Verlag Eksmo-AST nimmt letzten Teil der Doktor Garin - Trilogie aus dem Programm

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Wladimir Sorokin Wladimir Sorokin Wladimir Sorokin ist einer der bekanntesten zeitgenössischen russischen Schriftsteller. Haemmerli, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Wladimir Georgijewitsch Sorokin ist ein bekannter russischer Schriftsteller und Dramatiker, der 1955 in Moskau geboren wurde. Sorokin ist für seine oft provokativen und experimentellen Werke bekannt, die verschiedene literarische Stile und Genres mischen. Seine Literatur beinhaltet Elemente des Surrealismus, der Science-Fiction und der postmodernen Satire.

Sorokin trat zuerst in den 1980er Jahren in Erscheinung, als seine Werke im Untergrund verbreitet wurden, da sie nicht den offiziellen sowjetischen Kunstnormen entsprachen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden seine Bücher offiziell veröffentlicht und erlangten internationale Anerkennung. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Der himmelblaue Speck", in dem er eine alternative Geschichte Russlands darstellt, und "Das Eis", eine dystopische Trilogie, die metaphysische Themen erforscht.

Sein Werk hat in Russland oft Kontroversen ausgelöst, insbesondere wegen seiner Darstellung von Gewalt und seiner kritischen Sicht auf die russische Gesellschaft und Politik. Trotz oder gerade wegen seiner oft herausfordernden Inhalte gilt Sorokin als eine der markantesten Stimmen der zeitgenössischen russischen Literatur.

Einfluss Moskaus auf die Verlegung Sorokins Büchern

Das Vorgehen des Verlags Eksmo-AST, den letzten Teil „Nasledie“ (Das Erbe) der „Doktor Garin“-Trilogie von Wladimir Sorokin wegen angeblicher LGBT-Propaganda aus dem Programm zu nehmen, ist ein beunruhigendes Beispiel für die zunehmenden Einschränkungen der Meinungs- und Kunstfreiheit in Russland.

Sorokins Bücher werden in Russland stark kritisiert und erscheinen nicht mehr. Der Vorwurf lautete oft, dass seine Werke "pornografisch" seien und "anti-russische" Gefühle schüren würden. Diese Vorwürfe sind in der Kontextualisierung seiner Werke zentral, da sie die gesellschaftliche und politische Spannung widerspiegeln, die in Russland hinsichtlich der Freiheit der Kunst und Meinung besteht.

Die russische Regierung hat in den letzten Jahren die Gesetzgebung und Kontrolle in Bezug auf Medien und Publikationen verschärft, insbesondere in Hinblick auf Inhalte, die als politisch sensibel oder gegen die „traditionellen Werte“ Russlands verstoßend angesehen werden. Dazu gehören strenge Gesetze gegen „LGBT-Propaganda“ und die zunehmende Kriminalisierung von Aussagen, die als diskreditierend für das Militär oder die Regierung betrachtet werden.

Sorokin, der bekannt dafür ist, in seinen Werken gesellschaftliche und politische Themen kritisch zu reflektieren, steht damit in einer Reihe mit anderen Kulturschaffenden, deren Arbeit in Russland zunehmend reglementiert wird. Dieser Trend zur Zensur spiegelt die wachsenden Herausforderungen wider, mit denen sich Künstler und Intellektuelle in einem zunehmend autoritären politischen Klima konfrontiert sehen.

Die "Doktor Garin"-Trilogie

Die „Doktor Garin“-Trilogie besteht aus den Werken „Der Schneesturm“, „Doktor Garin“ und „Nasledie“ (Das Erbe). Diese Bücher erforschen die ethischen und moralischen Dilemmata, die durch den Missbrauch wissenschaftlicher Entdeckungen und Technologien entstehen.

Der Schneesturm

Im ersten Band, „Der Schneesturm“, wird Doktor Garin als junger Landarzt vorgestellt, der versucht, eine Impfung zu verteilen, um die Bevölkerung eines abgelegenen Dorfes vor einer rätselhaften Krankheit zu schützen, die Menschen in Zombies verwandelt. Dieser Teil der Trilogie setzt sich mit Themen der Isolation, der Wissenschaft als Rettung und der unerwarteten Konsequenzen menschlichen Handelns auseinander. Garin ist hier noch stark von Idealismus getrieben und glaubt fest an die Macht der Wissenschaft, das Leben der Menschen zum Besseren zu verändern.

Doktor Garin

„Doktor Garin“, setzt die erzählerische Odyssee fort, die in „Der Schneesturm“ begann, und entführt den Leser in eine dystopische Zukunft, in der der Protagonist, Doktor Garin, eine zentrale Rolle spielt. Zehn Jahre nach den Ereignissen des ersten Buches hat sich Doktor Garin erheblich weiterentwickelt und ist nun der Chefarzt einer psychiatrischen Klinik im Altaigebirge. Der Roman ist eine scharfe Satire auf die moderne Gesellschaft und die politische Landschaft, die durch die überzeichneten Darstellungen und die absurde Handlung hervorgehoben wird. Sorokin nutzt die dystopische Erzählung, um tiefgreifende Fragen über die Rolle der Technologie, die Natur der Macht und die Bedeutung der Menschlichkeit in einer zunehmend dehumanisierten Welt zu stellen.

„Nasledie“ (Das Erbe)

Der abschließende Teil der Trilogie, der durch den Verlag Eksmo-AST aus dem Programm genommen werden soll, setzt sich mit den Nachkommen von Garin auseinander, die im vorherigen Roman gezeugt wurden, und spielt größtenteils in einem Zug. Das Setting in einem Zug symbolisiert möglicherweise eine unaufhaltsame, vorbestimmte Bewegung durch das Leben und die Geschichte. In diesem Band setzt Sorokin die Erzählung fort und bietet trotz der vorherrschenden Düsternis ein Happy End, was sowohl eine Abkehr von typischen dystopischen Enden sein kann als auch eine Betonung auf das Mantra, dass "Die Hoffnung kein Kleidungsstück ist" – sie kann und darf nicht einfach abgelegt werden.

Zu hoffen bleibt für seine begeisterten Leser hier, eine schnelle Publikation in deutscher Sprache.



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