Am heutigen Mittwoch (19. April) erscheint der mit großer Aufregung erwartete Schlüsselroman "Noch wach?" des Bestsellerautors Benjamin von Stuckrad-Barre. Wie brisant der Inhalt des Buches sein könnte, verriet nicht zuletzt das Verhalten des Verlages Kiepenheuer & Witsch, der bis zum Tag der Veröffentlichung keinerlei Rezensionsexemplare herausgegeben, keine Vorabdrucke oder Ähnliches veröffentlicht hatte. Der Roman befasst sich mit der Führungsriege und den Machenschaften der "BILD"-Zeitung.
Es ist, jedenfalls hierzulande, die wohl fulminanteste Buchveröffentlichung dieses Frühjahrs: Star-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre legt mit seinem neuen Roman "Noch wach?" ein Buch vor, welches sich mit den Machenschaften hinter den Kulissen der BILD Zeitung beschäftigt und diese unter Überschriften wie "Jetzt wird's schmutzig" oder "Dann müssen sich die Frauen auch nicht wundern" ausbreitet. Von Stuckrad-Barre spricht von einer rein fiktionalen Geschichte, die in Teilen allerdings von realen Ereignissen inspiriert sei. Mit diesen Ereignissen sind wohl die Anschuldigung rund um den Machtmissbrauch des ehemaligen Chefredakteur der Bild-Zeitung, Julian Reichelt, gemeint, der 2021 von Springer gefeuert worden war, da er seine Position gegenüber weiblichen Angestellten ausgenutzt haben soll. Der Titel des Buches "Noch wach?" geht auf eine Nachricht Reichels zurück, die dieser einer Kollegin schickte.
"Noch wach?"
Im Roman trifft der Erzähler im Garten des Chateau Marmont“ in Los Angeles die Schauspielerin Rose McGowan, die neben Ashley Judd zu den ersten Schauspielerinnen gehörte, die 2017eine zentrale Rolle im Weinstein-Skandal spielte, Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den Produzenten Harvey Weinstein erhoben hatten. Von Hollywood aus verbreitet sich die #MeToo-Bewegung lauffeuerartig um die ganze Welt. Der Verlag kündigt das Buch als ein "Sittengemälde unserer Zeit" an. "Literarisch brillant, humorvoll und kompromisslos erzählt dieser Roman von Machtstrukturen und Machtmissbrauch, Mut und menschlichen Abgründen."
Benjamin von Stuckrad-Barres Roman reiht sich als Kunstwerk in eine Abfolge von Enthüllungen, die in jüngerer Vergangenheit Details über das Alltagsleben des Springer-Verlags ans Tageslicht hoben. Erst vergangene Woche veröffentliche die Wochenzeitschrift "Die Zeit" E-Mails und Chats, die der Springer-Chef Mathias Döpfner an Personen aus dem engsten Führungskreis der BILD-Zeitung geschickt haben soll. Auch Nachrichten an Julian Reichelt sind dabei gewesen. Unter anderem schrieb Döpfner: "Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert." Und: "free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs."
Ein fiktives Werk
Dass das Springer-Personal, auf welches im Buch angespielt wird, die Veröffentlichung nicht tatenlos über sich ergehen lassen wird, damit schienen sowohl der Autor als auch sein Verlag gerechnet zu haben. Kiepenheuer & Witsch hielt sich, was die Werbung anbelangt, im Vorfeld äußerst bedeckt. Auf die Herausgabe von Rezensionsexemplare hatte man beispielsweise verzichtet. Nur wenige Personen hatten vorab Zugang zum Buch.
Auch Stuckrad-Barre betonte mehrmals, dass es sich bei dem Buch um ein fiktives Werk handle. In einem interview mit dem Spiegel heißt es dazu: "Ich habe einen Roman geschrieben, wirklich einen Roman, und der ist fiktiv. Aber wodurch ist der inspiriert? Natürlich durch die Wirklichkeit" Das betreffe vor allem das im Buch aufgeführte Personal. Alle noch so offensichtlichen Parallelen zwischen Männern wie Julian Reichelt und Mathias Döpfner und den Romanfiguren seien rein zufällig.
Aber auch auf die ihn "inspirierende Wirklichkeit" kommt Stuckrad-Barre zu sprechen. so heißt es in dem Gespräch: "Frauen aus dem Springer-Verlag begannen mich anzurufen – und machen es bis zum heutigen Tag. Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen. Warum sie sich bisher nicht geäußert haben, was sie denn machen sollen." Ab heute können sich Leserinnen und Leser selbst ein Bild machen. Unsicher ist, wie lange noch. Reichelts Anwalt ist bereits eingeschaltet.
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