Das Sams kommt ins Museum – Paul Maar übergibt sein Archiv

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Wenn Paul Maar Kisten packt, dann nicht, um Ordnung zu schaffen, sondern um Erinnerung zu bewahren. Der Erfinder des Sams hat seinen Vorlass der Stadt Hallstadt übergeben – und damit den Grundstein für ein Museum gelegt, das nicht nur seine bekannteste Figur, sondern auch den Autor selbst ins Zentrum rückt.

Für die Studierenden (hinten v.l.n.r.) Luca Stenz, Simeon Göll, Melissa Link und Jana Hickmann sowie Heidrun Alzheimer (vorne l.) ein besonderes Highlight: Paul Maar (vorne r.) steht ihnen für Fragen rund um seinen Vorlass zur Verfügung Für die Studierenden (hinten v.l.n.r.) Luca Stenz, Simeon Göll, Melissa Link und Jana Hickmann sowie Heidrun Alzheimer (vorne l.) ein besonderes Highlight: Paul Maar (vorne r.) steht ihnen für Fragen rund um seinen Vorlass zur Verfügung Tobias Dorn, Stadt Hallstadt

Mehr als nur das Sams

Zwar steht das Sams für viele sinnbildlich für Maars Werk, doch der Vorlass zeigt schnell: Hier geht es um mehr als rote Wunschpunkte. Manuskripte, Notizbücher, Requisiten, Illustrationen, private Fotografien, Plattencover, Briefe und Buchausgaben in über 40 Sprachen bezeugen ein Werk, das sich quer durch die Literaturformen bewegt. Maar ist nicht nur Kinderbuchautor, sondern auch Zeichner, Theaterautor und Gestalter – ein Erzähler mit vielstimmigem Ausdruck.

Ein Archiv wird zum Lernort

Seit Februar 2025 haben vier Masterstudierende der Universität Bamberg unter Leitung von Prof. Dr. Heidrun Alzheimer den Vorlass inventarisiert. Rund 5.000 Objekte wurden erfasst, sachgerecht verpackt und digital katalogisiert. Dass Paul Maar persönlich für Rückfragen zur Verfügung stand, machte das Projekt zu mehr als einer akademischen Übung: Es wurde zum lebendigen Dialog mit einem Werk.
Für die Beteiligten war es nicht nur ein Einblick in die Praxis der Museumsethnologie, sondern auch eine Annäherung an den Menschen Paul Maar – der offen über sein Schreiben sprach, Skizzen kommentierte und Hintergründe erläuterte. „Man sieht alltägliche Dinge plötzlich anders“, sagt Melissa Link, eine der Studierenden.

Zeugnisse einer langen Wirkung

Besonders eindrücklich ist die Fanpost, die zwar nur kursorisch erfasst werden konnte, aber dennoch viel über Maars Wirkung verrät. Viele Kinder schickten Zeichnungen, Geschichten oder Fragen. Die Zuschriften dokumentieren nicht nur Rezeption, sondern auch Identifikation – ein Autor als Figur im Leben seiner Leser.
Auch skurrile Fundstücke wie Lockenwickler aus einem Filmsalon im Sams-Kinofilm oder ein Plattencover für Jazzgrößen wie Keith Jarrett und Jan Garbarek erweitern das Bild. Paul Maar ist kein nostalgischer Figurenlieferant, sondern ein Künstler mit Neugier und Bandbreite.

Von der Kiste zur Ausstellung

Die Eröffnung des Paul-Maar-Museums ist in den kommenden Jahren geplant. Einen Vorgeschmack gibt es aber schon im Oktober 2025 bei einer Veranstaltung im Kulturboden Hallstadt, mit Ausstellung und Podiumsdiskussion – Paul Maar wird anwesend sein.
Bis dahin liegt sein Vorlass wohlbehütet in säurefreien Archivkartons. Und das Sams? Es wartet geduldig darauf, demnächst nicht nur ausgestellt, sondern vielleicht wieder neu entdeckt zu werden.

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