Der Schriftsteller Michel Houellebecq fiel in der Vergangenheit immer wieder mit islamfeindlichen Äußerungen auf. Großes Aufsehen erregte zuletzt ein Interview mit dem rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire", in welchem Houllebecq unter anderem von "umgekehrten Bataclans" sprach. In einem Gespräch mit der "Welt am Sonntag" stellte er nun klar: "Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass nicht der Islam das Problem ist, sondern die Kriminalität."
Der französische Autor Michel Houellebecq gilt als Enfant terrible der Gegenwartsliteratur. Seine Werke folgen einem präzisen, oft zynischen Blick auf die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse Westeuropas, die, so lässt es sich aus Houellebecq´s Romanen herauslesen, zu einem großen Teil von der Vermarktung attraktiver Körper bestimmt sind. Zugleich provoziert der Autor regelmäßig mit islam- und frauenfeindlichen Äußerungen. Mit der "Welt am Sonntag" sprach er über Burkini und Verschleierung. Und darüber, wo sich seine Anschauungen geändert haben.
"Oben ohne" ist besser...
Dabei räumte der Autor ein, dass er nichts gegen verschleierte Frauen habe. "Ich fühle mich nicht angegriffen von einer Frau, die verschleiert ist oder im Schwimmbad einen Burkini trägt", so Houellebecq im Interview. "Es ist ziemlich problematisch, etwas zu verbieten, das ganz offensichtlich niemandem schadet."
Besser finde er es allerdings, wenn Frauen - etwa in einem Berliner Schwimmbad - "oben ohne" baden dürften. Er sehe aber keinen Grund, warum man eine Frau davon abhalten sollte, einen Burkini zu tragen. Hier sei er von seiner bisherigen Meinung abgekommen, so Houellebecq, der den Islam einmal als die dümmste Religion bezeichnete. "Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass nicht der Islam das Problem ist, sondern die Kriminalität."
Grund für den Sinneswandel sei nach eigener Aussage die Lektüre des Korans und des Werks von Emmanuel Carrère über den Strafprozess rund um die islamistischen Anschläge in Paris vom 13. November 2015. "Ich habe dank seines Buchs "V13" verstanden, dass die Leute, die im Zeitraum eines einzigen Nachmittags von radikalen Islamisten rekrutiert werden, nicht gerade die frommsten sind. Es amüsiert sie, Menschen zu köpfen, mit den Köpfen Fußball zu spielen und Krieg mit Bazookas zu führen", so Houellebecq. Hier sei der Islam lediglich Vorwand. "Jemand, der große Teile seines Tages damit zubringt, die Hadithe zu studieren, der handelt nicht gleichzeitig mit Drogen. Das sind nicht dieselben Lebensentwürfe."
Houellebecq bezeichnet eigene Äußerung "idiotisch"
Dass sich der Autor von seiner bisherigen Meinung wegbewegt, ist auch in seinem vor wenigen Tagen in Frankreich erschienenen Buch "Quelques mois dans ma vie" ("Einige Monate in meinem Leben") deutlich nachzulesen. Hier spielt er unter anderem auf sein Interview mit dem rechtspopulistischen Magazin "Front Populaire" an, in dessen Zug er meinte, er glaube nicht, dass die französische Bevölkerung sich wünsche, dass sich Muslime assimilieren. Vielmehr sollten diese Aufhören, die französische Bevölkerung zu bestehlen und anzugreifen. Diese Auffassung bezeichnet Houellebecq in seinem neuen Buch nun als "idiotisch".
Voran der Autor nach wie vor festhält, ist die Überzeugung eines großen "Bevölkerungsaustauschs". Der Theorie zufolge soll die weiße, christliche Bevölkerung im Westen durch eine größtenteils aus Afrika eingewanderte ersetzt werden. Er halte es für unvernünftig, eine so massive Immigration zuzulassen, so Houellebecq. "Zumal wir erst am Beginn des Problems stehen, denn die afrikanische Bevölkerung wird weiterhin exzessiv wachsen. Das kann nicht gut gehen." Dieses Problem sei allerdings eher wirtschaftlicher als religiöser Natur. "Die Afrikaner sind nicht alle muslimisch. Unter ihnen sind katholische Christen, Evangelisten, Animisten und was noch immer." Es sei "schlicht ein wirtschaftliches Problem".
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im November: Astrid Lindgren
Geburtstagskind im Oktober: Benno Pludra zum 100. Geburtstag
Das Geburtstagskind im September: Roald Dahl – Der Kinderschreck mit Engelszunge
Ein Geburtstagskind im August: Johann Wolfgang von Goethe
Hans Fallada – Chronist der kleinen Leute und der inneren Kämpfe
Ein Geburtstagskind im Juni: Bertha von Suttner – Die Unbequeme mit der Feder
Ein Geburtstagskind im Mai: Johannes R. Becher
Ein Geburtstagskind im April: Stefan Heym
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Aktuelles
Hanns-Seidel-Stiftung schreibt Schreibwettbewerb „DIE FEDER 2026“ aus – Thema: Glaube
Ohne Frieden ist alles nichts
„Ein Faden, der sich selbst spinnt“ – Jon Fosses Vaim und der Rhythmus der Abwesenheit
Deutscher Kinderbuchpreis 2026 gestartet – Einreichungen ab sofort möglich
Jahresrückblick Literatur 2025
Zwei Listen, zwei Realitäten: Was Bestseller über das Lesen erzählen
Ludwig Tiecks „Der Weihnachtsabend“ – eine romantische Erzählung über Armut, Nähe und das plötzliche Gute
Krieg in der Sprache – wie sich Gewalt in unseren Worten versteckt
Literaturhaus Leipzig vor dem Aus: Petition und Stadtratsdebatte um Erhalt der Institution
Thomas Manns „Buddenbrooks“ – Vom Leben, das langsam durch die Decke tropft
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Frauen
Grimms Märchen – Zuckerwatte, Wolfsgeheul und ganz viel „Noch eins!“
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt von Maya Angelou – Ein Mädchen, eine Stimme, ein Land im Fieber
Johanna Hansen: SCHAMROT: Eine niederrheinische Kindheit
Mignon Kleinbek: Wintertöchter – Die Kinder
Rezensionen
Der gefrorene Fluss von Ariel Lawhon – Eis, Recht und eine Frau, die Protokolle zur Waffe macht
Goreng – 33 urdeutsche Gerichte von Horst Kessel – Wenn die Küche Beige trägt (und wir trotzdem lachen)
Die Frauen von Ballymore von Lucinda Riley- Irland, eine verbotene Liebe und ein Geheimnis, das nachhallt
Die stille Heldin von Hera Lind – Eine Mutter hält die Welt zusammen
Kiss Me Now von Stella Tack – Prinzessin, Personenschutz, Gefühlsernst
Kiss Me Twice von Stella Tack – Royal Romance mit Sicherheitsprotokoll
Kiss Me Once von Stella Tack – Campus, Chaos, Bodyguard: eine Liebesgeschichte mit Sicherheitslücke
Biss zum Ende der Nacht von Stephenie Meyer – Hochzeit, Blut, Gesetz: Der Schlussakkord mit Risiken und Nebenwirkungen
Das gute Übel. Samanta Schweblins Erzählband als Zustand der Schwebe
Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer – Heiratsantrag, Vampirarmee, Gewitter über Forks