Corona und Krieg Wladimir Kaminer: Die Zeit vor ein paar Wochen

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Der Schriftsteller Wladimir Kaminer hatte sich in den vergangenen Tagen immer wieder zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geäußert. In einem am Samstag auf Facebook abgesetzten Post schaut er nun wehmütig auf eine Zeit zurück, in der nicht Bundeswehrgeneräle und Atomraketenexperten, sondern Virologen die Talkshow-Plätze besetzten.

Der Bestsellerautor ("Russendisko) Wladimir Kaminer schaut wehmütig auf die Zeit, in der die Talkshowplätze mit Virologen besetzt waren, und wir nicht mit Atomraketenexperten sprechen mussten. Bild: Zefram - Eigenes Werk / Wikipedia

Es ist eine wortwörtlich verrückte Zeit, in der wir leben. Innerhalb weniger Tage hat sich der Aufmerksamkeitsfokus weltweit dermaßen verschoben, dass das Coronavirus, welches in den vergangenen zwei Jahren beinahe alle Diskurse und Debatten mitbestimmt hatte, kaum noch jemanden zu tangieren scheint. Wo eben noch die mehr oder minder schleichende Bedrohung eines neuartigen Virus und der Streit um die Impfpflicht war, herrscht heute ein Krieg. Ein rasanter, ein brutaler Wechsel, auf den auch Schriftsteller Wladimir Kaminer in einem am Samstag abgesetzten Post aufmerksam machte, als er schrieb: "Wie gern würde ich die Zeit zurückdrehen, damit alles wieder so wäre wie früher" Gemeint ist eine Zeit, in der nicht "Bundeswehrgeneräle und Atomraketenexperten, sondern Virologen" in den Talkshows saßen.

In Bezug auf die Berichterstattung äußerste sich Kaminer kritisch. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine würden die Nachrichten immer skurriler. Gerüchte würden hochgekocht, kontraproduktive Boykott-Aktionen beworben. Über den medialen Umgang mit dem Krieg hatte sich der Autor bereits früher schon geäußert, wie auch zu der Tatsache, dass russische Bürgerinnen und Bürger ausgeschlossen und diffamiert werden.

"Alle fassen mit an"

In seiner Heimatstadt könne er allerdings positive Beobachtungen machen: "Hier in Berlin helfen die Menschen aller Nationalitäten, die vom Krieg Geflüchteten einzuquartieren, humanitäre Güter zu sammeln und zu transportieren. Deutsche, Russen, Ukrainer, alle fassen mit an und werden nicht nach ihrem Pass gefragt."

Noch einmal verwies der Bestsellerautor ("Russendisko) darauf, dass es sich bei diesem Krieg um eine "Schlacht der Freiheit gegen die Knechtschaft" handle, in der die Ukrainer auch für die Russen, für unser aller Freiheit kämpften. "Wir müssen alles tun, um sie zu unterstützen, Geflohene und Verletzte versorgen, mit Putins Regime keine Geschäfte machen, und ihr werdet sehen, dass die Russen sich gar nicht so sehr von den anderen Völkern unterscheiden. Für die Freiheit allein stehen sie nicht vom Sofa auf, für die Wurst gehen sie durch die Decke."

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