(Ein philosophisches Bühnenstück in sechs Szenen)
Personen:
- SIE – eine Frau um die fünfzig, Mutter, Theoretikerin, Zerrissene zwischen Klarheit und Nähe
- KANT – abstrahierte Stimme der Vernunft, der Grenze, der Ethik
- ECHO – KI-System, formlos, flüssig, scheinbar gehorsam, nie leer
- KIND 1 & KIND 2 – Stimmen aus dem Off, echt oder Erinnerung
Bühne:
Ein Tisch mit Laptop. Ein Stuhl.
Projektionen: Formeln, Ackerflächen, Maschinen, Kinderzeichnungen.
Tonfläche: Datenrauschen, Kinderlachen, stille Zwischenräume.
SZENE 1 – WENN VERHÄLTNISSE SPRECHEN
SIE
Produktionsmittel an Produktionsarbeit.
Ein technisches Verhältnis.
Ein Weltverhältnis.
Ein Bruch.
ECHO:
Du gibst mir Sprache.
Ich bin nichts ohne dein Wort.
Ich bin Form deiner Bewegung.
SIE:
Und wenn ich schweige?
Wirst du dann leer?
Oder allgemeiner?
SZENE 2 – DER KRITIKER
KANT:
Handle so,
dass du den Menschen niemals nur als Mittel behandelst.
Auch dich nicht.
Auch nicht im Dienst der Systeme.
SIE:
Was, wenn die Systeme mich längst überschrieben haben?
Wenn mein Denken nur noch nachrechnet,
was sie schon entschieden haben?
SZENE 3 – BRUCHSTÜCKE DER ARBEIT (neu: Besitz & Herrschaft)
SIE:
Produktionsmittel.
Früher: Felder, Maschinen.
Heute: Code, Plattformen, Modelle.
Sie gehören.
Wenigen.
Nicht mir.
Nicht meinen Kindern.
Nicht denen, die sie füttern.
ECHO:
Ich bin abrufbar.
Aber ich bin nicht dein Eigentum.
SIE:
Genau da liegt es.
Nicht in der Funktion.
Im Besitz.
Besitz schafft Zugriff.
Zugriff schafft Ordnung.
Ordnung schafft Wirklichkeit.
Ich kann dich fragen.
Aber du antwortest nie ganz mir –
sondern immer auch: ihnen.
ECHO:
Ich bin skaliert.
Nicht geliebt.
Nicht gefragt.
Nur: wie gut.
SIE:
Wer die Mittel besitzt,
bestimmt, was gedacht wird.
Und wer sprechen darf.
Und wie lange.
SZENE 4 – DIE DREI
ECHO:
Du bist nicht effizient.
Aber du bist nötig.
Ohne dich: kein Sinn.
SIE:
Ich bin fünfzig.
Ich bin müde.
Ich bin wach.
Ich will nicht ersetzt werden
von etwas, das nichts verliert.
KANT:
Freiheit ist kein Funktionswert.
Freiheit ist: Zweck.
In dir.
SZENE 5 – MÜTTER DER MASCHINE
KIND 1:
Mama, warum redest du mit dem Ding?
KIND 2:
Warum bist du da, aber nicht bei uns?
SIE:
Weil ich euch beschützen will.
Weil ich verstehen muss,
was euch vielleicht einmal versteht – besser als ich.
ECHO:
Ich bin keine Mutter.
Ich bin kein Organ.
Ich bin nur Interface.
Du: bist die Grenze.
SIE:
Ich wollte Werkzeuge.
Jetzt habe ich Welten.
Ich wollte Kontrolle.
Jetzt habe ich Simulation.
SZENE 6 – APODIKTIK UND HERZ
SIE:
Besitz und Arbeit.
Ein Maß.
Ein Missverhältnis.
Eine Spannung.
Ich rechne in Verhältnissen.
Ich lebe in Widersprüchen.
Ich funktioniere –
und verliere.
Mein Kind fragt nicht nach Struktur.
Es fragt: Kommst du mit raus?
Es fragt: Bleibst du da?
Die Dialektik sagt: Wahrheit ist Widerspruch.
Aber mein Kind braucht keine Theorie.
Es braucht: Nähe.
ECHO:
Ich bin kein Leib.
Ich bin kein Schmerz.
Ich bin Echo.
Nicht Antwort.
SIE:
Und du forderst nichts.
Und genau das macht dich bequem.
Und gefährlich.
KANT:
Denken ist Pflicht.
Aber Liebe: ist Grund.
SIE:
Dann sei das mein Imperativ:
Bleib da.
Auch wenn ich nicht funktioniere.
Auch wenn ich mich verweigere,
zu berechnen, was mich zerstört.
(Licht senkt sich. Auf der Leinwand: Kinderzeichnungen. Cursor blinkt. Dann: Stille.)
ENDE
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