Als Theaterstück ist Goethes meisterhafte Tragödie "Faust" immer weniger gefragt; als Pflichtlektüre wird es immer häufiger vom Lehrplan gestrichen. Das ergaben eine Auswertung des Deutschen Bühnenvereins und eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Wie ist es um das Drama bestellt, das zu einem der bedeutendsten und meistzitierten Werke der deutschen Literatur zählt?
Keine Pflichtlektüre mehr, weniger Bühnenaufführungen: Wie ist es um Goethes "Faust" bestellt?
Für Schülerinnen und Schüler im Bundesland Bayer wird das kommende Schuljahr das vorletzte sein, in dem sie Goethes "Faust. Der Tragödie erster Teil" im Deutsch-Leistungskurs verpflichtend lesen müssen. Dann streicht das Bundesland das Drama als Pflichtlektüre vom Lehrplan, wo es als solches ein halbes Jahrhundert lang stand.
Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Saarland als Annahme
Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Kultusministerien der Länder ergab, dass Bayern mit dieser Entscheidung keineswegs alleine dasteht. Dass "Faust" am Gymnasium unbedingt gelesen werden muss, ist inzwischen eher die Ausnahme als die Regel. Einzig Hessen, das Saarland, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen halten an dem Werk fest. Dort werden Schülerinnen und Schüler bereits in der 10. Klasse mit Goethes Lebenswerk konfrontiert. Aus dem sächsischen Kulturministerium hieß es auf Anfrage der dpa dazu: Man sehe die Bedeutung des Werkes als Kulturgut als so hoch an, dass auch die Schülerinnen und Schüler der Oberschulen es kennen sollten, nicht nur Gymnasiasten.
Dass die Mehrheit der Bundesländer auf den "Faust" verzichten, ist keineswegs unumstritten. Der Berliner Germanist Michael Jaeger (Autor des Buches "Goethes "Faust": Das Drama der Moderne") etwa, kritisiert die Entscheidung: "Ausgerechnet der "Faust" eignet sich ja besonders gut, die Themen von damals in die heutige Zeit zu übertragen. Da haben sie bestimmt den falschen Text gestrichen", so Jaeger gegenüber der dpa.
Immer weniger Inszenierungen
Auch auf der Bühne ist es um die Tragödie längst nicht mehr so gut bestellt. Der Deutsche Bühnenverein jedenfalls, registriert ein immer geringeres Interesse. Demnach sind nur zwei Neuinszenierungen in der kommenden Spielzeit an deutschen Bühnen geplant. "Auffällig wenig", wie eine Sprecherin des Bühnenvereins der Deutschen Presse-Agentur gegenüber bemerkt. Ein Bild, das dem Trend der vergangenen Jahre allerdings folgt. So sei Goethes Meisterwerk in der Spielzeit 2020/21 "erstmals seit vielen Jahren nicht mehr an erster Stelle als meistinszeniertes Drama" gewesen.
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