Autofiktion bezeichnet in der Literaturwissenschaft einen „Text, in dem eine Figur, die eindeutig als der Autor erkennbar ist [...], in einer offensichtlich [...] als fiktional gekennzeichneten Erzählung auftritt“.[1] Der Begriff geht auf den französischen Schriftsteller und Kritiker Serge Doubrovsky zurück, der Autofiktion als „Fiktion strikt realer Ereignisse und Fakten“ definierte.[2]

Serge Doubrovsky beruft sich in seinem Konzept von Autofiktion auf das Bild der Drehtür, das bereits Gérard Genette in seiner Analyse von Marcel Prousts Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit verwendete.[3] Im Gegensatz zum bekannten Drehtür-Effekt beschreibt Genette folgende Situation: Zwei Menschen drücken im selben Moment in die jeweils entgegengesetzte Richtung derselben Drehtür und hindern sich so gegenseitig am Weiterkommen. Im übertragenen Sinne geschieht dies bei autofiktionalen Texten durch die Kollision zweier Genres. Doubrovsky greift die von Philippe Lejeune geprägten Begriffe des autobiografischen und des fiktionalen Pakts auf, die zueinander im Widerspruch stehen. In einem autofiktionalen Text ist die Leserschaft gezwungen, beide Pakte zu schließen, und findet sich damit unweigerlich in einer geschlossenen Drehtür wieder, aus der sie nicht ausbrechen kann.[3] Auch für die französische Literaturwissenschaftlerin Marie Darrieussecq ist der autofiktionale Text „immer mit Ambiguität behaftet“, da der Leser „nicht die Möglichkeit [hat], den Text widerspruchslos gemäß einem der beiden Pakte zu lesen“.[4] Im Gegensatz zu Doubrovsky sieht sie die Autofiktion jedoch nicht als besondere Art autobiographischen Schreibens, sondern als eigenständige literarische Gattung.[1]

Quelle: Wikipedia

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