Das Zartbesaitete (2)

Vorlesen

Denker lobt Donau

.

Dichter schätzt Urloreley

.

Träumer ehrt Zauber


Eines Tages, in dem träumerischen Mittelalter, lebten in Mähren drei junge Freunde, und zwar: ein Denker, Dichter und Träumer. Sie haben sich vorgenommen, Wien zu besuchen, um dort einen Schmuck zu kaufen. Sie gingen an dem Fluss Donau vorbei und es geschah ein Wunder. In ihren Seelen bei der Donau vollzog sich eine totale sekundäre Menschwerdung: beim Denker durchs Loben, beim Dichter via Schätzung und beim Träumer per Ehrung. In all dreien Fällen war es vorher zu einer urigen, also primären Menschwerdung gekommen: beim Denker mit ersten Gedanken, beim Dichter mit dem ersten Gedicht sowie beim Träumer mit der ersten Schwärmerei.

Der Denker hat an die Donau gedacht, das ist an Größe, Menge, Wasser, Tiefe, Fische.

Dichter verdichtete eine Urloreley – ein Mädchen von einem Hain, das in der Donau ertrank, weil sie nicht geliebt war.

Dagegen träumte der Träumer von einem Flusszauber, weil er von der verträumten Donau schlechthin verzaubert ist.





Gefällt mir
1
 

Weitere Freie Texte

Freie Texte

Katrin Pointner: Mein Land

ein Land durchzogen von weißen Narben Orte getränkt in rotes Blut öffnen deinen Blick für alles was dazwischen liegt. tausend Blumen in tausend Farben sprießen zwischen all den Narben. klare Bäche schlängeln sich wie Erinnerungen die nicht für immer bleiben bis zu meinem Innersten in dem alles zusammentrifft. ein Herz durchzogen mit allen Farben verziert mit Worten, Blumen, Narben. es ist schön. es ist gut wie es ist. weil es mein Land ist.
lesering
Freie Texte

Matthias Aigner: Ich

Meine Seele sieht Gedanken, meine Zweifel tragen Licht. Meine Fragen, meine Schatten - sie verlassen mich noch nicht. Ich steh still vor fremden Blicken, offen, nackt und unbewacht, jede Wunde, jedes Zittern hat mich leiser gemacht. Doch mein Herz schlägt zwischen Zeilen, trotzt der Kälte, trotzt dem Klang, tänzelt mutig durch das Schweigen, zitternd, aber nicht bang. Denn ich bin nicht nur das Weiche, nicht nur Glas und nicht nur Staub - in mir lebt auch eine Eiche, wächst aus Tränen, wächst ...
lesering
Freie Texte

Markus Wieczorek: Lebenskraft

Mut du sprichst mir täglich zu Dass ich nun gehe, ganz in Ruh` Gewiss und wohl umsorgt bin ich als Wesen ohne jede Pflicht Kein Ort, den ich nicht erreichen kann wohl behütet ist im mir die Frau, der Mann Der Mut begleitet mich auf jedem Weg Steh` ich als Fischer auch am Steg und halte Ausschau nach dem Wind Ich fühle, dass heißt, er wohnt hier wenn ich ihn spür`, dann nur in mir Wo soll er sonst auch noch zugegen sein Nichts existiert nicht, welch` ein Schein wie eine Rose blüht am See jeder ...
lesering
Freie Texte

Peter Bertram: Spuren im Laub

Zwei Spuren im Laub führen hinein in den tiefen Wald. Das lässt keine Gefühle kalt. Es raschelt bei jedem Tritt. Man kommt dabei nicht aus dem Schritt. * Die eine Spur ist Deine. Daneben läuft direkt Meine. Zusammen führen sie ins Glück, ins Reine. * Zwei Spuren im Laub führen hinein in den tiefen Wald. Das lässt keine Gefühle kalt. Es raschelt bei jedem Tritt. Man kommt dabei nicht aus dem Schritt. * Die Blätter sind so herrlich bunt. Sie sind mal eckig, mal rund. Sie rascheln in ...
lesering
Freie Texte

Raphael Walder : ARACHNOPHOBIE

Falls du grad nicht zu beschäftigt, oder gänzlich abgelenkt, möchte ich dir rasch erzählen, was mir unlängst zugestoßen, in der Hoffnung, dich mit meiner Beichte nicht zu sehr zu quälen. Selbstzufrieden und bequem ruhte ich im Schatten aus, als gewaltig, doch nicht grob, etwas meinen Leib umfasste und mich gänzlich unerwartet plötzlich in die Höhe hob. Was auch immer mich gepackt, ließ mich überraschend los, und ich landete sogleich nach nur kurzem, bangem Fallen auf einer hellen Oberfläche, die ...

Aktuelles