Lola Lafon Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte

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Lola Lafon erzählt die Geschichte vom Wunderkind Nadia, das den Turnerolymp wie aus dem nichts 1976 bei der Olympiade erklimmt. Cover Piper Verlag

Mitten im kalten Krieg in den 1970-iger Jahren hinter dem eisernen Vorhang in Rumänien beginnt dieser Roman und erzählt die Karriere der Nadia Comăneci.

Die Autorin Lola Lafon ist 1975 geboren und verbrachte ihr Leben in Sofia, Bukarest und Paris. Sie begann ihre Karriere als Tänzerin und Sängerin und widmete sich später der Schriftstellerei und dem Journalismus. Mit ihrem Erstlingswerk, „Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte“, erntete sie international große Anerkennung.

Das Buch wurde von Elisabeth Rauke vom Französischen ins Deutsche übersetzt. Der Roman ist in der ich- Form geschrieben. Durch einen Kunstgriff gelingt es der Autorin Zwiegespräch zwischen Nadja und sich selbst zu erzeugen. In Wirklichkeit ist die Autorin der Turnerin Nadia Comăneci nie begegnet. Die Atmosphäre, die die Autorin dadurch schafft- ist für den Lesenden beeindruckend.

Lafon erzählt die Geschichte vom Wunderkind Nadia, das den Turnerolymp wie aus dem nichts 1976 bei der Olympiade erklimmt. Die Autorin reisst auch die nicht sportbegeisterten Menschen durch ihre Schilderungen mit in die Zeit 1976, als dann das Publikum nach der sensationellen Darbietung der damals 14-jährigen Nadia den Atem anhält, um die Wertung der Schiedsrichter abzuwarten.

Man scheint den Geruch von Magnesium wahrnehmen zu können. Das unglaubliche passiert ein 10,0- damals auf den Anzeigetafeln nicht vorgesehen. Die Welt feiert ein Wunderkind einen neuen Stern am Sportlerhimmel. Aber dies ist natürlich nur das von der Außenwelt wahrgenommene Bild. In Wirklichkeit wurden kleine Mädchen im Ceausescu-Regime wie Automaten gedrillt. Rumänien nahm innerhalb des Ostblocks durch sein Regime einen Sonderstellung ein und war besonders arm.

Tägliches Training weit weg von den Eltern, ständiger Hunger und Schmerzen. Auch aus der kleinen ehrgeizigen Nadia wird ein solches Automaten Mädchen gezüchtet, abhängig vom Wohl und Weh des Regimes im eigenen Land. Der damalige Trainer Béla Károlyi hatte als erster erkannt wie attraktiv und leicht kleine leichte Mädchen auf dem Schwebebalken ohne Angst leisten, was etwas ältere Sportlerinnen nicht leisten zu vermochten.

Solange das Mädchen unterentwickelt durch die Wettkämpfe der Welt turnte wurde sie als „Karpatenfee“ gefeiert. Doch in dem Moment als aus dem Mädchen unübersehbar eine Frau wurde, ließ man sie international fallen, eine französische Tageszeitung titelte damals: „Das kleine Mädchen hat sich zur Frau gewandelt, der Zauber ist dahin“.

Lafon setzt sich in einer Art Streitgespräch mit der Sportlerin auseinander, diese antwortetet reflektorisch und verneinte alles in Rumänien erzeugte Übel- es war ihre Kindheit und wieso sollte sie anders gewesen sein. Nein sie war keine Marionette, sie war wie soviele Leistungssportler hinter dem eisernen Vorhang einfach ein Opfer des Systems- strategisch, konsequent von Kindheit an.

Der Autorin gelingt es einen Blick in das Rumänien vor dem Ende des kalten Krieges zu werfen, Probleme, die Menschen aus dem Westen nie kennengelernt haben, werden dem Leser in grauen Tönen geschildert- einfach und ohne Schnörkel bis hin zum Blitzprozess der Ceausescus und deren Hinrichtung.

Nadia gelingt auf abenteuerliche Weise die Flucht in die USA. Die Feststellung, das für die kleinen Kommunistin die Probleme nicht durch einen Systemwechsel beseitigt wurden und alle Probleme nur in kapitalisierender Macht weiter existieren, ist eine bittere Erkenntnis und entlässt den Leser nicht froh aus dem Buch.

Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte
Lola Lafon
ROMAN Erschienen am 15.09.2014
Übersetzt von: Elsbeth Ranke
288 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-492-05670-0
€ 19,99 [D], € 20,60 [A], sFr 26,90


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