiert mit Nicks Ruf (Rennen, Girls, Gefahr). Band 2 ist hier ehrlicher als viele Romances: Liebe ist keine Zauberformel, sondern Arbeit an Mustern.
Rufökonomie: Schule/Uni, Social Media, Party-Kreise—hier passiert Beziehung im Blick der anderen. Missverständnisse sind nicht zufällig, sie sind sozial produziert.
Risiko-Ästhetik: Die Renn-Momente tragen Handlung, aber vor allem Symbolik: Nick fährt nicht, um zu glänzen, sondern um Kontrolle zu spüren—und genau das steht zwischen ihm und Noah.
Von Wattpad bis BookTok
Die Culpables-Reihe startete auf Wattpad, gewann 2016 einen Wattys-Award und wechselte 2017 bei PRH Spanienins Print. Auf Deutsch erscheinen die Bände bei cbj/Penguin; Band 2 kam 2024 in einer umfangreichen Ausgabe (512 Seiten), dazu limitierte Deluxe-Editionen. Der Hype ist nicht nur BookTok—die Prime-Video-Adaptionen haben Reichweite und Takt vorgegeben.
Stil & Sprache – Two-POV, hohes Tempo, klare Kanten
Rons Prosa bleibt dialogstark und szenisch. Die Kapitel sind kurz, die Cliff-Setzungen präzise. Wichtig: Die „Spice“-Momente sind nicht bloß Kulisse; sie verschieben Beziehungsdynamik und markieren, wo Vertrauen wächst – oder reißt. Radiostimmen wie 1Live beschrieben Band 2 passgenau als „macht Spaß, wenn man es heiß mag“—was die Tonalität trifft, ohne den Tiefgang kleinzureden.
Für wen eignet sich „Culpa Tuya – Deine Schuld“?
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Für New-Adult-Leser, die Chemie lieben, aber Grenzgespräche ernst nehmen.
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Für Fans von Enemies-to-Lovers mit Tabu-Aufladung, die emotionale Konsequenz statt Plot-Tricks suchen.
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Für Buchclubs, die über Loyalität, Ruf und Bindungsangst sprechen möchten—gerne mit Kapitelmarkern für Diskussionsstopps.
Stärken & mögliche Schwächen
Stärken
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Figurenarbeit: Noahs Selbstbehauptung und Nicks Abkehr von alten Mustern wirken entwickelt, nicht behauptet.
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Sog durch Struktur: Zwei Perspektiven + schnelles Pacing = „Nur noch ein Kapitel“-Effekt.
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Sozialrealismus light: Ruf, Klasse, Familienmacht—Themen sind vorhanden, ohne die RomCom-Energie zu übertönen.
Mögliche Schwächen
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Dramadichte: Wer Low-Drama bevorzugt, könnte die Häufung (Eifersucht/Ex/Family-Pushback) als viel empfinden.
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Trope-Allergie: Wer bei Bad-Boy/Rich-Boy/Forbidden die Augen rollt, lässt sich hier schwer umstimmen.
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Offenes Ende: Mittelband-typisch bleibt Spannung stehen—für einige Leser Frust, für Serienfans Treibstoff.
Verfilmung – „Culpa tuya“ (Your Fault) auf Prime Video
Die Adaption des zweiten Bands startete weltweit am 27. Dezember 2024 auf Prime Video (mit Nicole Wallace als Noah und Gabriel Guevara als Nick). Kritiken reichten von wohlwollend („unterhält, lässt auf Teil 3 hoffen“) bis harsch („romdram, hölzern“); kommerziell war es—wie Teil 1—ein Reichweiten-Hit und zählte zu den größten internationalen Original-Launches des Dienstes. Inhaltlich setzt der Film auf höhere Stakes (Uni-Setup, alte Lieben, neue Gegenspieler) und hält die Kernchemie der Leads im Mittelpunkt. Gut zu wissen für Leser: Der Film verdichtet, der Roman vertieft—vor allem in Innenansichten und Grenzverhandlungen.
Buchreihe Übersicht
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Band 1: Culpa Mía – Meine Schuld: Inhalt, Analyse & Verfilmung
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Band 2: Culpa Tuya – Deine Schuld (dieser Artikel)
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Band 3: Culpa Nuestra – Unsere Schuld: Inhalt, Analyse & Bewertung
Über die Autorin – Mercedes Ron
Mercedes Ron (1993, Buenos Aires) ist argentinisch-spanische Autorin. Ihr Start auf Wattpad (Wattys-Award 2016) führte zur Print-Veröffentlichung bei PRH Spanien—der Rest ist BookTok-Geschichte. Heute erscheinen ihre Reihen in vielen Sprachen; im deutschsprachigen Raum verlegt cbj/Penguin. Rons Markenzeichen: emotional direkte Stimme, Tempo, Tropes mit Haltung. Neben Culpables schrieb sie u. a. „Enfrentados“ und „Dímelo“.
Mehr als nur „mehr Drama“
„Culpa Tuya – Deine Schuld“ liefert, was ein zweiter Band liefern muss: Wachstum statt Wiederholung, Konflikte mit Konsequenzen, Chemie mit Haltung. Wer Noah & Nick in Band 1 mochte, bekommt hier die reifere, riskantere Version—mit genau jener Spannung, die den Abschlussband unumgänglich macht. Klare Empfehlung für Leser, die Gefühl + Tempo suchen und bereit sind, mit den Figuren ernsthaft zu arbeiten.
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