Hörbuchsprecher überflüssig? Apple bringt KI Stimmen in den Hörbuchmarkt

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"Digitale Erzählung" - So nennt der Hard- und Softwareentwickler Apple seine neuen KI-Stimmen, die in bestimmten Genres das Lesen von Hörbüchern übernehmen. Laut Konzern soll damit vor allem unabhängigen Autorinnen und Autoren sowie kleineren Verlagen die Möglichkeit geboten werden, ihre Bücher kostengünstig zu vertonen. Aus dem Kulturbereich ertönen kritische Gegenstimmen.

Apple lässt KI-Stimmen Hörbücher sprechen. Im Kulturbereich sind kritische Stimmen zu vernehmen. Und am Horizont tut sich die Frage auf: Was bleibt unersetzbar? Foto: Pixabay

Ab sofort kann man im entsprechenden Apple-Store E-Books finden, die von einer computergenerierten Stimme vorgelesen werden. "Dieses Hörbuch wird von Madison vorgelesen, einer digitalen Stimme, die auf einer menschlichen basiert" liest man nun in der Info-Box dort, wo sonst der Name des Hörbuchsprechers stand. Das Technologieunternehmen setzt mit den computergenerierten Lesestimmen um, was bereits für November 2022 angekündigt war. Hintergrund dürfte wohl der weiterhin rasant anwachse Hörbuchmarkt sein, der Jahr für Jahr Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich verbuchen kann. Apple adressiert sein KI-Stimmen-Angebot in erster Linie an kleinere Verlage und unabhängige Autoren, die sich eine Vertonung ihrer Bücher oftmals leisten können.

"Immer mehr Buchliebhaber hören sich Hörbücher an, doch nur ein Bruchteil der Bücher wird in Hörbücher umgewandelt, so dass Millionen von Titeln ungehört bleiben. Viele Autoren – insbesondere unabhängige Autoren und solche, die mit kleinen Verlagen verbunden sind – sind aufgrund der Kosten und der Komplexität der Produktion nicht in der Lage, Hörbücher zu erstellen", heißt es von Seiten des Anbieters.

Auf das Genre "Romance" zugeschnitten

Wer sein Buch vertonen lassen möchte, kann zwischen männlicher und weiblicher Vorlesestimme wählen. Insgesamt stehen vier Stimmen zur Auswahl: "Helena" und "Mitchell" für Sachbücher, "Madison" und "Jackson" für belletristische Werke. Die Stimmen, so schreibt Apple auf seiner Info-Seite, seien speziell für Hörbücher entwickelt worden. Interessant ist, dass die an der Umsetzung beteiligen Linguisten und Toningenieure die für belletristische Werke infrage kommenden Stimmen speziell auf das Genre "Romance" zugeschnitten haben. Thriller, Fantasy oder Science-Fiction werden derzeit nicht unterstützt.

Apple verspricht weiterhin eine kostengünstige und schnelle Vertonung. Derzeit ist die Funktion auf englischsprachige Texte begrenzt, die nicht allzu komplex sein sollten und keine fremdsprachigen Passagen erhalten dürfen. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das E-Book bereits bei Apple Books erhältlich sein muss. Laut Apple wird jede Hörbuchfassung mehrmals geprüft, weshalb mit einer Produktionszeit von ein bis zwei Wochen zu rechnen ist.

"Death of the narrator?"

Unter der Überschrift "Death of the narrator?" berichtete der "Guardian" recht breit über Apples neuen Schritt. Im Artikel finden sich auch kritische Stimmen Kulturschaffender, die die menschliche Stimme als einen unersetzlichen, künstlerischen Teil eines Hörbuchs ansehen. Selbstverständlich blicken auch konkurriere Hörbuchanbieter wie Spotify skeptisch auf das Angebot. Nicht zuletzt deshalb, weil Apple die KI-gesprochenen Hörbücher lediglich im eigenen Bücherladen anbietet.

Ob Apples KI-Stimmen den vom Guardian angespielten "Tod der Hörbuchsprecher" bedeuten, bleibt fraglich. Außer Frage allerdings steht, dass dieser neue Schritt nicht der letzte in Richtung Text-Digitalisierung bleiben wird. Wir können uns also bereits jetzt auf Debatten einstellen, die die Frage nach der Qualität menschlicher Sprache und Aussprache verhandeln. Letztlich werden es die spontanen Um- und Ausbrüche sein, die nicht zu ersetzen sind. Leider sind es eben jene Um- und Ausbrüche, die wir gegenwertig zu verhindert versuchen.


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