Sebastian Fitzek: Passagier 23 Das Alptraumschiff mit Sebastian Fitzek

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Endlich liegt "Passagier 23" auch als Taschenbuch vor. Sebastian Fitzek zeigt darin, dass eine Seefahrt nicht unbedingt lustig sein muss.

Foto: Knaur

Kaum ein Autor schafft es, gleich drei Romane in die Top Ten zu bringen. Sebastian Fitzek ist dies gelungen: Neben "Das Joshua-Profil" und "Die Blutschule" stand "Passagier 23" als Taschenbuch-Veröffentlichung wochenlang auf den vorderen Verkaufsrängen.

Auf See kann keiner fliehen

Dabei ist bereits der Schauplatz interessant. "Passagier 23" spielt auf einem Kreuzfahrtschiff und hat damit das Zeug, einen ähnlichen Reiz wie "Tod auf dem Nil" zu entfalten. Keiner kann fliehen, keiner kann zur Hilfe eilen.

Aber natürlich hat ein Autor wie Sebastian Fitzek nicht im Entferntesten im Sinn, eine harmlos-liebenswürdige Mörderhatz im Stil von Agatha Christie zu veranstalten.

Vielmehr sticht er bereits mit hohem Adrenalinpegel in See. Polizeipsychologe Martin Schwartz ist ein reichlich kaputter Typ. Vor fünf Jahren sind seine Frau und sein Sohn auf einem Kreuzfahrtschiff über Bord gegangen. Er betäubt seinen Schmerz, indem er selbstmörderische Polizeieinsätze als verdeckter Ermittler unternimmt. Da ist sich der Held nicht zu schade dazu, sich mit HIV zu infizieren, um eine illegale AIDS-Vergewaltigungsparty auffliegen zu lassen oder schlägt sich selbst schon mal einen Zahn aus, um sich im Milieu zu tarnen. Schwartz ist jedes Mittel recht, er will nur nicht mehr an seinen Verlust denken und vor allem nie mehr im Leben einen Fuß auf ein Kreuzfahrtschiff setzen.

Der Anruf der alten Dame

Bis er einen Anruf einer alten Dame erhält: Die schrullige Schriftstellerin will Martin Schwartz unbedingt auf das Kreuzfahrtschiff "Sultans of the Seas" locken. Vor Wochen ist auf dem Schiff ein Mädchen mit ihrer Mutter verschwunden. Alles deutete darauf hin, dass die Mutter ihre Tochter zum gemeinsamen Selbstmord über die Reling gehen ließ. Doch plötzlich ist das Mädchen wieder da - und hat den Teddy von Martins Sohn im Arm.

Schnell wird klar, dass im Bauch des Schiffes noch reichlich Leichen liegen. Schwartz ermittelt in einem Fall, dessen Ausmaße er überhaupt nicht abschätzen kann.

Fazit: "Passagier 23" liest sich mit routiniert eingebauten Spannungsmomenten rasant und spart nicht mit überraschenden Wendungen. Was sich da so im Kreuzfahrtschiff abspielt, hat wenig vom Traumschiffambiente: Es wird gemordet, gestohlen, vergewaltigt und gefoltert, und, als sei es damit nicht genug, ein Opfer von Parasiten langsam von innen aufgefressen.

Da wäre weniger mehr gewesen: Die Vielzahl an Schockeffekten macht die Seereise phasenweise zur Geisterbahn, während die Selbstverstümmelungen des Helden einfach zu unglaubwürdig sind. Auf der Habenseite verbucht Fitzek allerdings wieder Spannung pur und führt den Leser schnell durch die Handlung. "Passagier 23" ist vielleicht nicht der beste Fitzek aller Zeiten, aber der Mann konkurriert halt mittlerweile mit sich selbst. Und das sollte einiges heißen.

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