Es gibt wohl kaum eine vergleichbare Technologie, bei der so viel Geld für Lobbyisten und Experten ausgegeben wurde. So schaffte es sogar ein sonst eher kritisches Magazin in der ARD vor Jahren, die Fracking-Firmen als Opfer von militanten Umweltverbänden darzustellen. Die Debatte um Nutzen und Schaden von Fräcking ist oft von Unsachlichkeit geprägt. Um so überraschender ist Werner Zittels Buch „Fracking: Energiewunder oder Umweltsünde?“ mit einer sehr nüchternen Analyse der umstrittenen Technology Fracking.
Das Fracking wird von der Ölindustrie als der Heilsbringer zur Lösung des Energieproblems gefeiert. Mit viel technischen Aufwand werden die letzten Gas- und Ölreserven durch das hydraulische Aufbrechen von Gesteinen gefördert. Die Technik ist nicht neu, wurde aber in der Vergangenheit nicht genutzt, weil der relativ niedrige Ölpreis die Kosten nicht gerechtfertigt hat.
Beim Fracking werden sehr hohe Mengen an Wasser zusammen mit einem Mix gefährlicher Chemikalien in den Boden gepresst. Das gefährdet Trinkwasser, verseucht riesige Areale und birgt die Gefahr von Erdbeben. Nicht ohne Grund fordern Umweltverbände seit Jahren eine Ende des Frackings. Wie schwer eine Abkehr vom Fracking ist, zeigt sich im Bundeststaat Kalifornien. Dort hat man gerade stolz verkündet, dass man ab 2024 keine neuen Genehmigungen für das Fracking erteilen will. Das ganze hat aber einen gewaltigen Haken, denn bis 2045 darf die Förderung in den bestehenden Fracking-Anlagen weiter stattfinden. Das ist noch viel Zeit und sicher keine Rettung für die betroffenen Regionen.
Werner Zittel erklärt in seinem Buch für den Laien verständlich, wie Fracking funktioniert und warum es überhaupt gemacht wird. Große Teile der Öl- und Erdgasvorkommen sind in Gesteinsschichten verborgen, die man nicht einfach anstechen kann. Das Problem ist, dass mit der Förderung der Druck in den Bohrlöchern nachlässt und sich diese sogar durch den fehlenden Druck schliessen können. Deshalb pumpt man riesige Mengen an Flüssigkeit in diese Löcher um den Druck aufrecht zu erhalten. Das Wasser wird mit Chemikalien angereichert, die die Gesteine poröser werden lassen, damit sich das darin enthaltende Gas oder Öl freisetzt. Diese Chemikalien sind zum Teil giftig und krebserregend. Deshalb versucht man die Flüssigkeiten, die man in die Gesteine pumpt wieder aufzufangen. Diese giftigen Substanzen werden oft in riesigen Behältern oder künstlichen Seen gespeichert und dürfen mit dem Grundwasser nicht in Berührung kommen. Das gelingt nicht immer. Ein anderes Problem ist das freigesetzte Erdgas, das sich manchmal eigene Wege sucht. Zittel untermauert seine Ausführungen durch zahlreiche Fakten.
So explodierte in den USA im Jahre 2007 ein Wohnhaus, weil sich das Gas den Weg durch die Trinkwasserversorgung gesucht hatte.
Hauptargument Zittels gegen das Fracking ist neben der Umweltschädlichkeit die Tatsache, dass auch die Öl- und Gasvorräte für das Fracking begrenzt sind und diese Technologien somit nur eine vorübergehende Lösung des Energieproblems bieten.
Werner Zittel gilt als einer der bedeutendsten Energieexperten in Deutschland. Er arbeitet bei der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik, einem global agierenden Berater für nachhaltige Energie und Mobilität, und hat unlängst für die Energy Watch Group ein Gutachten über Fracking in Deutschland erstellt. Für Zittel ist klar: „Statt über eine unrentable und gefährliche Gasförderung nachzudenken, sollten wir nachhaltige Lösungen für unseren Energiebedarf endlich umsetzen.“
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