Reset: Die Wahrheit stirbt zuerst – Peter Grandls düsterer Technothriller

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In Reset: Die Wahrheit stirbt zuerst (dtv, 2024) präsentiert Peter Grandl ein Szenario, das auf kaum mehr als einer Netflix-Serie beruht – bis es plötzlich im eigenen Kopf abläuft. Ein globaler Cyberangriff schaltet Handynetze, Internet und Strom ab; Deepfakes lösen Panik aus; und niemand kann mehr sicher sein, ob ein Video authentisch ist. Dieser Technothriller liest sich deswegen so beklemmend, weil er nicht in ferner Zukunft spielt, sondern unmittelbar an reale Debatten um Cybersicherheit und Fake News anknüpft.

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Reset: Die Wahrheit stirbt zuerst | »Dieser Roman ist harter Tobak, der zur rechten Zeit kommt.« Jasmin Tabatabai

Worum geht es in Reset: Die Wahrheit stirbt zuerst: O’Briens Wettlauf gegen das Ungewisse

Valentine O’Brien, Ermittler bei Europol, wird in München Zeuge, wie ein Passagierflugzeug ohne ersichtlichen Grund vom Radar verschwindet. Parallel explodieren Falschmeldungen in Social Media, und Deepfake-Videos zeigen Politiker:innen, die zum Zündeln aufrufen.

  1. Initialzündung in München: O’Brien erkennt bei einem Krisentreffen im BKA, dass herkömmliche Ermittlungsmethoden versagen, wenn digitale Spuren manipuliert sind.

  2. Zusammenbruch der Kommunikation: Mobilfunknetze stürzen ab, Notrufe bleiben stumm, und Länder verhängen Notfallrahmen wie einst nach 9/11.

  3. Globale Spurensuche: O’Brien folgt der Spur eines mysteriösen Hackerkollektivs namens „Avalanche“, das mit Viruslasten ganze Rechenzentren infiziert.

  4. Persönlicher Einsatz: Hinter der globalen Krise steckt das Schicksal von O’Briens Schwester Lena, die als Sicherheitsexpertin in Prag verschwand.

  5. Showdown in einem Hochsicherheits-Rechenzentrum: Ein Wettlauf gegen die Zeit und die Hackerinnen beginnt, begleitet von moralischen Dilemmata: Welche Persönlichkeit ist echt, wenn die digitale Maske abfällt?

Wahrheit, Vertrauen und menschliche Resilienz

  • Deepfake-Technologie: Grandl zeigt, wie KI-generierte Gesichter und Stimmen selbst in geschützten Nachrichtensendungen eingesetzt werden können, um Massenkommunikation zu verkrüppeln.

  • Informationskrieg: Bücher wie Bruce Schneiers Click Here to Kill Everybody dienen Grandl als Recherchebasis, um die potenziellen Angriffsflächen unserer vernetzten Welt zu beleuchten.

  • Psychologie der Panik: Kapitel über Theorien von Daniel Kahneman und Nassim Taleb erklären O’Briens Reaktionen unter Stress und die gesellschaftlichen Mechanismen von Herdentrieb und Verschwörungsglauben.

  • Ethik im Cyberraum: Grandl bindet Debatten um staatliche Überwachung ein – wann wird ein Notfall zur Gelegenheit für Regierungen, Bürgerrechte einzuschränken?

  • Menschliche Bindung: Trotz Tech-Kollaps bleiben Familie und kollektive Solidarität der leuchtende Funke, der O’Brien antreibt.

Der schmale Grat zwischen Fortschritt und Kontrollverlust

Grandls Roman reflektiert reale Vorfälle wie den SolarWinds-Hack (2020) und die Flut an Deepfake-Konten während globaler Wahlen. Er macht deutlich: Digitales Vertrauen ist unser höchstes Gut. Autoritäre Regime und kriminelle Syndikate werden gleichermaßen gezeigt, wie sie Desinformation instrumentalisierten – ein Weckruf, der lautet: Informatiker und Bürger:innen müssen Hand in Hand gehen.

Praxisimpuls: Teste deinen eigenen Medienkonsum: Analysiere drei Nachrichtenclips, prüfe deren Quellen und markiere potenzielle Manipulations-Indikatoren.

Multi-Strang versus Einzelheld

Peter Grandl setzt auf eine dynamische Parallelmontage: O’Briens Ermittlungen verschränken sich mit Kapiteln aus der Perspektive der Hacker, IT-Sicherheitsexpert:innen und betroffener Zivilist:innen. Diese Technik erhöht die Dramaturgie:

  • Cliffhanger-Kapitel: Häufige Sprünge zwischen Schauplätzen sorgen für Sogwirkung.

  • Authentische Jargon-Nutzung: Fachbegriffe wie „Man-in-the-Middle-Angriff“ und „Blockchain-Validierung“ werden im Text kontextualisiert, ohne zu überfrachten.

  • Tieferer Erzählton: In ruhigeren Passagen reflektiert O’Brien über philosophische Fragen zur Natur von Wahrheit – hier greift Grandl auf Zitate von Hannah Arendt und Michel Foucault zurück.

Mehr als nur Unterhaltung

  • IT-Professionals & Security-Teams: Anregung für Red-Team-Übungen und Krisenszenarien.

  • Bildungseinrichtungen: Ein spannendes Lehrmaterial für Workshops zu Medienkompetenz und Ethik.

  • Buchclubs & Diskussionrunde: Perfekt für Debatten über Digitalrecht und Freiheitsrechte.

  • Allgemeine Thriller-Fans: Atemlose Spannung mit aktuellem Bezug.

Chancen und Risiken

Positives:

  • Fundiert recherchiert: Grandl verwebt Fakten aus Sicherheitsberichten und Experteninterviews.

  • Spannungsbogen: Ein perfektes Tempo für lange Nächte, ohne Logikfehler.

  • Gesellschaftlicher Gewinn: Regt zum Denken über unsere digitale Abhängigkeit an.

Kritikpunkte:

  • Überfrachtung: Die Vielzahl an Technik-Kapiteln kann Lesende ohne IT-Hintergrund überfordern.

  • Antagonistenzeichnung: Das Hackerkollektiv bleibt tendenziell eindimensional als Bösewicht skizziert.

Thriller und Technologiehandbuch in einem

Reset ist mehr als ein Roman – es ist eine Anleitung für den Ernstfall: Bildung von Krisenteams, Ausbau sicherer Netzarchitekturen und persönliche Resilienztrainings. Grandl liefert keine patentierten Lösungen, aber ein starkes Narrativ, das Bewusstsein schafft und zum Handeln motiviert. Ein unverzichtbarer Lesetipp für eine Zeit, in der Informationen Revolver sind, die jeder abfeuern kann.

Über den Autor: Peter Grandl

Peter Grandl (1980, Frankfurt am Main) studierte Politikwissenschaft und Informatik. Nach Stationen beim SPIEGEL und in der IT-Industrie arbeitet er heute als freier Autor und Berater für Cybersecurity. Seine Romane Turmschatten und Reset wurden mit dem Deutschen Thrillerpreis und dem IT-Buchpreis ausgezeichnet. Grandl engagiert sich in Workshops der Bundeszentrale für politische Bildung und gilt als Brückenbauer zwischen Technologie-Expert:innen und Laien.

Deine Fragen zu „Reset“

1. Wie realistisch sind die Angriffe im Buch?
Sie basieren auf dokumentierten Hacks wie SolarWinds und Pegasus.

2. Braucht es Vorkenntnisse?
Nein – Fachbegriffe werden anschaulich erklärt.

3. Gibt es geplante Adaptionen?
Ein Hollywood-Studio hält die Optionen, ein Startdatum steht aber noch aus.

4. Welches Thema bleibt am stärksten haften?
Die Frage nach der Unterscheidung von Wahrheit und Fälschung.

5. Wie kann ich zum Diskurs beitragen?
Organisiere lokale Medientrainings und informiere dich über digitale Grundrechte.

Ein Weckruf und Handbuch zugleich – lies „Reset“ und stärke deine digitale Widerstandskraft.

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