Vier Rentner, ein Bösewicht und ein Rätsel, das angeblich niemand knacken kann: In „Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code“ kehrt Richard Osman zu seinem Erfolgsquartett zurück – mit einem Plot, der Cosy-Crime-Leichtigkeit mit einem technischen MacGuffin verbindet. Während in Coopers Chase Hochzeitsthemen und Alltagskomik glimmen, zieht anderswo jemand Fäden, um an einen „unknackbaren“ Code zu kommen – und schreckt vor nichts zurück. Ergebnis: humorvolle Ermittlungen, echte Bedrohung und jener trockene Ton, der die Reihe zum Publikumsphänomen gemacht hat.
Handlung von „Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code“
Im Ruhesitz Coopers Chase herrscht zunächst relative Ruhe – zumindest nach den Maßstäben von Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Dann fallen in schneller Folge Warnzeichen: Spuren eines professionellen Gangsters, der verzweifelt Zugang zu einem streng gesicherten Code sucht; eine Verkettung von Drohungen, bei der bald unklar ist, wer für wenKöder spielt; und ein Fall, der so „unlösbar“ wirkt, dass er das Quartett geradezu beleidigt. Während Joyce zwischen Alltag, To-do-Listen und Festivitäten jongliert, entdecken die vier ihre gewohnte Stärke: Beziehungen lesen, Widersprüche notieren, Geduld behalten – und mit Charme dorthin vorzudringen, wo die Polizei höflich abblitzt. Mehr sei hier nicht verraten: Der Code ist wichtiger als sein Inhalt, und das Finale setzt eher auf Cleverness als auf Krawall.
Warum dieser Band funktioniert
Rätsel als Charaktertest: Der „unlösbare“ Code ist weniger Technik-Show, mehr Spiegel: Wer lässt sich einschüchtern? Wer bleibt geduldig? Osman nutzt das Motiv, um Freundschaft, Loyalität und Humor als „Werkzeuge“ neben Logik zu zeigen.
Altern als Superkraft: Auch in Band 5 macht die Reihe sichtbar, dass Erfahrung, Gelassenheit und NetzwerkeErmittlungsqualitäten sind. Die vier sind keine Superhelden; sie gewinnen über Zeitgefühl und Menschenkenntnis – und weil sie Fragen stellen, die keiner sonst stellt.
Heiterkeit mit Schatten: Hinter Torte, Tee und Tischplänen lauern Eitelkeit, Gier, Einsamkeit. Osman hält den Cosy-Ton, lässt aber echte Gefahr herein – gerade so viel, dass die Leichtigkeit nicht kippt.
Cosy Crime für die Gegenwart
Warum boomt der Donnerstagsmordclub? Weil die Bücher Beheimatung bieten, ohne naiv zu sein. Osman erzählt Gemeinschaft als Gegenentwurf zu Zynismus – und nimmt doch digitale, wirtschaftliche und kriminelle Realitäten ernst (hier: der Zugriff auf ein Code-Artefakt, das Verbrechen skalieren könnte). Dass Band 5 zeitgleich zum Serienhoch der Marke erscheint (inkl. Filmadaption-Buzz), sorgt für große Sichtbarkeit – aber die Romane bleiben eigenständiglesbar.
Britischer Witz, saubere Taktung
Osman bleibt seinem Mischpult treu: Dialogwitz, Pointen im Nebensatz, schnelle Szenenschnitte und kapitelweise Cliffhanger. Formal wechselt er zwischen den Perspektiven, doch die Stimme hält den Laden zusammen: freundlich, ironisch, gelegentlich rührend – nie kitschig. Wer die Reihe kennt, findet hier handwerklich sichere Routine; Neueinsteiger kommen rasch rein, weil die Figuren über Verhalten (nicht über Exposition) charakterisiert werden.
Zielgruppe – Für wen eignet sich der Roman?
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Cosy-Crime-Fans, die Krimis ohne blutige Ausschweifungen mögen, aber echte Rätsel erwarten.
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Leser, die Humor + Herz schätzen und Figuren wiedersehen wollen, statt immer neue Ermittler zu erlernen.
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Krimi-Einsteiger: zugänglich, klar, ohne Vorwissen gut lesbar – mit Mehrwert für Reihenkenner.
Kritische Einschätzung – Stärken & Schwächen (ehrlich)
Stärken
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Figurenchemie: Das Quartett trägt die Handlung – Banter, Wärme, schnippische Klugheit.
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Rätsel-Druck ohne Hektik: Der Code liefert Spannung, ohne den Cosy-Ton zu sprengen.
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Nebenhandlungs-Charme: Feiern, Listen, kleine Rituale – genau die Details, die Fans lieben, setzen Kontrast zum Thriller-Kern.
Schwächen
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Routine-Gefahr: Wer Band 1–4 direkt vorher gelesen hat, erkennt Muster (lockerer Einstieg → Eskalation → Gruppe teilt sich auf → späte Knotenlösung).
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MacGuffin-Abstraktion: Der „unlösbare Code“ bleibt bewusst vage – überzeugend als Motor, aber nicht immer technisch befriedigend.
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Komik-Dosis: Je nach Geschmack kann der Humor-Überzug einzelne Bedrohungsmomente entkräften.
Lohnt sich „Der unlösbare Code“?
Ja. Band 5 ist kein Reboot, sondern Feintuning: Osman liefert genau die Mischung, die den Donnerstagsmordclub trägt – kluge Rätsel, liebenswerte Figuren, britischen Esprit – und schiebt mit dem Code-Plot genug Neugier in die Drehbücher, um die Seiten sehr verlässlich zu wenden. Wer neue Härte oder Technik-Deep-Dives sucht, greift zu anderen Krimis. Wer Herz, Hirn und Heiterkeit im Teamformat will, ist hier goldrichtig.
Über den Autor – Richard Osman
Richard Osman ist Fernsehproduzent, Moderator und Krimiautor; mit dem Donnerstagsmordclub wurde er zum Bestseller-Dauerläufer. Nach vier erfolgreichen Bänden setzt er die Reihe 2025 mit Band 5 fort; parallel erschien 2024 sein neues Ermittlerduo in „We Solve Murders“. Die Filmadaption des ersten Romans startete 2025 bei Netflix.