Der Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann wagt in seinem aktuellen Buch "Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung" einen kritischen Blick auf das kommunikative Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland. In der kommenden Ausgabe "ttt - titel, thesen, temperamente" (26.02.2023) spricht Oschmann über den Westen als "Norm" und den Osten als "Abweichung", über nach wie vor stählerne Vorurteile sowie individuelle und kollektive Diffamierung.
In der kommenden Ausgabe der Kultursendung "ttt - titel, thesen, temperamente" wird unter anderem das aktuelle Buch des Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann Thema sein. In "Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung" beschäftigt sich Oschmann mit Bild der sogenannten "neuen Bundesländer", denen vor 30 Jahren eine blühende, verheißungsvolle Zukunft vorhergesagt wurde. Doch auch wenn dieses Erblühen in Städten wie Leipzig oder Weimar nachvollzogen werden kann, ist der "Osten" im Ganzen noch immer mit Attributen wie unzufrieden, extremistisch, rassistisch und undankbar verbunden. Oschmann, der Literaturwissenschaftler in Leipzig ist, wirft in seinem Buch einen Blick auf das kommunikative Gefälle zwischen "Ost" und "West". In der Buchbeschreibung heißt es dazu:
Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung. Unsere Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden von westdeutschen Perspektiven dominiert. Pointiert durchleuchtet Oschmann, wie dieses Othering unserer Gesellschaft schadet, und initiiert damit eine überfällige Debatte.
Martha Nussbaum - "Gerechtigkeit für Tiere – Unsere kollektive Verantwortung"
Auch das aktuelle Buch der amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum wird Thema der Sendung sein. In "Gerechtigkeit für Tiere" entwickelt Nussbaum Ansätze, die eine ethische Koexistenz mit allen Lebewesen der Erde ermöglichen. Nicht nur ist es wichtig, Tiere als eigenständige, fühlende und dementsprechend auch leidensfähige Wesen zu betrachten. Darüber hinaus müssen wir gewährleisten, dass jedes Tier das Recht hat, all seine Fähigkeiten entsprechend seiner Art auszuleben. Nussbaums philosophischer Ansatz findet auch bei Akteuren außerhalb der Geisteswissenschaften Anklang. Unterstützung bekommt sie etwa von Juristen wie Jens Kersten, der ebenfalls eine neue, moralische und juristische Grundlage für den Schutz von Tieren fordert. In der Verlagsankündigung heißt es:
Weltweit sind Tiere in Not: sei es durch die Zerstörung ihrer Lebensräume, sei es durch die Qualen der industriellen Tierhaltung, durch Wilderei oder durch die Vernachlässigung von Haustieren, die wir angeblich so lieben. Tiere erleiden jeden Tag Ungerechtigkeit und Grausamkeit durch unsere Hände. Die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum entwickelt, ausgehend von ihrem grundlegenden Fähigkeiten-Ansatz, eine neue philosophische, juristische und moralische Grundlage zum Schutz der Tiere. Von Delfinen bis Krähen, von Elefanten bis Tintenfischen schildert sie das Leben von Tieren mit Staunen, Ehrfurcht und Mitgefühl und weist den Weg in eine Welt, in der wir Menschen Freunde der Tiere sind und nicht Ausbeuter oder Nutzer. (Auszug)
Außerdem bei "ttt - titel, thesen, temperamente"
- Nan Goldin - Bilder von den Verwerfungen des Daseins: Die US-amerikanische Fotografin und Aktivistin Nan Goldin zeigt ihre Arbeiten in der Akademie der Künste zu Berlin
- Profound Mysteries - Röyksopp auf Europatournee: Das norwegischen DJ-Duo "Röyksopp" geht mit ihrem epischen Album "Profound Mysteries" -welches das Verhältnis zwischen Mensch, Musik und Natur erkundet - auf Europatournee.
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Der Osten: eine westdeutsche Erfindung: Wie die Konstruktion des Ostens unsere Gesellschaft spaltet
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