Es gab schon mal einen Trend zur Netzstrumpfhose. Ich erinnere mich, welche gekauft zu haben, und wie erstaunt ich darüber war, dass sie nicht wärmten. Genauso gut hätte ich mit nackten Beinen auf die Straße gehen können, im Winter. Aber sie sahen gut aus, also zog ich eine Hautfarbene drunter und das Problem war erledigt.
Dann ging der Trend (vor allem in der dunklen Jahreszeit) zur blickdichten Bestrumpfung, auch das probierte ich aus und blieb bis heute dabei. Ein tolles Kleidungsstück! Blickdichtheit ist eine gute Erfindung. Netzgewebe zeigt mehr als es verdeckt, so auch das Netz, in dem wir heute schwimmen wie Fische: durchsichtige Gefangene sind wir, mit der trügerischen Gewissheit, jeder Zeit durch die großen Maschen in die Freiheit und Anonymität entschlüpfen zu können. Ich bilde mir ein, beim Surfen im Netz bequeme Scheuklappen zu tragen, dank derer ich den eingeschlagenen Hauptweg nicht verlasse, mein Ziel bald erreiche und genauso schnell wieder zurück komme. Ja, die Hauptwege! Paul Klee hat mal ein Bild gemalt, mit dem Titel “Hauptweg und Nebenwege”... Der glühende Klee-Bewunderer und Kunstsammler Heinz Berggruen titelte die eigenen Lebenserinnerungen nach diesem Bild. Ich habe Heinz Berggruen in seinem Museum in Berlin getroffen und danach mit Interesse und Vergnügen jenes Buch gelesen.
Ich habe immer empfunden, dass Männer und Frauen sich die Wege des Lebens ziemlich klar teilen: Männer bevölkern die Hauptwege, sie marschieren geradeaus ans Ziel, während die Damen immer wieder von einem vorgegebenen Weg mal nach rechts, mal nach links abbiegen, wie einst das Rotkäppchen, Blümchen pflückend, Eichhörnchen streichelnd, das Näschen in die Sonne haltend, Beeren pflückend, einen aus dem Nest gefallenen Vogel verarztend, ein Kind (oder mehrere) aufziehend.
Auf diese Weise legen Frauen einen viel weiteren Weg zurück als die Männer. Vielleicht auch einen Ereignisreicheren? Mein Vater sagt, wer auf der Autobahn immerzu überholt, der verbraucht nicht nur mehr Benzin, sondern hat am Ende auch mehr Kilometer auf dem Tacho-Stand... Ob das stimmt?
Was mich betrifft, taumle ich trotz der imaginären Scheuklappen heftig, so als wäre ich in voller Fahrt von einem Kettenkarussel abgesprungen, wenn ich es endlich schaffe, das www zu verlassen. Puuuh!
In diesen Tagen geht der Trend zu bunten Eiern (in unserem Naturkostladen seit Tagen Mangelware) und Hasen.
Hasen haben wir! Mein Buchmessengast aus Süddeutschland brachte neulich zwei sehr nette als Gastgeschenk mit, so groß, dass jeder Nachbar beim Betreten unserer Wohnung einen Freudenschrei ausstößt. Zwillingshasen sind es, hellbraun und “befolckt”. Man kann sie überall hinstellen, auch Gegenstände unter ihre Pfoten klemmen, bei Bedarf. Sie sind, außer große Hingucker, extreme Leichtgewichte. Zu Ostern geben die Beiden jeder Wohnung etwas Feierliches, ähnlich wie es ein Tannenbaum zu Weihnachten tut.
Wären diese Tiere aus Schokolade, durfte man sie nicht auf Fensterbänke in sonnigen Zimmern aufstellen. Aber Sonne und Wärme liegen zur Zeit eher nicht im Trend.
Sommervögel kehren um, hört man. Kaum in Süddeutschland, drehen sie um und fliegen dahin, wo sie her gekommen sind: in den Sommer. Kein guter Trend, aber verständlich.
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