Trauer um Autor Der serbische Schriftsteller David Albahari ist gestorben

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Der serbische Schriftsteller David Albahari ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Tanjug unter Berufung auf Albaharis Familie.

Der serbische Schriftsteller David Albahari ist am Sonntag im Alter von 75 Jahren gestorben. Bild: Blaues Sofa from Berlin / Wikipedia

David Albahari galt als einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen jugoslawischen und serbischen Literatur. Sein Werk umfasst in erster Linie Romane und Kurzgeschichten, aber auch einige wenige essayistische Arbeiten. Thematisch befasste sich Albahari mit dem Komplex Familie sowie mit dem Einfluss historischer Ereignisse auf individuelle Entwicklungen. Dabei schöpfte er aus eigenen Erfahrungen und Erlebnissen. In deutscher Übersetzung liegen unter anderen die Romane "Mutterland", "Götz und Meyer", "Die Ohrfeige" sowie der Kurzgeschichtenband "Die Kuh ist ein einsames Tier" vor.

David Albahari

David Albahari wurde 1948 als Sohne einer jüdischen Familie in Pec´ in Jugoslawien geboren und wuchs im Belgrader Vorort Zemun auf. Er studierte Englische Literatur und Sprache an der Universität Belgrad. 1991 wurde er Vorsitzender des Verbandes der jüdischen Gemeinden Jugoslawiens, und war in dieser Position ein Jahr später maßgeblich an der Evakuierung der Juden aus dem von Serben belagerten Sarajevo beteiligt. 1994 ging er nach Kanada ins Exil, kehrte in den letzten Jahren jedoch immer wieder für längere Zeiträume nach Belgrad zurück.

Sein erster Kurzgeschichtenband erschien 1973. Für sein Buch "Beschreibung des Todes" wurde er 1982 mit dem Ivo Andrić-Preis ausgezeichnet. Für seinen Roman "Mutterland" erhielt er 1997 den NIN-Preis, 1998 den Balkanica-Preis und 2006 ( gemeinsam mit seinen Übersetzern Mirjana und Klaus Wittmann) den Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis.

Albahari schöpfte als Schriftsteller aus einem breiten Repertoire literarischer Formen und Gattungen. Die Literaturwissenschaftlerin Ilma Rakusa schrieb dahingehend in einer Rezension: "Man kann ihm dabei zusehen, wie er die Wörter aus der Stille holt und seltsamen Zusammenhängen zuführt". Zuletzt war der Autor an Parkinson erkrankt, was er in seinem 2020 erschienenen Roman "Heute ist Mittwoch" thematisierte.

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