In Deutschland leben 7,5 Millionen erwachsene Menschen, die trotz Schulbesuchs nicht richtig lesen und schreiben können. Mehr als die Hälfte von ihnen ist erwerbstätig. Die Stiftung Lesen hat jetzt eine Studie zu funktionalem Analphabetismus am Arbeitsplatz veröffentlicht.
Die Studie beschreibt erstmals die Situation funktionaler Analphabeten am Arbeitsplatz, das Klima unter Kollegen und Vorgesetzten sowie Ansatzpunkte, um in Unternehmen für das Problem zu sensibilisieren. Im Mittelpunkt stehen Beschäftigte in Branchen und Tätigkeitsfeldern, in denen der Anteil funktionaler Analphabeten überdurchschnittlich hoch ist, zum Beispiel im Baugewerbe, in der Gastronomie oder der Gebäudereinigung. Die Untersuchung zeigt, dass funktionaler Analphabetismus am Arbeitsplatz entgegen der gängigen Auffassung kein verstecktes Phänomen ist: Viele Betroffene gehen offen damit um, Kollegen und Arbeitgeber wissen häufig von funktionalen Analphabeten in ihrem Umfeld.
Um betroffenen Mitarbeitern das Lesen und Schreiben abzunehmen, greifen sie oft auf Hilfsmechanismen zurück, etwa festgelegte Farbkodierungen auf Putzmitteln. So werden in der Praxis im Sinne der Fehlervermeidung oft nur die Symptome kuriert, statt das Problem nachhaltig anzugehen. Gleichzeitig arbeitet die aktuelle Studie der Stiftung Lesen Potenziale und Ansatzpunkte für zukünftige Maßnahmen im Bereich der Arbeitsplatz orientierten Grundbildung heraus, die sich aus dem offenen Umgang mit funktionalen Analphabeten ergeben. So sollen mit Hilfe der Studienergebnisse langfristige und nachhaltige Lösungen entwickelt werden, wie im betrieblichen Umfeld das Problem des funktionalen Analphabetismus bewältigt werden kann.
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