Zetkin, Duncker, Luxemburg, Stritt Die Wegbereiterinnen des Internationalen Frauentages

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Seit über einem Jahrhundert wird am 8. März der Internationale Frauentag gefeiert. Nicht nur um auf Frauenrechte, Gleichstellung der Geschlechter und Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, sondern auch, um die bisherigen Erfolge zu feiern, die hinsichtlich dieser Forderungen bislang erkämpft werden konnten. Welche Persönlichkeiten standen am Beginn der Bewegung. Und wo kann man über sie lesen?

Clara Zetkin (links) und Rosa Luxemburg auf dem Weg zum SPD-Kongress in Magdeburg 1910. Bild: Wikipedia

Es war die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die im August 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vorschlug. Für Zetkin, die als Aktivistin in der deutschen Sozialdemokratie und der kommunistischen Bewegung eine wichtige Rolle spielte, sollte der Tag in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dienen. Bereits im darauffolgenden Jahr, am 19. März 1911, wurde der erste internationale Frauentag in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und der Schweiz gefeiert. Tausende von Menschen nahmen an Kundgebungen und Demonstrationen teil, um für die Rechte von Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter zu kämpfen. Wie im Kopenhagener Beschluss festgehalten, stand dabei zunächst die Forderung nach einem Frauenwahlrecht im Mittelpunkt. Das gewählte Datum (19. März) sollte dabei den revolutionären Charakter des Frauentages unterstreichen. Der Vortag galt als Gedenktag für die Gefallenden der Märzrevolution. Nachdem der Internationale Frauentag von den vereinten Nationen offiziell anerkannt wurde, beschloss man den 8. März als festes Datum, um fortan jährlich die Fortschritte der Frauenbewegung zu feiern, aber auch um auf bestehende Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufmerksam zu machen, die Frauen weltweit immer noch erleben.

Weitere Wegbereiterinnen - Stritt, Dunker, Luxemburg

Neben Zetkin sind außerdem Marie Stritt, Käthe Dunker und Rosa Luxemburg als wichtige Persönlichkeiten in der Geschichte der Frauenrechtsbewegung zu nennen. So setzte sich die 1855 geborene Maria Stritt als Präsidentin des Bundes Deutscher Frauenvereine für die Abschaffung des § 218, der den Abbruch von Schwangerschaften unter Strafe stellte. Als wichtige Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung hielt sie deutschlandweit Vorträge zur rechtlichen Stellung der Frau. Von 1911 bis 1919 war sie Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht; von 1913 bis 1920 war sie Präsidentin des Weltbundes für Frauenstimmrecht.

Käte Duncker (1871 geboren) war eine deutsche sozialdemokratische, später kommunistische Politikerin, Lehrerin und Aktivistin. Sie war Mitglied der KPD-Zentrale und - von 1921 bis 1923 - Mitglied des Thüringer Landtages. Als Vorsitzende des Vereins für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse organisierte Sommerfeste für Arbeiterfamilien. Duncker war starke Befürworterin des Frauenwahlrechts, stritt für Chancengleichheit unter den Geschlechtern und trat als Rednerin bei sämtlichen Frauenversammlungen auf, um ihre Ziele durchzubringen und die bürgerlichen Frauenvereinigungen zu bekämpfen.

Auch Rosa Luxemburg, ebenfalls 1871 geboren, trat als polnisch-deutsche marxistische Theoretikerin und Revolutionärin für die Rechte von Frauen, Arbeiterinnen und Arbeitern ein. Unmittelbar nach Beginn des ersten Weltkrieges 1914 gründete sie die Gruppe Internationale, aus der später der Spartakusbund hervorging. 1919 war sie Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands. In ihren Aufsätzen und Schriften beschäftigt sich Luxemburg wiederholt mit den Ideen des Kommunistischen Manifests von Karl Marx und Friedrich Engels. In ihrem 1913 erschienenes Hauptwerk "Die Akkumulation des Kapitals" zeigte sie auf, dass der "eine historische Notwendigkeit, die abschließende Etappe der kapitalistischen Entwicklung sei". Luxemburg kritisierte wiederholt patriarchalische Strukturen innerhalb der Gesellschaft. Echte Gleichstellung zwischen Mann und Frau, so ihre Überzeugung, könne nur durch eine sozialistische Revolution erreicht werden.

Bücher von und über die Clara Zetkin

Clara Zetkin

  • "Erinnerung an Lenin: Gespräche über die Frauenfrage" - Clara Zetkin erzählt in dieser erstmalig 1929 erschienenen Broschüre von Diskussionen mit Lenin. Für diese Schrift hatte die KPD Auszüge aus dem Buch "Erinnerungen an Lenin" zusammengestellt, die sich auf die "Frauenfrage" konzentrieren. Dabei erleben wir einen lebendigen, schlagfertigen Lenin, erahnen seine Ausstrahlung. (Verlagsankündigung)
  • "Geschichte im Brennpunkt Clara Zetkin: Eine rote Feministin" (von Lou Zucker) - Klug, mutig, unbequem – Der Name Clara Zetkin signalisiert Widerstand. Vehement trat sie für die Rechte der Frauen ein und gilt praktisch als Begründerin des Internationalen Frauentages am 8. März. Als Frauenrechtlerin, revolutionäre Sozialistin und Kommunistin in der Tradition Rosa Luxemburgs wurde sie in der DDR hoch verehrt, im Westen der Republik vor der Wende kaum erwähnt... (Aus der Verlagsankündigung)
  • "Clara Zetkin: Vorkämpferin der proletarischen Frauenbewegung" (von Wolfram Klein) - Die Sozialistin Clara Zetkin ist heute noch Vielen ein Begriff für den Kampf um die soziale Gleichheit von Frauen und Männern und einem Ende der Geschlechterdiskriminierung. Doch sie stand noch für viel mehr. Entgegen der Ikonisierung unter dem Stalinismus stand sie für ein eigenständiges Denken und Handeln, das nicht frei von Fehlern war, wie sie selbst zugab. Sie initiierte nicht nur als eine der zwei weiblichen Delegierten auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationale den internationalen Frauentag. Clara Zetkin kämpfte gegen den Reformismus und für eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft... (Aus der Verlagsankündigung)

Rosa Luxemburg

  • "Mensch sein ist vor allem die Hauptsache: Gedanken einer Revolution" (von Bruno Kern) - Rosa Luxemburg ist eine der außergewöhnlichsten Frauen der politischen Geschichte Deutschlands. Der Sozialismus, den sie meint, ist Humanismus, Demokratie und Freiheit – das schreibt sie nicht zuletzt Lenin ins Stammbuch. Für ihr entschiedenes Eintreten gegen den Militarismus geht sie jahrelang ins Gefängnis. Sie tritt ein für unbedingte Gewaltlosigkeit im Kampf für eine solidarische Gesellschaft und wird schließlich brutal ermordet. Durch den promovierten Theologen und Philosophen Bruno Kern mit kenntnisreichen Einführungen und Kommentaren versehen, versammelt dieser Band die wichtigsten theoretischen Schriften und Texte Rosa Luxemburgs, von ihren kritischen Abrechnungen mit Trotzki, Lenin und den Bolschewiki, über Auszüge aus ihren – vor allem im Gefängnis verfassten – Briefen bis hin zu ihrer großartigen Verteidigungsrede vor der Frankfurter Strafkammer. (Aus der Verlagsankündigung)
  • "Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke" - Eine umfassende Sammlung von Luxemburgs Schriften und Briefen, die ihre politischen und theoretischen Beiträge zur marxistischen Theorie und Praxis sowie ihre feministischen Ansichten widerspiegeln.

Marie Stritt

  • "Der Internationale Frauen-Kongress in Berlin 1904" - Ein Bericht mit Ausgewählten Referaten, herausgegeben im Auftrage des Vorstandes des Bundes Deutscher Frauenvereine. Behandelt werden unter anderem das neue schweizerische Zivilrecht und die Stellung der Frau in demselben.
  • "Marie Stritt - Eine "kampffrohe Streiterin" in der Frauenbewegung" (Von Elke Schüller) - Marie Stritts Lebenserinnerungen werden in diesem Buch mit ihrer politischen Biografie verknüpft. Die Sammlung entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes im Kasseler Archiv der deutschen Frauenbewegung, und zeigt das Leben und Wirken einer Pionierin im Kampf für die Frauenrechte.

Käte Duncker

  • "Käte und Hermann Duncker. Ein Tagebuch in Briefen" (Hrsg. Heinz Deutschland) - Die beiden Mitbegründer der Spartakusgruppe beschränkten sich in ihren Briefen keineswegs auf familiäre Belange, sie gaben einander Auskunft über ihr Wirken in der Politik und in der Arbeiterbildung. Der eigentliche Reiz dieser Korrespondenz liegt jedoch darin, dass zwei beruflich und politisch eigenständige und engagierte Ehepartner, die oft getrennt waren, in einem mehr als ein halbes Jahrhundert umspannenden brieflichen Dialog dem Leser ihre Sicht auf Ereignisse und Entwicklungen in der ersten Hälfte des dramatischen 20. Jahrhunderts vermitteln. (Aus der Verlagsankündigung)

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