Paula Molch: Mir fehlt Zeit

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Mir fehlt Zeit,

und auch wenn das völlig unsinnig erscheint,

ist es mehr als nur ernst gemeint.

Mir fehlt Zeit,

eine Endlosschleife ohne Notausgang,

ein Vorgang den ich wohl oder Übel nicht aufhalten kann.

Mir fehlt Zeit,

und das nicht nur so daher gesagt,

denn ich habe diesen Gedanken bereits dutzendemal hinterfragt.

Mir fehlt Zeit,

was eigentlich nicht sein kann,

denn Zeit ist immer gleich,

gleich für jeden, gleich überall.

Mir fehlt Zeit,

und das ist nicht fair,

denn ich bin nicht immer gleich,

nicht gleich für jeden, nicht gleich überall.

Mir fehlt Zeit,

während sie sorglos in ihren Runden vergeht,

merke ich wie alles mir stetig mehr den Kopf verdreht.

Und eigentlich habe ich ja Zeit, doch ich scheine sie zu verschwenden, oder jedenfalls nicht richtig zu

verwenden.

So sitze ich vor meinen Aufgaben, Tag für Tag,

sehe zu wie meine Probleme wachsen, liegen gebliebene Aufgaben, eigentlich etwas, was ich sonst nicht

mag.

„Doch ich habe keine Lust“, ein Satz, den ich mir noch eingestehen muss und so leide ich weiter unter

Zeitverlust.

Ein grauenhaftes Gefühl, denn ich bin müde, zu müde, um meine Aufgaben zu machen.

Ein schlechtes Gewissen und Wut, die in mir einen Kampf entfachen.

Und so sitze ich zuhause, vor Problemen, die mich umranken,

in meinen Kopf nur diese brennenden Gedanken.

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