Wer hat meinen Vater umgebracht (französischer Originaltitel: Qui a tué mon père) ist ein autobiographisches Essay des französischen Schriftstellers Édouard Louis.[1] Zentral ist die Beziehung zwischen dem Autor und seinem Vater, die sich von einer anfänglichen beiderseitigen, schweigenden Verachtung zu einem gegenseitigen Verständnis und einer spät eingestandenen Liebe entwickelt. Das Essay mündet in eine scharfe Anklage gegen einzelne Politiker und die Politische Klasse im Allgemeinen, deren Entscheidungen nach Ansicht des Autors für die Schwächsten der Gesellschaft eine Frage von Leben oder Tod bedeuten können.[2] Das Essay knüpft inhaltlich an seinen Roman Das Ende von Eddy an.

Das Essay erzählt in nicht-chronologischen Episoden aus der von ärmlichen Verhältnissen und häuslicher Gewalt beherrschten Kindheit und Jugend des Autors. Der Autor beschreibt ein durch den Männlichkeitswahn des Vaters bestimmtes Familienleben in einem Dorf der Picardie.[3] Die Angehörigen schwanken zwischen Anpassung an die kärglichen Lebensumstände und einer paradoxen Selbstbehauptung, die Würde und Selbstwirksamkeit in Äußerlichkeiten und damit letztlich doch in Anpassung findet.[4] Die beschriebenen Situationen aus dem Leben im Unterschichtenmilieu sind von Hilflosigkeit, Demütigung, Scham und Alkohol geprägt. Obgleich immer wieder ein Ausbruch aus diesem Teufelskreis möglich scheint,[5] gelingt er vor allem dem Vater nicht. Der Autor, der homosexuelle Sohn, berichtet in vielen Episoden, wie er und der machistische und rassistische Vater sich durch Einsicht in die Lebensweise des anderen schließlich doch noch annähern.

Quelle: Wikipedia

Wer hat meinen Vater umgebracht

AutorInnen wie Didier Eribon, Annie Ernaux und Edouard Louis haben das Thema der sozialen Klassenunterschiede wieder in die Literatur getragen. Zuletzt veröffentlichten auch hierzulande Autorinnen und Autoren Romane, die von einer Jugend in außerakademischen Gefilden erzählten. Kann man sich aus einer Klassenherkunft herausschreiben? Bild: Pixabay (Symbolbild)
Meinung

Die Klasse als Chance?

Dass vermehrt über den sozialen Status als Ausgangspunkt für Diskriminierung und Unterdrückung gesprochen wird, ist ohne Frage begrüßenswert. Trat die Klasse als Stigma in den öffentlichen Debatten der vergangenen Jahre oftmals hinter augenscheinlicheren Aspekten wie Geschlecht und/oder Hautfarbe zurück, wird aktuell vermehrt auch über Klassismus - im Übrigen eine über 200 Jahre alte Bezeichnung - gesprochen. In der Literatur wird dem Thema Klasse bereits seit einigen Jahren große Aufmerksamkeit ...
Édouard Louis schreibt über die verwundeten Körper der französischen Arbeiterklasse. Eine engagierte Literatur, die man vergessen glaubte. Quelle: S. Fischer Verlag
Redaktionelle Empfehlung

Einmischen! Unbequem werden!

Der 26-jährige Autor Édouard Louis wird längst als Shooting-Star der französischen Literatur gefeiert. Seine Prosa ist roh, kämpferisch, anklagend und konfrontativ. Sein neues Buch trägt den Titel "Wer hat meinen Vater umgebracht" und wird als literarisches Äquvivalent zur Bewegung der Gilets Jaunes (der Gelbwesten) gehandelt.
Um die Veränderungen und die Auseinandersetzungen in Frankreich geht es in der kommenden Ausgabe von "ttt - titel thesen tempramente". Drei neue Bücher nehmen sich dem Thema an. Quelle: Wikipedia
Aktuelles

Was ist eigentlich in Frankreich los?

In Frankreich tobt der Gelbwestenkampf. Inmitten der Auseinandersetzungen erscheinen drei neue Bücher, die sich auf unterschiedliche Weise mit der unfassbaren Wut des Landes auseinandersetzen. Diese werden unter anderem Thema der kommenden Ausgabe von "ttt - titel thesen tempramente" am Sonntag, 27. Januar sein.

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