Irena Habalik (* 13. Januar 1955 in Libiąż, Polen) ist eine österreichische Schriftstellerin.

Irena Habalik wuchs in der Nähe von Krakau auf. Unzufrieden mit dem kommunistischen Regime, verließ sie Polen 1974 und ging in die Schweiz, wurde jedoch von der Fremdenpolizei abgeschoben. Eher zufällig landete sie in Wien, wo ihr ein Bleiberecht eingeräumt wurde. Nach Jahren des mühsamen Aufbaus der eigenen Existenz und des Erlernens der deutschen Sprache studierte sie Dolmetschen und Publizistik an der Universität Wien und war viele Jahre für Amnesty International[1] tätig.

Quelle: Wikipedia

Irena Habalik

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Irena Habalik: Hinter den geschlossenen Türen

werden die Gabeln poliert für die nächste Zugabe wird Posaune geübt für das Jüngste Gericht zu große Brust flach gelegt und geschmeckt zu kleiner Kopf in den Topf gesteckt wird laut diskutiert über die Abwesenheit der Milch wird geklagt über das Nachlassen der Schwerkraft Hinter den geschlossenen Türen wird die Liebe kalt begossen werden die Messer gewetzt, in die Tasche gesteckt die Unwahrheiten serviert zu den Mahlzeiten wird Brecht zitiert und Benn applaudiert das Perverse wird hier probiert ...
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Irena Habalik: Kein Löwenzahn

75 Fenster siehst du gegenüber, 75 Fenster sehen dich (bei Rilke in Paris waren es 45) vergitterte verkreuzte vernebelte verlassene verträumte verwunschene Wie die Reihenhäuser nebeneinander geordnet ehrgeizig nach oben streben Zwischen den Fenstern die Hälfte des Jahrhunderts atmet still als ob nichts geschehen ist Dahinter Gardinen, gestreifte, gezackte karierte und manchmal zwei Augen Die Stadt gibt sich erleichtert an ihren Schläfen glänzen Schweißperlen Die Stadt wünscht dir alles ...
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Irena Habalik: Es war einmal, er war einmal

Es war einmal, er war einmal, hatte eine Gitarre hatte eine Stimme wie Balsam einen Sohn hatte er, Zweifel, Hoffnung sang und sang gegen Zweifel, sang einen Song für die Hoffnung, für den Sohn Wir sangen mit, mal leise, mal laut, lauter ein Lied über die Wolken, wir erhoben die Hände wollten fliegen mit dem Lied, wollten höher und noch höher, wollten die kalte, graue Welt hinter uns lassen wollten das All in Worte fassen und sie da oben nahmen das Lied weiß, blau gierig, nahmen es für das ...
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Irena Habalik: Sie schreiben Gold

Sie schreiben: Gold, Gelb und die Vergesslichkeit der Welt halten uns zusammen, schlügen die Herzen höher, hätte man weniger am Herzen, es sind die Stunden davor und die danach, dazwischen hast du das Recht dir ins Fäustchen zu lachen. Sie schreiben: es gibt uns und sie geben unserem Blick die Richtung ihrer Augen. Sie schreiben groß und klein, schieben darunter ein unbeschriebenes Blatt. Sie sagen, beim Kaffeetrinken, tunke die Gedanken in die Untertasse, so kannst du die Leere besser fassen, ...
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Brief aus der alten Heimat

Setzt du fort dein Lieblingsspiel, was wäre wenn Schrumpft deine Zeit oder dehnt sie sich aus Hast du versucht Berge zu versetzen, bist du versetzt worden. Wer hält dich an der Hand, wenn du Angst hast Was reimt sich aufs Wort: Milchmädchenrechnung Schläfst du im Winter auf dem Rücken um faltenlos den Frühling zu verbringen Wie erklärt man dem Kind den Unterschied zwischen Auflehnung und Anlehnung Was fühlt einer, der sieht die Winkenden zum Abschied Wie erzählst du deine Geschichte: auf eine ...
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Irena Habalik: Fake news?

Die Erdspalte atmet erleichtert Das fünfte Rad will kein Rad mehr sein Die Geier tauchen pünktlich auf Einer auf der Tribüne hebt mächtig die Hand und weint Das Wörterbuch wirft ein Wort weg Es liegt auf dem Gehsteig und klagt Wir beobachten den Fall und lachen uns satt Dann ahmen wir eine singende Säge nach Ihr Gesang ist schöner als der des Pfaus Das Glück sucht uns heim um zwei Einer macht seinen Namen zum Narren Die Richtung stimmt und wir laufen hin Am Abend sind alle zu Hause und ...

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