Mit „Bodenfrost: Der Tod ist manchmal nicht die beste Lösung“ kehrt Andreas Föhr zu seinem Kult-Duo Wallner & Kreuthner zurück – ein Regio-Krimi, der bayerisches Lokalkolorit mit cleverer Plotmechanik und scharfem Witz verbindet. Der Roman markiert Band 12 der Reihe und spielt erneut im Umfeld der Polizei Miesbach rund um den Tegernsee. Schon der Aufhänger zeigt den typischen Föhr-Mix aus Humor und Suspense: Ein vermeintlich harmloser Kinder-Nachmittag der Polizei kippt in ernsthafte Ermittlungen – während in Bayern ein Täter, genannt der „Harpunier“, für Unruhe sorgt.
Bodenfrost von Andreas Föhr (Wallner & Kreuthner 12): Bayern-Krimi mit kaltem Atem
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Handlung von „Bodenfrost“: Kinder-Nachmittag, peinlicher Fauxpas – und ein Schatten namens „Harpunier“
Der stets findige, gelegentlich grenzüberschreitende Leonhardt Kreuthner tritt – nach einem peinlichen Vorfall mit dem neuen Polizeipräsidenten – unfreiwillig die Flucht nach vorn an: Er soll den jährlichen Kindernachmittag der Polizei auf einem ehemaligen Bauernhof leiten und Kindern „typische“ Einsätze vorführen. Was als PR-Übung beginnt, wird zur Eskalationsfläche, denn im Hintergrund spitzen sich Ereignisse zu, die auf einen serienartigen Täter hindeuten.
Die Ermittlungen führen das Team um Inspektor Wallner in gewohnt windungsreiche Seitenstraßen: alte Feindschaften, lokale Netzwerke, derbe Späße – und plötzlich bitterer Ernst. Details der Auflösung bleiben hier ausgespart; wichtig ist: Der Roman verbindet Show-Einsatz und Realgefahr so, dass Kreuthners Improvisationslust auf die harte Wirklichkeit prallt.
Bodenfrost – zentrale Themen & Motive: Zwischen Gaudi und Gewissen
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Schein vs. Sein im Polizeialltag: Öffentlichkeitsarbeit, Kameras, Kinderprogramm – und dennoch lauert hinter der Kulisse echte Gefahr. Das Spiel mit „Tatort-Theater“ dient Föhr als Kippmoment in die Realität.
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Regionalität ohne Folklore: Ja, der Ton ist bajuwarisch und humorvoll – aber nie seicht. Föhr nutzt Dialekt, Wirtshausgespräche und Landschaft nicht als Postkartenmotiv, sondern als soziales Gewebe, in dem sich Loyalitäten und Lügen verfangen. Beschreibungen und Pressetexte betonen genau diese Mischung aus Regio-Charme und intelligenter Spannung.
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Der Täter als Gerücht: Der „Harpunier“ wirkt zunächst wie eine Legende, die sich in Köpfen festsetzt und Verhalten steuert – bis Spuren konkret werden. Das Narrativ spielt mit Angstkommunikation in kleinen Gemeinden.
Polizei zwischen Erwartungsmanagement und echter Arbeit
„Bodenfrost“ zeigt ein zeitgemäßes Spannungsfeld: Polizei muss heute sichtbar und nahbar sein – Social Media, Präventionsformate, Familien-Events. Gleichzeitig bleiben Ressourcen knapp und die Komplexität hoch. Föhr nutzt das, um zu zeigen, wie schnell aus Imagepflege operative Blindstellen entstehen können. Gerade in Regional-Settings – wo man sich kennt und „Grüß Gott“ sagt – ist Überschätzung (oder das Gegenteil) nur einen Wirtshauswitz entfernt. Der Roman bleibt leichtfüßig, nimmt die Strukturprobleme aber ernst.
Hintersinniger Humor, klare Szenen, gut getaktete Perspektiven
Föhr schreibt szenisch und pointiert: kurze Kapitel, präzise Dialoge, pointierte Situationskomik. Kreuthner liefert den Humor, Wallner die Erdung. Gerade der Wechsel zwischen augenzwinkernden Passagen und plötzlicher Gefahr sorgt für Tempo. Nicht zuletzt im Hörbuch trägt Michael Schwarzmaier den Tonfall perfekt – bajuwarisch, aber nie klamottig. Das ist mehr als Beiwerk; es färbt, wie wir die Figuren hören und lesen.
Für wen eignet sich „Bodenfrost“?
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Regio-Krimi-Fans, die Lokalkolorit mit Plot wollen – nicht nur Kulisse, sondern soziale Dynamik.
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Reihenleser:innen von Wallner & Kreuthner, die Kreuthners Grenzgänge und Wallners Geduld lieben.
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Neu-Einsteiger:innen, die einen zugänglichen Band suchen: Der Fall ist in sich verständlich, die Figurenbeziehungen belohnen aber Vorkenntnis.
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Hörbuch-Hörer:innen, die Wert auf starke Interpretation legen.
Kritische Einschätzung – Stärken & mögliche Schwächen
Stärken
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Cleverer Aufhänger: Der Kinder-Nachmittag als Bühne für echte Ermittlungsarbeit ist originell und dramaturgisch ergiebig.
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Humor-Spannungs-Balance: Föhr hält den bajuwarischen Witz eng am Fall; die Gags tragen Charakter, nicht Klamauk.
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Serielles Feingefühl: Langjährige Leser bekommen Payoffs in den Beziehungen, ohne dass Quereinsteiger verloren gehen.
Mögliche Schwächen
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Serienkomfort: Wer radikale Tonwechsel oder formale Experimente erwartet, findet „Bodenfrost“ eher klassisch.
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Regio-Erwartung: Die Freude am Lokalkolorit ist Voraussetzung – wer damit wenig anfangen kann, vermisst möglicherweise „großstädtische“ Härte.
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Mythos „Harpunier“: Der Reiz der Figur liegt im Andeuten – Leser:innen, die früh harte Fakten wollen, brauchen Geduld.
Häufige Fragen
Ist „Bodenfrost“ Teil einer Reihe – und welcher Band?
Ja. Es ist Band 12 der Wallner-&-Kreuthner-Reihe von Andreas Föhr (Bayern-Krimi).
Kann man „Bodenfrost“ ohne Vorwissen lesen?
Ja – der Fall ist in sich rund. Wer die Reihe kennt, hat jedoch mehr Spaß an wiederkehrenden Figurenmustern.
Spielt der Krimi tatsächlich im Tegernseer Land/Miesbach?
Ja – genau dieses Setting ist zentraler Reiz der Reihe.
Gibt es ein Hörbuch – und wer liest?
Ja. Das Hörbuch (Argon) liest Michael Schwarzmaier – passend bajuwarisch und pointensicher.
Über den Autor: Andreas Föhr (Kurzprofil)
Andreas Föhr (Jg. 1958) ist gelernter Jurist und seit den 1990ern auch Drehbuchautor (u. a. SOKO 5113, Ein Fall für zwei, Der Bulle von Tölz). Seine Kriminalromane um Wallner & Kreuthner erreichten regelmäßig die Bestsellerlisten – zuletzt rangierten Bände wie „Totholz/Herzschuss“ weit oben. Die Mischung aus präzisem Plot, humorvoller Figurenführung und regionaler Verankerung prägt seinen Stil.
Kalte Böden, heißes Ermittlungsherz
„Bodenfrost“ liefert genau das, was die Reihe stark macht: klare Fälle, komische Reibung und soziale Mikrobeobachtung im bayerischen Süden. Der Roman ist zugänglich für Neueinsteiger, befriedigend für Serienfans – und ein gutes Beispiel dafür, wie Regio-Krimi ohne Folklorekitsch funktioniert. Wer Krimis mit Witz, Wärme und Wucht schätzt, liegt hier richtig.