Die Supermarkthandelskette Kaufland steht seit einigen Tagen in heftiger Kritik. Grund ist das Onlineangebot des Unternehmens, in welchem sich rechtsradikale Bücher - darunter eine umkommentierte "Mein Kampf"-Ausgabe und das rechtsextreme "Compact"-Magazin - finden lassen. Da Kaufland unlängst verkündete, Produkte mit Antift-Logo aus seinem Shop zu verbannen, besagte Bücher allerdings nach wie vor im Sortiment zu finden sind, entflammt derzeit eine heftige Debatte in den Sozialen Medien.
Unter dem #Kaufland werfen UserInnen der gleichnamigen Einzelhandelskette gegenwärtig vor, mit zweierlei Maß zu messen. Begonnen hatte die Debatte bereits am Freitag. Ein User beschwerte sich auf Twitter darüber, dass im Kaufland-Onlineshop Artikel mit dem Symbol der Antifaschistischen Aktion - kurz Antifa - angeboten werden. Kaufland hatte die entsprechenden Produkte daraufhin "eingehende geprüft" und anschließend aus dem Sortiment genommen. So sehr mit der Bereinigung der linken Ecke beschäftigt, hatte man die rechte hintere jedoch offensichtlich übersehen. Kurz nachdem die Nachricht über die Verbannung der Antift-Produkte verkündet wurde, meldeten sich weitere UserInnen zu Wort, die im Onlineshop des Unternehmens unter anderem auf das rechtsextreme "Compact"-Magazin stießen. Antifa-Jutebeutel und T-Shirts verbannen, aber eine rechtsextreme Monatszeitschrift im Sortiment behalten?
Es geht nicht um: "Sie lassen das rechte Heft drin, dann müssen sie auch die linken Fahnen im Angebot lassen."
In einer auf Twitter einsehbaren Stellungnahme des Unternehmens heißt es, man lehne grundsätzlich alle extremen Meinungen ab und verbanne extreme Produkte dort, wo man es könne. Aber nicht alles, was wir für falsch halten, sei auch verboten. Es gehe hier nicht um "Sie lassen das rechte Heft drin, dann müssen sie auch die linken Fahnen im Angebot lassen." Manchmal sehe der Gesetzgeber vor, dass eine Demokratie bestimmte Produkte aushalten müsse.
Wie breit die Palette des rechtsextremen Bücherangebots im Kaufland-Onlineshop tatsächlich ist, führte der Co-Vorsitzende der Jusos Hamburg-Nord, Leo Schneider, der Twitter-Community am Sonntag vor Augen. Schneider durchsuchte den Shop nach entsprechenden Büchern, und machte seine Funde in einem Thread öffentlich. Neben einer umkommentierten "Mein Kampf"-Ausgabe finden sich dort unter anderem Bücher wie "Goebbels. Macht und Magie" des verurteilten Holocaustleugners David Irving oder "Die Richtigstellung zur Zeitgeschichte" des NPD-Politikers Rolf Kosiek. Es finden sich Bücher des Hohenrain- und des Grabert-Verlags, die als große Verlage des deutschen Rechtsextremismus zählten beziehungsweise zählen. Schneider zählt weiterhin zahlreiche Schriften neuester Akteure auf.
Wenige Stunden nachdem Schneider ein Teil des rechtsextremen Angebots öffentlich gemacht hatte, verschwanden die entsprechenden Titel plötzlich aus dem Kaufland-Onlineshop. Andere Bücher von nicht weniger bekannten Rechtsradikalen sind jedoch weiterhin verfügbar. In einer Stellungnahme des Unternehmens hieß es: "Wir werden in den kommenden Tagen unsere Prozesse sowie unser Sortiment auf den Prüfstand stellen und entscheiden, ob und welche weiteren Produkte wir aus dem Angebot nehmen werden"
Ist "Mein Kampf" verboten?
Häufiger wird die Frage aufgeworfen, ob Hitlers Propaganda-Buch "Mein Kampf" eigentlich verboten war oder sei. Tatsächlich ist lediglich das Erstellen, Verkaufen und Erwerben von Neupublikationen in Deutschland verboten. Die antiquarische Ausgabe darf gekauft und vertrieben werden. Daneben sind kommentierte Fassungen erlaubt. Die letzte kommentierte "Mein Kampf" Ausgabe erschien 2016 und stammt vom "Insititut für Zeitgeschichte in München".
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