Gefangen

Vorlesen

Dich kennenzulernen war wie ein Traum,

zu schön, um wahr zu sein.

All diese Gesten und Worte,

das Gefühl, etwas ganz Wertvolles zu sein,

sich zu finden, anzukommen.

Es war wie ein Haus, in das ich staunend einzog,

es war Heimkommen, Geborgenheit, Liebe.


Und dann begann das Haus zu bröckeln,

ganz langsam, schleichend – Ziegel für Ziegel.

Und ich begann zu realisieren, was es war:

ein schwindendes Investment,

eine wachsende Distanz.

Ich war noch da, doch du warst nur noch

Besucher in diesem großen, einsamen Haus.


Während ich einst im schönsten, hellsten Raum gewohnt hatte,

fand ich mich bald auf dem Dachboden wieder.

Ich nistete mich dort ein,

versuchte, mich zu arrangieren, mich klein zu machen, um noch

irgendwie hineinzupassen.

Hauptsache bleiben, egal wo, egal wie.

Ich blieb, obwohl der Raum mich erdrückte

und das Zuhause begann, sich wie ein Gefängnis anzufühlen.


Doch da war die Erinnerung an das, was gewesen war,

und die Hoffnung, dass einmal doch noch sein könnte,

was der Anfang versprach:

das Lachen von Kindern, ein Feuer im Kamin,

Wärme, Geborgenheit, Liebe.


Und so blieb ich.

Gefällt mir
0
 

Weitere Freie Texte

Freie Texte

Prokrastination ist keine Schwäche – sie ist ein Symptom

UpA

Inmitten einer Gesellschaft, die in Individualität, Selbstentfaltung und Selbstoptimierung schwelgt, macht sich eine stille, aber weit verbreitete Störung breit: die Prokrastination. Was gemeinhin als Aufschieberitis, Disziplinlosigkeit oder Faulheit abgetan wird, ist in Wahrheit mehr: ein kulturelles Symptom einer Gesellschaft, die sich in ihren eigenen Ansprüchen verliert – und sich gleichzeitig davor scheut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Der vielzitierte „Leistungsträger“ wird zur ...
Freie Texte

Der stürmische Frühlingstag von Pawel Markiewicz

Pawel Markiewicz

Der grüne sanfte Lenz kam auf eine bunte Weise an mit ihm die numinose Bläue zarten Himmelszaubers doch ich schwärme hold-zärtlich von wilden Gänsen und Störchen die vor milden Wochen heimatwärts angeflogen kamen so wunderschön-fein scheint und funkelt meine lichte Heimat die tiefblauen Veilchen voller Glanz gaben lichtes Haus um ich sah mir zwei Schmetterlinge beim Träumen und Schwärmen an einer davon setzt sich auf den Kelch des Veilchens neuen Drangs zweiter Schmetterling fliegt im Lenzsturm ...

Aktuelles