Die Mittagsfrau (2007) ist der bisher erfolgreichste Roman der deutschen Schriftstellerin Julia Franck (* 1970). Er erzählt entlang der Wahrnehmungen der Protagonistin die Lebensgeschichte von Helene Würsich alias Alice Sehmisch von ihrer Kindheit Anfang des 20. Jahrhunderts in Bautzen, den als junge Erwachsene erlebten 1920er Jahren im Berlin der Weimarer Republik bis zu ihrem Leben als Ehefrau und Mutter während des Naziregimes. Im Prolog und im Epilog des Romans jedoch steht Helenes Sohn Peter im Mittelpunkt. Der Prolog folgt Peter an jenem Tag, an dem Helene ihren ungefähr siebenjährigen Sohn in den Wirren der Nachkriegszeit allein auf einem Bahnhof zurücklässt. Im Epilog wird davon erzählt, wie Peter einen Versuch seiner Mutter erlebt, ihn zehn Jahre später erstmals zu besuchen.
Indem Franck den Roman im Prolog mit der Szene einer solchen Kindsaussetzung eröffnet, muss diese als Prämisse des Romans gelten. Ausgehend vom Verlassen eines Kindes entwirft Franck einen Gesellschafts- und Entwicklungsroman, in dessen Zentrum eine deutsch-christlich-jüdische Frau steht. Der Roman verhandelt Entstehung, Verleugnung und Brüchigkeit von Identität und deren familiäre, politische und religiöse Bedingungen. Entlang der geschilderten Ereignisse provoziert der Roman moralische und ideologische Fragen zu Selbstbestimmung, Bildungsmöglichkeit und Überlebensbedingungen während Weimarer Republik und Nationalsozialismus.
Quelle: Wikipedia